Frank Ulrich Montgomery macht mal wieder mit kernigen Ansagen auf sich aufmerksam. Er liest die Leviten niemandem weniger als „Bund und Ländern“ gemeinsam:
Ganz typisch: riesengroßes Mundwerk und mickriges Argument, nämlich wieder nur Omikron. Und das Virus ist belebt und freut sich, wenn wir nicht gut aufpassen.
Für das letzte Argument müsste er kein Mediziner sein, denn so sprechen auch Erzieherinnen mit kleinen Kindern im Kindergarten: Karies&Baktus -Pädagogik.
Keine Fakten über Gefährlichkeit von Omikron
Auch hinter dem Argument Omikron stecken erstaunlich wenig Fakten (aber jede Menge Suggestion durch Wiederholung auf allen Kanälen).
Die Fallzahlen steigen zwar, weil die Variante wohl ansteckender ist, aber die Befallenen werden überall viel weniger krank als bei früheren Varianten. Zumindest wird das ziemlich übereinstimmend berichtet aus
- Südafrika, wo die Variante herkommen und inzwischen dominieren soll:
„Viele südafrikanische Ärzte halten eine Infektion mit Omikron für einen wirksameren Weg zur Herdenimmunität als Impfungen„ - Großbritannien, wo sie schon weit verbreitet sein soll:
„Zwei britische Studien scheinen die südafrikanischen Beobachtungen von milderen Omikron-Krankheitsverläufen zu bestätigen„ - Dänemark, wo das auch der Fall ist und wo auch noch viel getestet wird.
„Die meisten neuen Covid-Fälle in Dänemark treten bei Personen auf, die geimpft oder geboostet sind – und das gilt sowohl für Omicron als auch für frühere Varianten. Mehr als 76 Prozent der Covid-Infektionen in Dänemark, die nicht auf Omicron zurückzuführen sind, betreffen geimpfte Personen, ebenso wie etwa 90 Prozent der Omicron-Infektionen„
Aktuelle Zahlen dazu, zunächst die Fallzahlen:

Bei den Todesfällen steht Deutschland relativ schlecht da, aber sie steigen nicht mehr:
Der stark fallende Trend der Krankenhauseinweisungen für Deutschland verspricht Entlastung an Weihnachten:
Insgesamt rechtfertigen die bekannten Daten (zu denen Montgomery nichts gesagt hat) keine Panik. Gemacht wird die Panik besonders in Deutschland aber trotzdem, unter anderem natürlich von Montgomery. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass das auch wie im Frühjahr mit B1.1.7 wieder eine Murmeltier-Prognose ist, die nicht eintritt.
Montgomery ist Radiologe, also weniger nahe am Thema Viren und Corona als etwa Lungenarzt Wolfgang Wodarg oder Epidemiologe Sucharit Bhakdi.
Dass er nicht ganz ernst zu nehmen ist, selbst nach seinen eigenen Maßstäben, hat Montgomery bereits bewiesen:
Wenn Montgomery also zu den medizinischen Fakten und Lösungen gar nichts beiträgt, was ist dann seine eigentliche Rolle in Deutschland?
Politischer Zuchtmeister für die Deutschen?
Erstens fällt auf, dass er mit vermeintlich medizinischen Argumenten gerne dann die Arena betritt, wenn es um politische Fragen geht. So war es zum Beispiel 2018, als es um die (mangelhafte) Altersfeststellung von Flüchtlingen ging:

Das Argument der „körperlichen Unversehrtheit“ ist bei ihm 2021 vergessen, wenn es um das unfreiwillige Impfen von Kindern geht:

Dabei kommt niemand kurzfristig durch das Röntgen seiner Hand zu Tode, aber Kinder sind sehr wohl kurzfristig nach einer Corona-Impfung gestorben, obwohl sie selbst von der Krankheit wenig zu fürchten haben.
Hier sind Montgomery die ethischen Maßstäbe ganz böse verrutscht. Das kann schon einmal passieren, wenn jemand über sein Steckenpferd spricht, die Impfpflicht nämlich:

Sein Spezialgebiet ist das Hineingrätschen in politische Entscheidungen. Gerade so als wäre er nicht einfach ein Arzt (der Titel ‚Weltärztechef‘ ist ziemlich umstritten, wird ihm von vielen Journalisten aber gerne verliehen), sondern eher so etwas wie ein Generalgouverneur und Vize-König im kolonialen Indien.
Und diese Spur ist vielleicht gar nicht ganz falsch.
Ein illustrer Name
Montgomery trägt nämlich einen ziemlich illustren Namen, den des britischen Feldmarschalls Bernard Montgomery.
Er ist außerdem tatsächlich der Sohn eines britischen Stabsoffiziers und einer deutschen Mutter. Wenige Jahre nach seiner Geburt hat der Vater sich von seiner Mutter getrennt und ist nach England zurückgekehrt, wo ihn der junge Frank Ulrich regelmäßig in den Ferien besucht hat.
Sehr sorgfältig vermeiden sowohl sein Wikipedia-Eintrag als auch andere Lebensläufe von Frank Ulrich Montgomery die Nennung der genaueren Identität des Vaters. So einfach lassen sich mehr Details nicht finden: er bleibt ein namenloser, wenn auch nicht ganz gewöhnlicher britischer Offizier.
Der berühmte General Bernard Montgomery hat seinen aktiven Militärdienst 1958 als Stellvertreter des NATO-SACEUR beendet, den er 1951 als letzte Station noch als Stellvertreter von General Eisenhower auf dem Kontinent angetreten hatte. Frank Ulrich ist Jahrgang 1952.
Umgang mit der Peitsche
Auffällig bei Frank Ulrich Montgomery ist sein herrisches Auftreten, selbst gegenüber gewählten Regierungsvertretern in Deutschland (siehe oben). Noch eine deutliche Spur arroganter und maßloser äußert er sich über namenloses Volk in diesem Land:
Wikipedia berichtet über Bernard Montgomery:
„Montgomery was notorious for his lack of tact and diplomacy…
Antony Beevor, in discussing Montgomery’s counterproductive lack of tact in the final months of the war, described him as ‚insufferable'“
„Montgomery ließ es notorisch an Taktgefühl und Diplomatie mangeln…
Antony Beevor beschrieb ihn, als er Montgomerys schädlichen Mangel an Takt in den letzten Monaten des Krieges beschrieb, als ‚unausstehlich'“
Solche Zufälle kommen in den allerbesten Familien vor.

Nachtrag 26.12.2021
Montgomery darf zwar „Bund und Länder“ kritisieren, wie er mag, aber Richter sollen ihre Entscheidungen als 3. Gewalt nicht aufheben.
Ich hätte nicht gedacht, dass er seinen Allüren so schnell die Krone aufsetzen würde: Montgomery spricht von „kleinen Richterlein“, die ihm wohl als letzte auf den Senkel gegangen sind.
Im Vergleich zu „kleinen Richterlein“ fühlt sich Montgomery als ganz großer Welt*Chef bzw. als Vizekönig. Und so führt er sich auch auf.
Nachtrag 30.12.2021
Die Bundesärztekammer (und zuvor schon die Kassenärztliche Vereinigung) haben sich von Montgomery scharf distanziert:
„Das BÄK-Präsidium wies daraufhin, dass solche richterlichen Entscheidungen alles andere als Anmaßungen seien. Solch eine Kontrollfunktion sei das schützenswerte Fundament der Gewaltenteilung in Deutschland….
Das BÄK-Präsidium sprach Montgomery jegliches Mandat ab, für die Ärzte in Deutschland zu gesundheitspolitischen Fragen zu sprechen„