Die Zeit hat mal wieder einen interessanten Artikel veröffentlicht:
Es handelt sich dem äußeren Anschein nach um eine Nachricht auf der Grundlage einer empirischen Untersuchung/Umfrage.
Das Frappierende an dieser „Nachricht“ ist nun, dass sie vor ziemlich genau 3 Monaten so ähnlich schon in der Online-Satire-Zeitung „Der Postillon“ zu lesen war:
Achten Sie auf die Krawatten: selbst die Bebilderung des ZEIT-Artikels wirkt wie dem satirischen Artikel abgeschaut. Es handelt sich offensichtlich in beiden Fällen um Fotos von der großen Übergabe-Show Gabriel->Schulz. Nun also der gedachte Salto rückwärts.
Fragen an die ZEIT und die Medien
Wie sollen wir künftig Nachrichten von Satire unterscheiden? Was sind Nachrichten noch wert, wenn wir sie 3 Monate im Voraus als Satire lesen können? Welche Rolle spielen Umfragen, wenn ein Satirebeitrag das Ergebnis um Monate im Voraus formulieren kann? Wurde der inhaltsleere Schulz-Effekt erfunden und verstärkt, damit Schulz leichter und mit dem richtigen Timing wieder heruntergeschrieben werden kann? Wer soll für solche „Information“ und „Analyse“ noch zahlen? Wer wundert sich angesichts dieser Umstände noch, wenn Leute von „Lügenpresse“ sprechen?
Fragen an die SPD
Wie konnte die SPD hoffen, mit einer inhaltslosen Schulz-Show diesen Wahlkampf erfolgreich zu bestehen? Was ist der Daseinszweck einer Partei, wenn es die politischen Inhalte nicht sind? Warum hat die Parteibasis die Leere des Schulz-Kultes nicht erkannt und mehr gefordert? Warum hat die Parteiführung all die Schwächen und Lücken nicht erkannt, die sich Satirikern und Kritikern förmlich aufgedrängt haben und die auch die Strategen der Gegenseite gründlich ausgeschlachtet haben?
Das Wissen ist da
Alle diese Fragen werden unter dem ZEIT-Artikel in Leserkommentaren intelligent angesprochen. Und die Nachdenkseiten haben gerade heute dieselben Fragen im Zusammenhang mit den Kommentaren zu Schulz in der Süddeutschen Zeitung erörtert. Die Haltlosigkeit des Schulz-Hypes wurde dort seit Monaten thematisiert. Auch der SPD-Dissident Guido Reil hat bereits in einem Interview im Februar seine Verwunderung über den Schulz-Effekt geäußert.
Fazit: Die Menschen, die das nötige Verständnis haben und auch äußern, sind nicht (mehr) in der SPD. Nur so ist zu erklären, dass sich diese Partei von den Medien wie ein Tanzbär vor und aufs Glatteis führen lässt.
Der Seitenhieb auf Seehofer im selben Beitrag der ZEIT ist ein eigenes Thema und in Hamburger Wochenzeitungen erwartbar.
Nachtrag 10.8.2017:
Übermedien hat sich gestern eines anderen Beitrags der ZEIT angenommen, in dem Schulz (zu Unrecht) in ein schlechtes Licht gerückt wurde. Zusammen ergibt es ein Bild.
Vor 4 Jahren hat die ZEIT einen Artikel über den Postillon veröffentlicht: Geld verdienen mit Galgenhumor. Zwei Dinge sind daran zu erkennen: Erstens ist der Postillon weit über Galgenhumor hinausgewachsen, denn er enteilt heute in der Analyse gelegentlich den „seriösen“ Medien um Monate. Zweitens ist die ZEIT trotz aller Kritik eine Zeitung, die etwas zu bieten hat, heterogen mit Tiefen, aber auch mit Höhen. Keine Zeitung lese und verlinke ich häufiger.
Ein Gedanke zu „ZEIT parodiert Postillon“
Kommentare sind geschlossen.