Eva Herman vom Kanzler bestätigt

Den Beitrag vom 13. März über Vorwissen und Vorahnungen hatte ich mit dem Podcast von Eva Herman vom 30. Dezember eingeleitet, in dem sie berichtet hatte:
Hohe Alarmstufe für Energieversorgung: Im ersten Quartal 2022 rechnet man mit einem exogenen Schock!

Podcast von Eva Herman und Andreas Popp vom 30.12.2021

Darin wurde angekündigt, dass Robert Habeck im 1. Quartal Einschränkungen in der Energieversorgung ankündigen würde, wahrscheinlich schon im Januar.
Diese Ankündigung hat es jetzt gegeben, allerdings erst kurz vor Ende des Quartals am 30. März

Person und zentrale Inhalte der Ankündigung haben Herman/Popp also drei Monate im Voraus richtig angekündigt. Das ist eine Information, die zu jenem Zeitpunkt in keinem großen und „seriösen“ Medium zu haben war. Neben diesem unbestreitbaren Erfolg verblasst, dass das Timing nur im Groben richtig war.

Für mich noch wichtiger ist ein anderer Aspekt ihres richtigen Vorwissens:
Meine Frage war, ob ihre Angabe richtig ist, dass sie ihr Vorwissen von Whistleblowern aus deutschen Ministerien erhalten haben (können).
Bundeskanzler Olaf Scholz höchstpersönlich hat diese Frage vor dem versammelten Bundestag am 23. März 2022 öffentlich beantwortet:

Olaf Scholz bestätigt Herman/Popp

Er sagte:
…Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir Sanktionen verhängt, die ihresgleichen suchen. Über Monate hinweg haben wir sie bis ins kleinste Detail vorbereitet, damit sie die Richtigen treffen, damit sie wirken…

Damit ist erwiesen, dass zum Jahresende das von Herman/Popp behauptete Wissen in dt. Ministerien vorhanden war. Und es ist auch erwiesen, dass diese Sanktionen schon vor dem Kriegsbeginn erarbeitet wurden.

Mehr Vorwissen

Am 11.10.2021 wurde im Münchner Merkur dieser Artikel veröffentlicht:

Der Artikel lohnt sich und enthält viele interessante Details:
– Die Welt befinde sich „am Rande des Abgrunds”, sagte Antonio Guterres
– Der Westen fürchtet einen Kalten Krieg mit China, Russland und Iran
– Der überstürzte Abzug der USA und ihrer Verbündeten aus Afghanistan schuf eine Lage, in der sich die Bildung ebenjener Allianz beschleunigen könnte

In genau diese internationale Lage hinein konstituierte sich die neue Ampel-Bundesregierung. Man kann davon ausgehen, dass die neue Bundesregierung praktisch von Anfang an mit dem künftigen Kalten Krieg (und den Sanktionen gegen Russland) befasst war. Aber es geht eben weiterhin um etwas viel Größeres als die Ukraine.

Neuer Kanzler, neuer …

Es sei in diesem Kontext daran erinnert, dass sich die letzte sozialdemokratisch geführte Regierung von Gerhard Schröder 1998 fast mit demselben Timing vor dem Kosovokrieg (ab 24. März 1999) konstituierte, der bei ihrem Amtsantritt schon beschlossen war:

Es gab immer Stimmen, die behaupteten, dass der Kosovokrieg mit dem alten Kanzler Helmut Kohl nicht möglich gewesen wäre. Wie das mit dem Ukraine-Konflikt und der alten Kanzlerin Angela Merkel war, werde ich in einem künftigen Blogbeitrag beleuchten.

Familientradition

In dem Merkur-Artikel ist auch der 2017 gestorbene amerikanische Geostratege Brzezinski erwähnt. Wie der Zufall so will, wurde sein Sohn Mark Brzezinski im Sommer 2021 von Joe Biden als Botschafter in Polen nominiert. Er trat sein Amt trotz anfänglicher Ablehnung durch die polnische Regierung zum Jahreswechsel 2021/2022 an, also genau zum richtigen Zeitpunkt, um wirklich in die Fußstapfen seines Vaters zu treten:





Spiel um den Krieg

Prof. Christian Rieck hat einen Youtube-Kanal, auf dem er ab und zu interessante Überlegungen präsentiert, oft zu spieltheoretischen Themen, aber nicht immer.
Dieser Beitrag zum Ukraine-Konflikt (der morgen nun wohl doch nicht in einen Krieg mündet) gehört dazu:

In den Fußnoten verweist Rieck auf diesen Artikel von Bernd Lucke im Cicero, der ähnliche Überlegungen anstellt. Rieck merkt aber an, dass Lucke verschweigen würde, dass es innerhalb der NATO deutlich unterschiedliche Interessen gebe, auf die er selbst im Video relativ ausführlich eingeht. Man könnte fast sagen, dass sie den eigentlichen Mehrwert seines Videos darstellen, zu dem er vorrückt, sobald er den eigentlich trivialen Teil der Darstellung verlässt.

Im Ukraine-Beitrag schlägt er eine Brücke zu dem ebenfalls interessanten Gespräch, das er kürzlich mit Prof. Quaschning zum Thema Energiewende geführt hat:

Sowohl Quaschning als auch Rieck bringen da einige überzeugende Punkte:

  • Quaschning erläutert (aus meiner Sicht überzeugend), warum der Zug für eine Laufzeitverlängerung der existierenden Kernkraftwerke abgefahren ist.
  • Beide sind sich einig, dass Gas eine Schlüsselrolle für die Energiewende spielt. Rieck ist aber (aus meiner Sicht überzeugend) der Meinung, dass EE-Enthusiasten die Schwierigkeiten und den Zeitaufwand bei der Umsetzung unterschätzen, u.a. auch für den notwendigen Bau neuer Gaskraftwerke.

Die Abhängigkeit vom russischen Gas für die Umsetzung der Energiewende ist genau die Brücke von der Energiewende zum Ukraine-Konflikt. Und genau an der Stelle unterstellt er der US-Regierung unter Biden ein Eigeninteresse, die deutsche Energiewende zu sabotieren.
Mit meinem Blogbeitrag Energiezukunft statt Klimahysterie fühle ich mich nach 2 Jahren hervorragend bestätigt durch die extreme Verteuerung von Energie in den letzten Monaten und auch die Zuspitzung von Konflikten in der Energie-Geopolitik:
Auch wenn es erstens länger dauert, als zweitens die Peak-Experten denken, bin ich aber nach dem Buch noch überzeugter davon, dass wir uns in den nächsten Jahrzehnten auf eine spürbare Verknappung bei Öl und Gas einstellen sollten. Entsprechende Investitionen, zB eine sparsamere Öl- oder Gasheizung oder ihre Ergänzung um eine mit einer Solaranlage versorgte elektr. Wärmepumpe, könnten wirtschaftlich sein

Ein ebenfalls interessanter Beitrag Riecks hat sich vor einem Jahr mit der Frage beschäftigt, welche Absicht Twitter mit der Sperrung von Donald Trumps Twitter-Account wirklich verfolgte:

Starke Analyse zur Twitter-Sperre von Trump

Riecks These war, dass der eigentliche Adressat der Sperre nicht Trump war, sondern Biden. Dass es sich um eine Warnung der Technologiekonzerne an den neuen Präsidenten handelte, begründete er u.a. mit einer Parallele zum Film ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘ von Sergio Leone.

Nachtrag 18.02.2022
Passend zu Riecks Analyse ein Interview im Stern:

Nachtrag 28.03.2022
Neues Video zum Embargo im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg: