Drei Mal haben Polizisten in Deutschland am gestrigen Freitag auf einen Messerschwinger geschossen. Zwei der Getroffenen sind gestorben, einer wurde schwer verletzt.
Details zu den Fällen
Bremen-Gröpelingen:
Ein 54-jähriger Marokkaner, dessen Wohnung Tage zuvor geräumt wurde, weigert sich, zur Polizeiwache mitzukommen und zieht ein Messer. Nach einem längeren Wortgefecht, das die Polizisten energisch und mit gezogener Waffe führen, rennt der Mann gezielt auf einen Polizisten los und wird erschossen.
Es existiert ein detailliertes Video vom Ablauf, auch in noch längeren Fassungen bis zum tödlichen Schuss. Manche Medien berichten über eine ‚psychische Störung‘, aber man könnte im Ablauf auch einen ’suicide by cop‘ sehen, also einen aussichtslosen Angriff auf einen Polizisten in der Absicht, sich das Leben nehmen zu lassen. Der Mann war objektiv eine arme Sau, aber der angegriffene Polizist hätte es sehr schwer gehabt, Lebensgefahr für sich oder andere in der Nähe Befindliche auszuschließen, wenn er nicht geschossen hätte.
Twist, Emsland, Niedersachen:
Der angeblich mit einem Messer bewaffnete, bereits vorher gewalttätig auffällige Guineer wurde am Oberschenkel getroffen und verstarb später im Krankenhaus.
Über Hintergründe und Vorgeschichte des 19-jährigen Ladendiebs habe ich bisher nichts gefunden, bleibe aber dran.
Es hat sich etwas verändert
Zur Einordnung dieser Häufung ist diese Meldung von 2019 sehr hilfreich:
Man sieht, dass Schusswaffeneinsätze mit solchen Folgen nicht allzu häufig vorkommen und sich am 19.06.2020 extrem gehäuft haben: 3 schwere Fälle also 7% eines Jahreskontingents, dabei 2 Tote, also ca. 18%. Der gestrige Tag hat also wie mit dem Brennglas ein Problem beleuchtet und dabei zwei Erkenntnisse befördert:
- Messer sind eine große Gefahr für die Polizisten und dafür sind sie offensichtlich stark sensibilisiert und handeln entsprechend professionell: vorschriftsgemäß, aber ohne Illusionen und übertriebene Zimperlichkeit in drei verschiedenen Bundesländern (davon 2 SPD-regiert)
- Die Mehrheit der Messerstecher vom Freitag hatte ausländische Wurzeln.
Das ist eine Stichprobe, mehr nicht, aber auch nicht weniger. Die Stichprobe zeigt entweder eine extrem zufällige Häufung oder einen Trend.
Faktencheck als Schönschreiberei
Die offensichtliche, schlaglichtartige Häufung ist deshalb so interessant, weil es vor gut 2 Jahren eine heftige Debatte über das Thema ‚Messerepidemie‘ oder ‚Messerpest‘ gegeben hat. Dabei haben die sogenannten ‚Faktenchecker‘ ihr bestes gegeben, um das Thema kleinzuschreiben
Die Tagesschau berichtete zwar mit demselben Absperrband, das auch bei den gestrigen Fällen im Einsatz war, aber offensichtlich aus einem anderen Land:

Auch ‚Correctiv‘ schlug in dieselbe Kerbe der großen Datenlücken:

Weil der Messereinsatz in einigen Bundesländern noch nicht systematisch erfasst wurde, halfen Datenlücken, das Thema kleiner zu schreiben, als es tatsächlich schon groß genug war, damit die Polizei das Thema intensiv trainierte. Hinter den entschlossenen und professionellen Polizeieinsätzen von gestern stecken natürlich Erfahrung und Ausbildung von mehr als nur 2 Jahren.
Und mancher gezählte Fall hat mit dem Messer ja gar nicht gestochen, sondern „nur gedroht“ . Das ist natürlich eine Haarspalterei, wie ebenfalls der gestrige Tag zeigt: keiner der angeschossenen Messerschwinger ist dazu gekommen, das Messer wirklich gegen einen Polizisten einzusetzen. Es ist bei einem (letzten) Drohen geblieben.
Medienvielfalt – taz schießt den Vogel ab
Die einfache Botschaft war natürlich in der differenzierten ZEIT dieselbe wie in der seriösen Tagesschau und wurde von ‚Correctiv‘ keineswegs korrigiert: „alles halb so wild, aber AfD…“

Aber den Vogel schoss schon damals die taz ab: statt sich mit dem Thema wenigstens pro forma ernsthaft zu beschäftigen, machte sie sich über die Sorgen wegen des wachsenden Messerproblems herzhaft lustig:

Es war schon damals alles nur lustig und Satire bei der taz, aber das will auch die CSU nicht mehr wirklich hart kritisieren, sondern nur ein wenig tadeln.
Nachtrag 21.06.2020
Der Ladendieb vom Königsplatz in Augsburg, der ein Feuer gelegt hat und dann angeschossen wurde, ist inzwischen außer Lebensgefahr. Nach Medienberichten mit Polizeiangaben handelt es sich bei ihm um eine Person „mit deutscher Staatsangehörigkeit ohne jeglichen Migrationshintergrund“. Nach anderen Medienberichten ist er in der Augsburger Alkohol- und Drogenszene bekannt.
Nachtrag 22.06.2020
Es wäre falsch zu glauben, dass die drei oben berichteten Polizeieinsätze die einzigen „Vorfälle“ mit einem Messer gewesen wären: In Stuttgart wurde eine Frau auf offener Straße erstochen:
Nachträge 07.07.2020
Bis in die Details zu Täter und Motiv hat sich der Messermord von Stuttgart gestern bei Obergünzburg im Allgäu wiederholt: ein afghanischer Staatsangehöriger hat in einem Linienbus seine getrennt lebende Frau erstochen. 10 im Bus mitfahrende Schulkinder mussten die Tat mitansehen.
Am Abend hat wiederum die Polizei in Mainz einen Mann mit Messer erschossen. Der Täter soll 57 Jahre alt und russischer Staatsbürger sein.
Es ist schlicht nicht mehr haltbar, dass es in Deutschland kein Sicherheitsproblem durch Messer gibt. Es sei denn der Staat will den Bürgern erklären, seine Polizisten würden grundlos Menschen erschießen.