Es ist kalt. Normal!

Im Mai habe ich über das international kalte Frühjahr berichtet.
Hand aufs Herz: es ging in Deutschland auch mit einem Scheiß-Sommer weiter:

Wieder mal ein Scheiß-Sommer

Es wurde ein Sommer, wie er z.B. in meiner Kindheit in den 1970er Jahren häufiger vorkam: viel Regen, wenig Wärme.
Mein schönster Tag im August an der Nordsee war ein Tag mit Sonne und 21°C auf Langeoog:

Toller Strand auf der Seeseite, tolle Wellen, aber anders als 2007, 2009 und 2012 in diesem Jahr ohne jedes Südsee-Feeling. Damals in den heißen Jahren hatten wir im August einige Mal 30°C.
Dieses Jahr hätten sie an der Küste eigentlich keinen so echten Freibad-Tag gehabt, sagte uns ein Mädchen auf einem Reiterhof bei Dornum.
Daheim am Alpenrand war es ein wenig besser, denn bei uns war der Sommer im Juni:

Zu dem Zeitpunkt lag bei 2000 Meter noch ungewöhnlich viel Schnee, die Weilheimer Hütte in Sichtweite hatte deshalb noch geschlossen. Dann kam der große Juli-Regen, danach ein kühler August und dann kam der Herbst.
Nicht ganz so früh mit viel Schnee wie letztes Jahr, aber früher als vor zwei und auch vor drei Jahren lag auf 2000m Höhe wie hier auf der Seekarspitze wieder ordentlich Schnee:

Mitte Oktober 2021 Achensee: Schnee über 1600m

Es war zwar kühl, aber ein wunderbarer Touren-Oktober in diesem Jahr mit schönem, sonnigem Bergwetter und ohne Batz auf den Wegen. Normales Wetter ohne globale Erwärmung ist auch nicht unbedingt eine Katastrophe!

International blieb es auch ziemlich kalt

Im Frühjahrsbeitrag hatte ich bereits darauf hingewiesen, dass es gleichzeitig nicht nur in Deutschland und Europa und vielen Regionen der Nordhalbkugel kalt war, sondern auch in Südafrika und Brasilien auf der Südhalbkugel.
Dieser Trend hat sich jetzt durch einen spektakulären Kälterekord bestätigt:
Die Wetterstation Scott-Amundsen am Südpol auf 2835m Seehöhe
(Wikipedia: Jahresdurchschnittstemperatur beträgt −49 °C, mit Schwankungen zwischen −13 °C und −82 °C) hat gerade einen neuen Allzeitrekord vermeldet, der in Deutschland kaum beachtet wurde:

Die Meldung rechts ist hier im Original nachzulesen.
Auch andere englischsprachige Medien haben die Nachricht gebracht:

Die Durchschnittstemperatur im Winterhalbjahr von -61°C von März bis September lag 2,5°C unter dem 30-jährigen Durchschnitt. Und das ist ein markanter Ausstieg aus jedem Erwärmungstrend, wie diese Zeitreihe grafisch aufzeigt:

Natürlich wird in vielen Publikationen der Eindruck bestritten, dass solche Minus-Rekorde, auch wenn sie in diesem Jahr vielfach aufgetreten sind, einen Erwärmungstrend widerlegen, aber das muss man nicht zu 100% ernst nehmen: eine fortgesetzte Reihe von Kälterekorden muss zwingend einen Erwärmungstrend irgendwann widerlegen. Nur wann das endgültig passiert ist, ist noch nicht klar.

Medienecho

Ich habe keinen vernünftigen Bericht in einem großen „seriösen“ deutschen Medium über den Rekordwinter in der Antarktis gefunden. Offensichtlich ist diese Tatsache, selbst mit (wenig überzeugenden) Relativierungen, nicht gut für den Glauben an das Klimawandel-Narrativ.
RTL hatte was dazu, aber garniert mit dem Blödsinn, dass es „in Europa drückend heiß“ war. Wir haben alle erlebt, dass es in Europa nicht drückend heiß war, jedenfalls nicht überwiegend, sondern vielleicht mal eine Woche im Süden oder Südosten, wo es regelmäßig mal heiß ist im Sommer. Normale Sommerhitze eben.
Diverse Wetterseiten haben es allerdings berichtet, und oppositionelle Medien haben sich die Kältewelle natürlich nicht entgehen lassen, um mal wieder ein wenig am Narrativ der gefährlichen und ewigen Erwärmung der Erde zu kratzen. EIKE hat natürlich berichtet. Nicht von der Scott-Amundsen, sondern von der dt. Neumayer-Station gab es sogar eine Zeitreihe mit stark fallendem Trend:


Dazu gab es davor schon einen Hintergrundbericht über die langfristige Abkühlung der Antarktis, der dadurch nur noch bestätigt wurde.

Die Mehrheit der Medienkonsumenten wurde darüber aber weit weniger informiert als über irgendeinen Waldbrand in Kalifornien oder Australien.

Fazit

Daten, die auf ein Ende des Erwärmungstrends der letzten Jahrzehnte hinweisen, haben sich 2021 auffällig gehäuft und verdichtet. Das Phänomen ist global beobachtbar und passt besser zu einer Prognose des Klima-Außenseiters David Dilley, der eine Abkühlung ab 2020 vorhersagte, als zu den in vielen Medien beliebteren Modellen mit der ewigen Erwärmung:

Ausblick

Der Münchner Merkur kündigt seit September ständig und immer schriller einen harten Winter an:

Ich bin ja kein Experte und weiß deshalb nicht, wie der Winter wirklich wird, sondern lese nur und belustige mich mit den Texten:

Merkur warnt vor Kälte in der Erwärmung

Der Winter soll also normal werden, aber trotzdem irgendwie zu kalt für uns wärmeverwöhnte Klimageschädigte.
Ich übersetze das mal:
Es könnte kalt werden, aber bitte trotzdem nicht an der globalen Erwärmung zweifeln!
Aber vielleicht kommt es auch anders:
Wenn der Meteorologe kräht auf dem Mist, dann ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist.

Munich Climate Conference 2019

(Zur deutschen Version dieses Berichts)
Last weekend, the climate conference of EIKE took place here in Munich. I went there to listen to the following lectures:
ProgramSaturdayMorningIn this blog post, I summarize these lectures and add links to the video clips for you to follow the lectures on your own and in full detail (Only the first talk was in German and is not easily accessible for most of the international public).

Christian Schlüchter, Switzerland

Prof. em. Christian Schlüchter is a geologist and has studied the glaciers of the Alps in great detail. He reports the findings of very old timber in and below glaciers and what those trees taught him about the glacial epochs of the Alps:
Schlüchter1
The video clip of the 40 minute talk (in German) is available here.
One of the most intuitive finds of Schlüchter’s is this huge tree trunk, found at a glacier tongue (see the most beautiful glacier snout behind!).
This place nowadays is clearly above the limit of vegetation and still there is this tree which attracted Schlüchter’s curiosity and fuelled his research: How old is it? Where and under what conditions has it grown and why is it here:

SchluechterBaum

The first part of his humerous talk covered how such records (timber, turfs, insects etc) have been found and age dated using 14C as a standard method.

The most important slide of his talk shows the last 12,000 years: lower scale from 10,000 BC to 2,000 AC. At the top, the summer temperature deltas compared to 2005 are shown, in the lower half the glacier extent compared to 2005:

SchlüchterÜberblick

Long periods of time in the last 12,000 years, temperatures were higher than in 2005. Early on, from 10,000 to 8.800 BC, and again in the last few hundred years temperatures were significantly lower.
In color, he shows fossil records of his work and those of other research groups all over the world (KGI=King George Island, SVA=Svalbard, CUM=Cumberland Peninsula, SJ=Schnieder Joch/Switzerland). Among his fossil records is also a well-preserved wasp (German: Die WESPE) found in a junk of turfs from under a glacier. The most renowned fossil record, of course is ‚Iceman‚, Europe’s oldest known natural human mummy, found on a glacier at the Italian/Austrian border in 1991.

The key message from this slide is that all of these records were left in times when the alpine glacier extent was smaller than in 2005.

Warm periods: more life

The timberline was at least 300 meters higher which indicates a minimum of 1.8° C higher temperatures. An example of this gives Hannibal, who managed to cross the Alps with elefants because the higher regions were much less covered by ice than in recent centuries.

Warm periods: more civilization

As his summary, Schlüchter gave the following facts:

  • More than 50% of the last 11000 years alpine glaciers were smaller than 2005
  • This fact he baptized ‚dominance of the Hannibalistic world‘
  • Alpine glaciers have shown huge dynamics
  • events of glacier growth were fast and short
  • the little ice age (from the end of the medieval warm period to about 1850) was the longest glacier extension since the last ice age 12000 years ago
  • every warming followed an accelerated course

At the end of his talk, Schlüchter was asked whether and when the Himalayas glaciers would be ice-free as suggested by some. He answered that he does not do prognostics, obviously not very interested in getting into the hottest climate debates.

Find more information about:

Nicola Scafetta, Italy

Nicola Scafetta is an italian physicist und climate modeller who works at Naples university. He is well-known for his criticism of IPCC climate models and, of course not uncontested for creating his own climate models and comparing them to IPCC results. His talk in Munich again took aim at the weaknesses und faults of IPCC climate models:

Scafetta1
His talk took 52 minutes and is available here.
He started by discussing the climate forcings in IPCC models and noted that the solar component they introduce in the models ( I marked that with a blue frame) is negligible compared to anthropogenic forcings:
ScafettaIPCCModelle

Then he presented the results of the IPCC models which, at first sight, support them and are promoted by the IPCC:

ScafettaIPCCArgument

After a short excursus why the argument does not hold as much water as suggested he discussed several areas where the climate models according to him are constantly failing. A key case is the medieval warm period, which he showed here together with the Roman warm period and the modern warm period. This tells us that he does not, of course, deny climate change as such:

ScafettaMediavalWarmPeriod

On this slide, he states that the IPCC models (light blue line) fail to reproduce the medieval warm period (red real data) in the left part of the chart:

ScafettaModelFailure

He notes that the models tend to reproduce the notorious ‚hockeystick‘ shape and therefore fail at the medial warming bump!
(This is an echo of a very old climate change controversy, documented here)
He also shows similar failures for longer periods and demonstrates that the ulimate reason for this is that the models are not capable of reproducing climate variations which follow periodic solar activity.

Therefore, ten years ago, he contrasted his own model forecasts, which take those into account, (black line) to those of the IPCC (dashed blue line), which leads to the climax of the talk:

ScafettaPrognosenVor10Jahren

Ten years later, after noting that the El Nino spikes in the real data (black line) are a separate problem, he left it to the audience to judge which model was better : IPCC 2013 models (green ribbon area) or Scafetta 2013 model (yellow ribbon area):

ScafettaDatenheute

Well, they both are not perfect which denies the claim that the „science is settled“. But Scafetta has a point if only he represents data and forecasts correctly.

After this, his  summary is not much of a surprise:

ScafettaFazit

Nir Shaviv, Israel

Nir Shaviv is a well-known but moderate climate skeptic. Besides the lecture on alpine glaciers by Christian Schlüchter, he was my main reason to choose this half day from the conference program:
NirShaviv1 The video of Shaviv’s 39 minutes talk is available here.
Shaviv continued where Scafetta had ended and discussed the IPCC world and its errors.
For a start, he presented its lines of thinking:

ShavivIPCC

Next, he discussed the validity of each building block, marked the errors und deconstructed the standard picture. He emphasized that the climate sensitivity of CO2 is a priori unknown and largely overestimated by the IPCC:
ShavivCo2Sensitivity

He judged it a severe shortcoming that other forcings than green house gases are ruled out by the IPCC: the sun!ShavivSun

He pointed out that the IPCC overestimates climate sensitivity of CO2 at the expense of solar influences. While IPCC modelers managed to hide this for 20th century data, it will lead to a serious overestimate of temperatures in the 21st when solar influences will be cooling. He therefore expects a much lower temperature rise than predicted by the IPCC, a modest (and manageable) one:

ShavivNoCatastrophe

He presented several arguments why climate sensitivity of CO2 is (drastically)  overestimated. As a first example, known temperature changes by previous volcano eruptions have been much lower than the models suggest:

ShavivSensitivityEvidence1

Second, much higher than today’s CO2 concentrations in the history of the earth had apparently very little to no impact on temperatures (which is in fact a standard argument for every amateur climate skeptic):

ShavivSensitivityEvidence2

Using physical arguments Shaviv manages to set an upper limit for the climate sensitivity of CO2. This should convince the audience to accept additional forcings behind the 20th century temperature rise. Like Scafetta he points at a solar driven forcing.

In this way, self-assured Shaviv arrives at a scathing judgment about climate science (red frame is mine):

ShavivFazit

To finish, he points out that the link from solar activity to earth temperature need not be direct solar irradiation but could be more indirect interactions. This leads him to hand over to Henrik Svensmark with whom he apparently is closely harmonized, because Svensmark presents a possible interaction of solar activity with earth climate from his own research:

Henrik Svensmark, Denmark

Henrik Svensmark is a Danish physicist und climate researcher. As other speakers he reports that he finds it more and more difficult to raise funds for his research because its results contradict the IPCC position:

Svensmark1
His talk of 32 minutes is available here.
The mechanism he investigated is the influence of cosmic rays on the creation of clouds. This happens through creation of ions which serve as clouding seeds in the atmosphere:

CosmicRayCloudLink

By experiments and also by correlation measurements Svensmark has investigated this mechanism of cloud creation by cosmic rays.
This is interesting because IPCC researchers cite reduction of cloud creation by global warming as a possible positive feedback mechanism which could escalate global warming to catastrophic levels. Svensmark assumes that it provides a way how solar activity, via its solar winds, has a climate impact on the earth which adds to the direct impact of solar irradiation to the earth.

The importance of cloud creation as a cooling climate factor is thus undisputed, unlike Svensmark’s conclusion:

SvensmarkConclusion

As Shaviv has oulined in his talk, Svensmark’s research opens an indirect channel by which solar cycles could have more impact on the earth’s climate than the IPCC admits. Solar winds would modulate cloud creation with the typical periodicities of the sun’s  cycles. Cloud creation by cosmic rays could thus help to close the gap between climate models and real climate data which Scafetta demonstrated in his talk, e.g. the failure to reproduce the medieval warm period.

Scientific summary

As a physicist I found all 4 talks interesting. They demonstrate that real and sophisticated science on climate was presented at that conference. Nothing suggests that this is less serious or valid science than anything I experienced during my time as a master and Ph.D student in physics. The presented results make it seem rather improbable that the climate models of the IPCC are complete, beyond any doubt or worth a 97% consensus.

Intimidation, Relocation, Police protection

When this conference was scheduled in its usual location, a Munich hotel, a media campaign smeared it as anti-scientific, right-wing and even for ‚killing people‘ by denying climate change. The most prominent newspaper pushing that campaign was the Berlin based newspaper Tagesspiegel, which published several articles smearing the conference. Shortly before its start, the Munich based Umweltinstitut published an open letter calling the hotel to cancel the conference which it did after a group of activists entered its lobby and smeared the conference and upset guests. The hotel management declared that

„Denying climate change is not compatible with NH group values“

Find a rather lurid report of the events in English here. Unfortunately, there are no other reports in English language media which represent the events in a less martial way.

The conference, however, took place in a different location and under police protection, but in an orderly way and without any serious troubles.
Not only was a police car placed outside the entrance when I entered and left the places:

Polizeischutz

but also inside the building there were security people and police officers.
I find it rather bizarre that a conference discussing the contents I have heard (and presented in this report) should find it difficult to find a location and should even need police protection.
This is clearly an attack on freedom of science and speech by a very small number of activists and, in the first place, by publicly funded ‚green‘ institutions and national media. One of the frequent reprovals in national media was that the conference organized by EIKE was in connection with the Heartland Institute and its International Climate Conferences.
The spirit of smearing and outlawing that is going on in the climate ’scientific‘ debate as  around the Munich conference is best described in this conversation between ex-US-Senator Ron Paul and climate scientist Judith Curry:

„Curry:  I think that the solar influences are not given sufficient attention“

 

Update 23.12.2019
Comparisons of Scafetta’s with IPCC models can be found here.
There also seems to be a strongly decreasing trend in estimates of climate sensitiviy which is a crucial argument not only by Scafetta but also for Nir Shaviv’s reasoning:
ClimateSensitivity

Note that a

 

Klimakonferenz München 2019

(there is an English version of this report)
Am Wochenende hat die Klimakonferenz von EIKE in München stattgefunden. Ich habe mir die 4 Vorträge des Vormittagsprogramms am Samstag angehört:ProgrammSamstagVormittagIch fasse hier die Vorträge kurz zusammen und verlinke jeweils auf die Aufzeichnung, damit sich jeder Leser bei Interesse den Vortrag selbst ansehen kann.

Christian Schlüchter, Schweiz

Prof. em. Christian Schlüchter hat sich als Geologe intensiv mit den Gletschern der Alpen beschäftigt. Über seine Funde von sehr altem Holz in und unter Gletschern und was sie über die Vergletscherung der Alpen verraten, hat er in seinem Vortrag berichtet:
Schlüchter1
Das Video des 40-minütigen Vortrags findet sich hier.
Die wichtigste Folie seine Vortrags zeigt die letzten 12 Tausend Jahre: Skala unten von 10 Tausend vor bis 2000 nach Christi Geburt). Ganz oben ist die Temperaturdifferenz im Sommer im Vergleich zu 2005 eingetragen, im unteren Teil der Grad der Vergletscherung (‚Glacier extent‘):

SchlüchterÜberblick

Bunt eingetragen sind Funde von Bäumen, Pflanzen und Tieren, sowohl eigene als auch die anderer Forscher in der ganzen Welt (‚Iceman’= der ‚Ötzi‘). Die ‚Wespe‘ ist beispielsweise eine Schlupfwespe, die er in einem ‚Torfballen‘ unter dem Grimsel-Gletscher gefunden und dann datiert hat. Diese Funde und ihre 14C-Datierung wurden im ersten Teil des Vortrags vorgestellt. Das wesentliche Ergebnis ist, dass ALLE diese Funde aus der Zeit stammen, als die Alpen weniger vergletschert waren als 2005.

Warme Zeiten: mehr Leben

Die Baumgrenze lag mindestens 300m höher. Exemplarisch steht dafür Hannibal, der zur Römerzeit mit Elefanten die Alpen überqueren konnte, weil die Hochlagen sehr viel weniger vergletschert waren als in den letzten Jahrhunderten.

Warme Zeiten: mehr Zivilisation

Laut Schlüchter sind die Gletscher immer wieder rapide gekommen und rapide verschwunden, aber in mehr als der Hälfte der Zeit waren die Gletscher kleiner als 2005:

SchlüchterFazit

Am Ende seines Vortrags wurde Schlüchter gefragt, ob und bis wann der Himalaya gletscherfrei sein würde, wie manche behaupteten. Er antwortete, er sei „nicht Prognostiker“, offensichtlich daran interessiert, sich aus den ganz strittigen Klimastreitfragen herauszuhalten.
Über seine Forschungsergebnisse und wie sie ihn trotzdem mit der Klimaforschung in Konflikt gebracht haben, kann man sich auch in einem schon 5 Jahre alten Interview informieren.

Nicola Scafetta, Italien

Nicola Scafetta ist ein italienischer Physiker und Klimamodellierer, der an der Universität Neapel arbeitet (Der englische Wikipedia-Eintrag ist etwas ausführlicher und aktueller). Er ist als Kritiker der Klimamodelle seit langem bekannt und wird bekämpft, weil er eigene Klimamodelle rechnet und mit deren Ergebnisse die IPCC-Modelle kritisiert.
Sein Vortrag gestern beschäftigte sich auch wieder mit den Schwächen und Mängeln der IPCC-Klimamodelle:

Scafetta1
Der Vortrag dauerte etwa 52 Minuten und ist hier verfügbar.
Er diskutierte die Klimatreiber in den IPCC-Modellen und wies insbesondere darauf hin, dass die solare Komponente darin als verschwindend gering angesetzt wird (der blaue Kasten um die entsprechende Aussage ist von mir):
ScafettaIPCCModelle

Dann stellte er die Ergebnisse der IPCC-Modelle vor, die auf den ersten Blick für sie sprechen und vom IPCC auch herausgestrichen werden:

ScafettaIPCCArgument

Nach einem kurzen Diskurs, warum das Argument trotzdem nicht so gut sei, wie es scheine, diskutierte er ausführlich die Stellen, wo die Klimamodelle nach seiner Meinung versagen. Zentral dafür ist die Mittelalterliche Warmzeit, die er hier gemeinsam mit der Warmzeit der Römerzeit und der modernen Erwärmung zeigt (er leugnet also nicht einen Klimawandel!):

ScafettaMediavalWarmPeriod

Auf dieser Folie stellt er fest, dass die IPCC-Modelle daran scheitern, diese mittelalterliche Warmzeit zu reproduzieren:
ScafettaModelFailure
Er weist darauf hin, dass die Modelle den berühmt-berüchtigten ‚Hockeystick‚ reproduzieren und genau deshalb an der mittelalterlichen Warmzeit scheitern würden!
Dasselbe zeigt er dann auch noch für längere Zeiträume und macht an ausgewählten weiteren Beispielen deutlich, dass das letztlich daran liegt, dass die Modelle nicht in der Lage sind, die Zyklen der Sonnenaktivität zu reproduzieren, sobald sich diese in Klimadaten wiederfinden.
Deshalb setzte er, Höhepunkt des Vortrags, vor 10 Jahren seine eigenen Modellprognosen, die diese berücksichtigen (schwarze Linie) denen der IPCC-Modelle (blau gestrichelte Linie) entgegen:

ScafettaPrognosenVor10Jahren
Und 10 Jahre später überlässt er, nach dem Hinweis, dass die El Nino-Spitzen in den Echtdaten außen vor bleiben, dem Zuschauer die Entscheidung, welches Modell besser war: IPCC 2013 Modelle (grünes Band) oder Scafetta-2013-Modell (gelbes Band):ScafettaDatenheute

Wenig überraschend kommt er so zum Schluss:

ScafettaFazit

Nir Shaviv, Israel

Nir Shaviv hatte ich in einem ausführlichen früheren Blogbeitrag bereits als Klimaskeptiker vorgestellt. Er war (neben dem Interesse an einem Alpen- und Gletschervotrag) der wesentliche Grund, warum ich mir diesen halben Tag aus dem Konferenzprogramm ausgewählt hatte:
NirShaviv1

Shavivs Vortrag von 39 Minuten Länge ist hier komplett abrufbar.
Shaviv schloss mit seinem Vortrag nahtlos an den von Scafetta an, diskutierte die Validität der IPCC-Klimamodelle auf abstraktem Niveau.
Zunächst die Vorstellung des groben IPCC-Bildes:

ShavivIPCC

Dieses Bild klopfte er in seinem Vortrag nach und nach ab und zerlegte es in wichtigen Punkten. Besonders wichtig ist ihm, dass die CO2-Sensitivität der Temperatur vom IPCC sehr hoch angesetzt wird, tatsächlich aber unbekannt ist:
ShavivCo2Sensitivity

Fehler sieht er besonders darin, dass andere Treiber als CO2 vom IPCC ausgeschlossen werden: die Sonne!
ShavivSun

Und am Ende steht für ihn fest: dass die CO2-Sensitivität vom IPCC stark überschätzt wird zu Lasten solarer Einflüsse und dass deshalb die IPCC-Modelle den weiteren Temperaturanstieg im 21. Jahrhundert ebenfalls stark überschätzen:
ShavivNoCatastrophe

Er gab mehrere Argumente an, warum die CO2-Sensitivität des Klimas drastisch überschätzt wird. Die Klimawirksamkeit vergangener Vulkansausbrüche würde von den IPCC-Modellen stark überzeichnet werden gegenüber den bekannten realen Wirkungen:

ShavivSensitivityEvidence1

Weiterhin hätten hohe CO2-Konzentrationen in der Erdgeschichte nur wenig auf das Klima zurückgewirkt (das ist allerdings ein Standard-Argument für jeden Feld-Wald-Wiesen-Klimaskeptiker):

ShavivSensitivityEvidence2

Mit physikalischen Argumenten setzt Shaviv so nach und nach eine Obergrenze für die Klimawirksamkeit von CO2 und veranlasst den Zuhörer so, einen alternativen Treiber anzuerkennen. Wie bei Scafetta ist das ein Link von der Sonnenaktivität zum Klimageschehen.

So kommt der sehr selbstbewusste Shaviv zu einem eigentlich vernichtenden Fazit über die Klimawissenschaft (roter Rahmen von mir):

ShavivFazit

Er weist zum Schluß darauf hin, dass der Link von der Solaraktivität zur Temperatur auf der Erde nicht zwingend die direkte Strahlung unserer Sonne sein muss, dass auch andere Wechselwirkungen möglich sind. Anschließend überlässt er es Henrik Svensmark, mit dem er eng abgestimmt ist, eine mögliche alternative Wechselwirkung aus seinen Forschungsergebnissen vorzustellen.

Henrik Svensmark, Dänemark

Henrik Svensmark ist ein dänischer Physiker und Klimaforscher. Er (wie andere Redner) berichtete davon, dass er es zunehmend schwerer hat, Forschungsgelder für seine Arbeit zu erhalten, weil seine bisherigen Ergebnisse den IPCC-Modellen widersprechen.

Svensmark1
Der Vortrag von 32 Minuten Dauer kann hier angesehen werden.
Der Mechnismus, den Svensmark untersucht hat, ist der Einfluss kosmischer Strahlung auf die Wolkenbildung. Diese erfolgt über die Erzeugung von Ionen als Keime für die Wolkenbildung.

CosmicRayCloudLink

Svensmark hat experimentell und auch mit Korrelationsmessungen von Wolkenbildung und kosmischer Strahlung diesen Mechanismus untersucht. Das ist auch deshalb interessant, weil auch IPCC-konforme Forscher daran arbeiten, dass Änderungen an der Wolkenbildung (durch Erwärmung) den menschengemachten Klimawandel verstärken könnten. Die enorme Bedeutung der Wolkenbildung (als Kühlfaktor) für das Klima ist also nicht strittig. Strittig ist aber Svensmarks Fazit:

SvensmarkConclusion

Wie bereits Shaviv in seinem Vortrag ausgeführt hatte, öffnet Svensmarks Forschung einen indirekten Kanal, mit dem die Zyklen unserer Sonne (über die solaren Winde, die kosmische Strahlen mehr oder weniger stark von der Erde ablenken) über die eigene Strahlung zur Erde hinaus an das Klima auf der Erde ankoppeln können. Die Wolkenbildung durch kosmische Strahlen könnte also die von ihm festgestellte Lücke im IPCC-Modell schließen und erklären, warum seine Klimamodelle häufig Klimaschwankungen nicht reproduzieren können, die sonnentypische Periodizitäten (von u.a. 11, 22 und 60 Jahren) aufweisen.

Wissenschaftliches Fazit

Alle 4 Vorträge waren für mich als Physiker sehr interessant und zeigen, dass auf der Konferenz interessante und wissenschaftlich anspruchsvolle Klimaforschung auf hohem Niveau vorgestellt wurde. Nichts von dem Gehörten deutet daraufhin, dass hier schlechter oder über schlechtere Forschung vorgetragen wurde, als ich es in meiner Zeit als Doktorand der Physik erlebt habe. Die vorgestellten Ergebnisse lassen es eher unwahrscheinlich erscheinen, dass die Klimamodelle des IPCC vollständig, über jeden Zweifel erhaben oder einen  97%igen-Konsens wert sein können.

Einschüchterung, Verlegung, Polizeischutz

Im Vorfeld hat es Versuche gegeben, die Konferenz zu verhindern. Nach einem Offenen Brief des Umweltinstituts München und einer Demonstration von ca. 20 Personen in der Lobby des ursprünglichen Veranstaltungshotels, hat diese den Vertrag gekündigt und die Konferenz gezwungen, (erfolgreich) nach einem neuen Veranstaltungsort zu suchen. Hier die freundliche Sicht auf diese Einschüchterung im Vorfeld, hier die wenig freundliche.

Unter anderem rief die Linke Bayern dazu auf, auch am neuen Veranstaltungsort gegen die Konferenz zu demonstrieren:

LinkeStellungnahme
So habe ich also sowohl morgens kurz vor 9:00 Uhr beim Betreten des Tagungsorts als auch beim Verlassen um 14:00 Uhr diese Polizeistreife vor der Tür gesehen:Polizeischutz

Auch in den Tagungsräumen gab es nicht nur einen Sicherheitsdienst, sondern auch Polizisten.
Die Proteste und der Hass gegen die Konferenz ist angesichts der Inhalte, die ich gehört habe (und die sich jeder selbst anhören kann), völlig absurd. Wer solche Vorträge militant verhindert, bedroht die Demokratie und Freiheit definitiv mehr als jeder sogenannte ‚Klimaleugner‘. Keiner von ihnen versucht schließlich, mit Drohungen gegen Hotels Konferenzen zu verhindern, wo nur 100% IPCC-konforme Vorträge gehalten werden.
Tatsächlich habe ich vor und nach der Konferenz auch niemanden gesehen, der sich gestern vor Ort eingefunden hätte, um zu protestieren, und bis jetzt sind keine Berichte erschienen, die darauf hindeuten, dass es am Abend ernsthafte Proteste gegeben hätte. Die ganze Sache ist also allein durch einige Aktivisten getragen worden, die in den Medien Hetze verbreitet und im NH-Hotel demonstriert haben. Möglicherweise hat auch jemand noch im Hintergrund Druck auf die Hotelleitung ausgeübt.
Den schrillen Ton geben jedenfalls Organisationen wie der BUND und Axel Mayer vor:
BUNDMayer

Reaktionen

Die Süddeutsche Zeitung hat vor einigen Stunden einen Bericht über die Konferenz geschrieben, der praktisch keine Inhalte der Konferenz wiedergibt, außer solche, mit denen sie sich diffamieren lässt:
Man trifft Diplomingenieure, die schon immer in fossil gemacht haben und nun, im Alter, ihr Lebenswerk durch die Energiewende infrage gestellt sehen
Mit Herablassung von ‚Diplomingenieuren‘ zu sprechen und zu verschweigen, dass zumindest in den 4 Vorträgen, die ich gehört habe, international bekannte Wissenschaftler vorgetragen haben, ist dann doch ziemlich armselig.

Nachtrag 30.11.2019
Das von Nicola Scafetta behauptete Problem der Klimamodelle mit der mittelalterlichen Warmzeit und dem Hockeystick ist offensichtlich ein uraltbekanntes und wurde 2006 in einer Anhörung des US-Senats thematisiert, wie hier dokumentiert ist.

Nachtrag 23.12.2019
Vergleiche von Scafettas Modellen mit denen des IPCC gibt es hier.
Es gibt anscheinend in der Klimawissenschaft einen starken Trend zu sinkender Klimasensitivität von CO2. Das spielt nicht nur Scafettas, sondern auch Nir Shavivs Argumentation in die Hände:
ClimateSensitivity