Schwarzgrüne Energiekrise II: Keine Kohle

Akt 1: Der Kernenergie-Ausstieg

Akt 2: Der Kohle-Ausstieg

Die schwarzgelbe Bundesregierung Merkel II hat nach dem Kernenergieausstieg durchaus klar und ehrlich gesagt, dass der Ausstieg aus der Kernenergie für eine ganze Weile u.a. mehr Kohleverstromung bedeuten würde:
Wenn wir schneller aus der Kernenergie aussteigen und in die erneuerbaren Energien einsteigen, dann brauchen wir für die Zeit des Übergangs fossile Kraftwerke. Auch daran führt kein Weg vorbei
(Quelle war 2019 noch verfügbar, wurde aber danach gelöscht oder verschoben)

An der Kohleverstromung wollte konsequenterweise auch die GroKo Merkel IV im Jahr 2018 noch stärker festhalten. Da hatte sie die Rechnung aber nicht mit den internationalen grünen Lobbygruppen gemacht:

Neben dem berufsmäßigen Klimaheuchler und -stimmungsmacher Al Gore, ist auch die Lobbyorganisation Campact einen genaueren Blick wert.

2018/19: SPD und Länder sturmreif geschossen

Wenn Sie fragen, warum ich diese Energiekrise als „schwarzgrün“ bezeichne, dann hat das viel mit der Kohle zu tun. Prominente Sozialdemokraten haben sich nämlich noch in der letzten GroKo unter Merkel massiv gegen einen schnellen Kohleausstieg gewehrt, nicht aus idealistischen Gründen, sondern weil in ihren Kernländern NRW und Brandenburg Arbeitsplätze daran hängen. Hier eine kleine Liste von Äußerungen aus den Jahren 2018 und 2019:

Da sind mir in die Liste der Sozialdemokraten doch prompt auch zwei Christdemokraten hineingerutscht, die nicht wirklich einverstanden waren mit einem schnellen Kohleausstieg. Und weder Kretschmer noch Laschet waren bei der Presse besonders wohlgelitten.
Bemerken Sie das Prinzip, liebe Leser?
Die waren alle einem höheren Willen im Weg und wurden danach politisch ziemlich schnell und erfolgreich an den Rand gedrängt: viele Medien haben mehr oder minder subtil daran mitgewirkt.

Und die Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit von Energie hingen tatsächlich daran, denn der Kohleausstieg hat kurzfristig der Versorgungssicherheit einen größeren Schaden zugefügt als der Ausstieg aus der Kernenergie.

Das haben im Jahr 2022 sogar die Grünen zugeben müssen:

Bei der Kohle mussten und konnten sie plötzlich angesichts der (vorhersehbaren und nicht nur von mir vorhergesehenen) Energiekrise mehr nachgeben als bei der Kernenergie.

2020/21: Tempolimit fällt beim Kohleausstieg

2020 und 2021 wurde aber erst noch einmal richtig Gas gegeben, um den finanziellen Schaden für Deutschland zu maximieren: Die Politik schenkte den Konzernen viel Geld, damit sie wertvolle Stromerzeugungskapazität beschleunigt stilllegen:

Und im Laufe des Jahres 2021 ging das lustige Spiel munter weiter:

Im Sommer 2021 war also alles bestens vorbereitet für die Energiekrise im Jahr 2022, die schon im Dezember 2021 bekannt war.

Ich kann mir nicht helfen, aber auch für mich wirkt das unwiderstehlich wie ein sehr sorgfältig geplantes und organisiertes Programm, um die Energieversorgung Deutschlands und seiner Industrie zu zerstören: politische Hindernisse mit grünen Ideen abräumen, wirtschaftliche Interessenten rauskaufen, dann abschalten, abschalten, abschalten, bevor auch das Gas weg ist.

Die Mitmacher: Söder und Merz

Und der besondere Opportunist Markus Söder, inzwischen Ministerpräsident von Bayern, war auch 2021 wieder dabei beim beschleunigten Ausstieg aus der Kohle:

Und er hatte jetzt Verstärkung von Friedrich Merz, der vor einem Jahr noch nichts war in der CDU, außer 2x gescheiterter Kandidat für den Parteivorsitz der Partei:

Fazit

Hatte mich noch beim Kernenergieausstieg 2011 nur ein Stirnrunzeln gestreift, so war mir 2018 beim Thema Kohleausstieg bereits klar, das hier etwas faul ist, weil das nicht auch noch gleichzeitig funktionieren kann. Anfang 2020 schrieb ich bereits, dass es um unsere Zukunft geht, die von Hysterie bedroht wird.

Im Ergebnis sehe ich das Thema ‚Energiekrise‘ durchaus ähnlich:

Aber es ist falsch, das allein auf die Grünen einzuschränken. Ich habe in den ersten beiden Teilen dieser Doku deutlich gezeigt, dass Unionspolitiker wie Merkel, Röttgen, Merz und Söder (aufsteigend) durchaus ihren Beitrag dazu geleistet haben.
Und manche Sozialdemokraten waren nicht besser, andere mussten allerdings politisch erst kleingemacht werden, bevor das gute organisierte Desaster für die deutsche Energieversorgung perfekt war.

Weiter geht es demnächst auf diesem Blog mit dem nächsten Akt, der beweisen wird, dass die Grünen für das sog. Klima wenig erreicht haben, es ihren Sponsoren jedenfalls nie darum gegangen sein kann:

Akt 3: Der Gasausstieg

Die Wahrheit über Klimaschutz-Politik

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, was es bedeutet, wenn hochrangige Politiker sich treffen und über „Klimaschutz“ sprechen und sich dafür auch noch viel Geld in die Tasche stecken?

Ein wunderbares Beispiel dafür war Anfang Mai der Staatsbesuch des indischen Ministerpräsidenten Modi in Berlin bei Kanzler Scholz:

Textanalyse

Auffällig ist zunächst, dass schon im Titel ein kurzfristig eminent wichtiges Thema wie der Krieg in der Ukraine und der scheinbar langfristige Klimaschutz gleichberechtigt nebeneinander stehen. Im ganzen Artikel laufen beide Themen ständig nebeneinander her, als ob beide ganz eng zusammenhingen. Aber in Klimafragen ist man sich einig, in der Bewertung des Krieges dagegen zögernd. Nun, Scholz und Deutschland sind in der Bewertung des Krieges nicht zögernd, seit Wochen gibt es kaum ein wichtigeres Thema und es wird kräftig bewertet. Zögernd ist also Indien, und es weigert sich, Russland zu verurteilen, auch in der UN. Und das ist ein Problem:

Und es fließt (deshalb) auch kräftig Geld von Deutschland an Indien: 10 Milliarden in 10 Jahren – für die Klimaschutz-Anstrengungen Indiens.
Was sind diese Klimaschutz-Anstrengungen? Indien verbraucht pro Kopf sehr viel weniger Öl und Gas als Deutschland, seine Bevölkerung wächst schneller als die Chinas: wobei und wie soll es sich (mehr) anstrengen?
Modis primäre Herausforderung besteht darin, das oft unterschätzte Riesenland mit dem zu versorgen, was es zum Leben braucht.

Indien kauft billig russisches Öl

Weil Russland weniger Öl in Europa verkaufen kann, verkauft es mit Rabatt (auf den stärker gestiegenen Ölpreis, also immer noch mit mehr Gewinn) an Indien:

Und Indien lässt sich die Chance nicht entgehen, für seine riesige, oft energiearm lebende Bevölkerung an günstigere Energie zu kommen, die für andere Staaten kaum noch erschwinglich ist.
Im Ergebnis kauft Indien mehr Öl von Russland als vor dem Krieg, nämlich viel von dem Öl, das andere Staaten weniger kaufen:

Den Indern ist völlig bewusst, dass sie in diesem Wirtschaftskrieg sehr viel Macht besitzen: wenn sie noch mehr Öl (und Gas) kaufen würden, würden sie die Sanktionen sofort (und für alle sichtbar) zum Scheitern bringen. Dafür haben sie aber auch nicht wirklich das Geld, denn Öl ist auch mit Rabatt teurer geworden. Deshalb kaufen sie nicht ganz so viel Öl und vor allem Gas aus Russland, wie sie brauchen könnten, lassen sich diese Nettigkeit aber von Deutschland bezahlen und finanzieren damit das Öl, geben also genau das Geld letztlich an Russland weiter, das Deutschland den Russen nicht mehr direkt geben will:
Da die Regierung Neu-Delhi jedoch unter dem Druck des Westens steht, hofft sie bei Verzicht auf gesteigerte Gasimporte aus Russland auf eine – wie auch immer geartete – Gegenleistung des Westens. Indiens Diplomatie in Europa läuft vor diesem Hintergrund auf Hochtouren„, beschreibt das der indische Ex-Diplomat M. K. Bhadrakumar.

Ein wunderbares Arrangement

Der Hase läuft also so:

  • Die EU und Deutschland boykottieren (so weit sie können) die russ. Energieexporte
  • Weil Energie aber durch den Krieg insgesamt teurer geworden ist, kommt Russland finanziell trotzdem gut weg und nimmt mit Energie sogar mehr ein als zuvor. Weil es die Europäer sogar erfolgreich zwingen konnte, in Rubel zu bezahlen, steigt auch der Rubel stark an.
  • Die europäischen Verbraucher zahlen jetzt aber erheblich mehr für Öl und Gas
  • Weil Indien jede Wirkung der Sanktionen zunichte machen könnte, zahlen ihm europäische Regierungen, vor allem die deutsche, noch Geld, mit dem Indien Russland für Öl bezahlen kann.
  • Damit das deutsche Publikum nicht merkt, was da gespielt wird, nennen deutsche Medien das indische Spiel „Klimaschutz-Anstrengungen“ und behaupten, dass die eigene Regierung genau diese „Anstrengungen“ mit Geld unterstützt, und dass man sich genau darin sehr einig ist.

So ist das ein wunderbares Arrangement für viele Beteiligte, aber nicht für den deutschen Steuerzahler, der das Ganze bezahlt (und darüber zunehmend verarmt).
So ist das also mit dem Klimaschutz: ein Talking-Point, eine vermeintlich gute Sache, hinter der sich herrlich verstecken lässt, worum es wirklich geht: um Energie-Geopolitik, nicht ums Klima, das die Politik nämlich gar nicht steuern kann.

„Klimaschutz“ = Energie-Geopolitik

In einem Beitrag vor 2,5 Jahren habe ich ausführlich auseinandergesetzt, wie und warum sich die Klima-Debatte in den USA in den letzten 15 Jahren gedreht hat, obwohl die „Klimawissenschaft“ wissenschaftlich viel weniger taugt, als man vermuten würde. Hier das Fazit knapp zusammengefasst:

  • G.W. Bush hat mit dem Krieg im Irak 2003 versucht, die Ölquellen des Mittleren Ostens unter amerikanische Kontrolle zu bringen.
    In Afghanistan ging es um die Energieverteilung, z.B. mit Pipelines an einem neuralgischen Drehkreuz zwischen Russland, Indien, China und Iran:
  • als dieser Versuch mit der Niederlage im Irak absehbar gescheitert war, also gegen Ende der Amtszeit von Bush, wurden fossile Brennstoffe böse, weil sie absehbar von anderen kontrolliert wurden. Inzwischen ist die NATO auch aus Afghanistan abgezogen und hat also die Kontrolle über das Drehkreuz auch noch verloren. Iran, Russland, China und Indien können sich dort jetzt über Energielieferungen arrangieren. Der größte Störfaktor für alle vier ist Pakistan, das allein aus diesem Grund wichtiger, aber anstrengender US-Verbündeter bleibt.
  • In dem Moment, als die Niederlage im Irak absehbar war, kam Al Gore (der von G.W.Bush 2000 um seinen Wahlsieg gebracht worden war, damit die Ölkriege in Nahost überhaupt geführt werden konnten) mit Unbequeme Wahrheit (2006) wieder groß heraus
  • die Klima-Wissenschaft, die insbesondere von US-Konservativen bekämpft worden war, wurde plötzlich eine unbestreitbare Wahrheit, weil sie benötigt wird, um die sogenannte Klimaschutz-Politik, die Energie-Geopolitik der krachend gescheiterten Öl-Eroberer, dem schlecht informierten breiten Publikum moralisierend zu verkaufen.

Mainstream dackelt hinterher – bisschen spät

In einem weiteren Blogbeitrag vor gut 2 Jahren hatte ich insbesondere die für die Versorgungssicherheit fatale Politik gegen Kohlekraftwerke kritisiert: Energiezukunft statt Klimahysterie
Es war einfach klar, dass man zwar auf Kernkraftwerke oder Kohlekraftwerke verzichten kann, aber nicht auf beides gleichzeitig, ohne in eine schwere Energiekrise zu rutschen. Erst unter dem Eindruck der akuten Krise, kommen hochbezahlte Politiker und Medien zur selben Erkenntnis:

Zweifel kann es daran übrigens wenig geben: die letzten heimischen Energieträger wie Braunkohle sind in Zeiten der Energie-Geopolitik goldwert für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung und sollten nicht komplett aufgegeben, aber sparsam ausgebeutet werden.

Indien handelt nach seinen Interessen

Noch ein Blogbeitrag von vor 2,5 Jahren hatte mich auf einen Autor und sein Buch von 2010 gebracht, das mir lange vor diesem Krieg die indische Politik verständlich und seine (sehr maßvolle, rationale) Haltung zum Krieg in der Ukraine vorhersehbar gemacht hat:

Der Autor Martin Sieff erklärt darin die indische Politik und ihre Kerninteressen:

  • Die Versorgung und Entwicklung seiner wachsenden Bevölkerung
  • Standhalten gegen den (noch) übermächtigen Nachbarn China
  • Sich nicht für fremde Interessen zum Rammbock und Kanonenfutter gegen China machen lassen (wie es der Ukraine mit Russland passiert ist)

Diese Interessen, schreibt Sieff, habe Indien immer und unabhängig von Regierungswechseln in einer stabilen Wirtschafts- und Militär-Zusammenarbeit mit Russland gesucht, auch über den Zerfall der Sowjetunion hinweg. Gerade weil Russland freundliche Beziehungen zu China unterhält und für China wichtig ist, ist es auch in der Lage, Indien zu schützen und Konflikte mit China vermeiden zu helfen. Außerdem ist Russland kein Verbündeter seines Erbfeindes Pakistan, um dessen Gunst wiederum China mit den USA konkurriert. Das erklärt auch, warum sich die Atommacht Indien mit langfristig guten Beziehungen zu Russland und einer insgesamt ruhigen Außenpolitik am sichersten fühlt und daran festhält. So seien zB G.W.Bushs Versuche, Indien als Truppensteller in den Irakkrieg hineinzuziehen, krachend gescheitert.

Das wichtigste Fazit von Sieffs Buch ist, dass die USA (und Großbritannien) Indien notorisch falsch einschätzen würden wegen der ex-kolonialen, im Grunde aber nicht unfreundlichen Beziehungen zu den Angelsachsen und weil es eine Demokratie ist wie kein anderes Riesenland der Welt. Die indische Demokratie versuche im besten Interesse ihres Landes zu entscheiden und sei dabei moderat, ausgleichend und rational unterwegs. Die letzten 3 Monate deuten stark daraufhin, dass Martin Sieff das alles sehr richtig eingeschätzt hat, die US-Außenpolitiker aber nicht.

Fazit

Die indische Politik scheint Egon Bahrs fast schon berühmtes Zitat sehr genau umzusetzen:

Man könnte Bahrs Ansicht ergänzen: „Es geht auch nicht um Klimaschutz“
Er hat im Dezember 2013, wenige Monate vor dem 1. offenen Ausbruch des Ukraine-Konflikts, als dieses Zitat in Heidelberg gefallen ist, übrigens noch mehr Richtiges gesagt:

Sehr hellsichtig, und er dürfte sich mit Helmut Schmidt einige Monate später einig gewesen sein, wo die Lunte brannte.

Nachtrag 10.06.2022
Stichwort „Klimaschutz-Anstrengungen“:
Indien will insgesamt 200 stillgelegte Kohlegruben versteigern, um sie wieder ausbeuten zu lassen. Als Pilotprojekt geht es mit 20 Gruben los. Ziel ist die Verstromung der geförderten Kohle.
Der indische Außenminister hat Europa und den USA doppelte Standards vorgeworfen:
„Europa kauft mehr Öl als Indien…
Wir schicken keine Leute los, um russisches Öl zu kaufen, sondern um das beste Öl auf dem Markt zu kaufen“

Nachtrag 26.06.2022
4 Tage nach meinem Blogbeitrag wurde gemeldet, dass Annalena Baerbock in Pakistans positiv auf Corona getestet wurde und deshalb dort festsaß:

Nicht berichtet wurde über das, worüber sie mit den Pakistanis verhandelt hat. Erklärungen über afghanische Flüchtlinge dürften eher ein Nebenthema gewesen.
Oben hatte ich geschrieben:
„Iran, Russland, China und Indien können sich dort (in Afghanistan) jetzt über Energielieferungen arrangieren. Der größte Störfaktor für alle vier ist Pakistan, das allein aus diesem Grund wichtiger, aber anstrengender US-Verbündeter bleibt
War Baerbock wohl wegen Feminismus in Pakistan oder wegen dieser wichtigen Rolle des Landes?

Nachtrag 27.6.2022
Am 2. Tag des G7-Gipfels gibt es wieder diese Paarung aus Ukraine und Klimaschutz im Gespräch mit den Gastländern Indien, Indonesien, Senegal, Südafrika und Argentinien:
Man versucht Schwellenländer mit ins Boot zu holen in Abgrenzung zu Russland, weil Teile dieser Länder keine Berührungsängste mit Russland haben“
Auch in der Hauptsendung der Tagesschau um 20:00 Uhr ist dieser Punkt mit Indien und Südafrika wieder vertieft worden:

Mit dem G7-Gipfel wäre also erwiesen, dass es sich nicht um eine Marotte der dt. Politik, sondern um eine gemeinsame G7-Geostrategie handelt:

Nachtrag 28.06.2022
Aus Elmau wurde mir ein (offensichtlich nicht ganz offizieller) Videomitschnitt eines Gesprächs zwischen Emmanuel Macron und Joe Biden ansichtig, der sehr klar bestätigt, worüber man leise zwischen den offiziellen Reden spricht: Darüber, wer wann wieviel Öl liefern kann, nicht etwa über Klimaschutz:

Klar verständlich ist vor allem Macrons Aussage, dass die Saudis keine riesigen Kapazitäten haben und in den nächsten 6 Monaten die Lieferungen nur sehr wenig steigern können. Das Video wird unverständlich und endet dann abrupt, als er Biden („Allerletzter Punkt…“) auf seine Haltung zum russischen Öl anspricht. Schade!

Nachtrag 1.9.2022
Indien hat im 2. Quartal 2022 ein Wirtschaftswachstum von 13,5% gemeldet.
Dieser Artikel („Die indische Öl-Brücke von Russland zu denen, die es sanktionieren“) schlüsselt auf, um wieviel dafür die indischen Importe von russ. Öl gewachsen sind:
„In the April to June 2022 period since shortly after the outbreak of the war in Ukraine (we exclude March as refiners had not yet had time to significantly react), Indian refiners imported an average of 583 kb/d of Russian crude. This compares to just 36 kb/d in 2021.“
Die Produkte, die aus diesem Rohöl raffiniert wurden, flossen hauptsächlich in diese Länder, die Russland sanktionieren: „Of these, the top 5 countries are South Korea, Singapore, the USA, Australia, and the Netherlands

Nachtrag 13.1.2023
Der indische Außenminister wurde im österreichischen Fernsehen von ORF-Obermacker Armin Wolf interviewt:

Das Interview im O-Ton fehlt im ORF-Artikel inzwischen, angeblich „aus rechtlichen Gründen“. Es ist zB hier noch zu finden:

Es geht ziemlich kontrovers bis turbulent zu, worüber im ORF-Artikel nichts zu lesen ist. Man ahnt also, warum es herausgenommen wurde.
Dass der Inder nicht spurt, mag für Herrn Wolf und seine Zuschauer eine Überraschung sein, die zornig macht. Die Leser meines Blogs wissen es seit 9 Monaten sine ira et studio (Tacitus): teilweise begründet der Außenminister seine Politik sogar mit genau den Beweggründen, die ich oben aus meiner Kenntnis und Lektüre vermutet und genannt habe.

Nachtrag 18.1.2023
Indien bricht alle Rekorde bei Käufen von russischem Öl. Aber wer ist der überraschende Käufer?
„Indien hat im Januar (2023) seine Käufe von russischem Rohöl nochmals gesteigert vom Rekordniveau des vergangenen Monats. Erstaunlicherweise haben sich die USA als größter Käufer von Raffinerieprodukten herausgestellt“

Energiezukunft statt Klimahysterie

Im letzten Beitrag wider die Diffamierung und Hetze gegen Daniele Ganser bin ich wieder auf seinen Vortrag von 2016 in München bei der ÖDP gestoßen, einer bayerischen und besseren grünen Partei:

Energieabhängigkeit hinter der Nebelwand

In diesem sehr sehenswerten Vortrag und auch in seinem Buch von 2012 Erdölrauschträgt der Historiker Dr. Daniele Ganser hervorragend vor, warum die enorme Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, vor allem aus dem Mittleren Osten, strategisch, wirtschaftlich und moralisch so riskant ist, (meine Meinung:) viel riskanter als der Klimawandel.
Das stützt meine bereits in einem Beitrag skizzierte Überlegung, ob der „menschengemachte Klimawandel“ nicht eher eine offizielle Nebelwand für einen Kurswechsel aus geopolitischen Gründen ist, für deren öffentliche Präsentation Daniele Ganser seit Jahren verleumdet wird. Eine Nebelwand deshalb, weil die Politik damit die Öffentlichkeit (teilweise) in dieselbe Richtung lenken kann, ohne aber ihre eigenen früheren Fehler und Verbrechen thematisieren zu müssen, darunter Beteiligung an und Deckung von schwersten Kriegsverbrechen, die heute noch durch die brutale und rechtlose Verfolgung von Julian Assange fortgesetzt werden.

Perspektiven für die Energiezukunft

Ein Bereich, in dem „Klimaschutz“ und Energiegeopolitik definitiv nicht zu denselben Entscheidungen führen würden, ist aber die Verstromung heimischer Kohle. Aus dem Blickwinkel der Energiegeopolitik ist diese ein enormes Plus für die Versorgungssicherheit 😁 der eigenen Bevölkerung, aus Sicht der Klimaschutzbewegung dagegen der maximale Schädling ☹️.

Trotzdem gibt es aber einen weiten Bereich, in dem Klimaschutzziele und die Ziele einer  Verringerung der Energieabhängigkeit zusammenfallen, vor allem dann wenn sie geschickt in die richtige Richtung getrimmt werden:

  • keine ideologisch reinen Lösungen (wie Fahrverbote für Verbrenner, Ölheizungen etc.), die unverhältnismäßig teuer sind und neue Abhängigkeiten schaffen
  • Konzentration auf Energieeffizienz und andere Lösungen, die auch wirtschaftlich rentabel sind
  • Bonus für Dezentralisierung (wichtig in Krisenfällen, z.B. bei Blackouts) und direkten Bürgereinfluss statt für vom Staat administrierte oder von Konzernen beherrschte Zentrallösungen.
    Beispiele: Photovoltaik mit Speicher und Notstromfunktion auf Ein- und Mehrfamilienhäusern, private oder kommunale Blockheizkraftwerke (BHKW)
  • Anzapfen der für „Klimaschutz“ vorgesehenen Fördergelder und durch die Geldpolitik bereitgestellten billigen Kredite für Lokalisierung, sichere Einkommen, Autonomie und Krisenresistenz

Ein wesentlicher Vorteil dieser Denkweise besteht auch darin, dass 20% weniger Energieabhängigkeit für das Leben der Menschen in Deutschland und Europa ein schöner Erfolg wären, 20% weniger deutsche oder europäische CO2-Emissionen für das Weltklima dagegen nicht mehr als ein Furz:
World_fossil_carbon_dioxide_emissions_six_top_countries_and_confederations

In einem späteren Beitrag werde ich ein entsprechendes Projekt vorstellen und unter solchen erweiterten Renditeaspekten durchrechnen.

Timing auch für Ganser zu schwer

Zurück zu Gansers Buch: er brüstet sich damit, dass er in seinem Buch als Erster nachgewiesen habe, dass die konventionelle, also ohne Fracking durchgeführte, Erdölförderung seit 2006 rückläufig sei. Das war 2012, und ich erinnere mich daran, dass ‚Peak Oil‚ zwischen 2005 und 2010 ein ganz heißes Thema war, getrieben durch hohe Ölpreise. Jetzt ist 2020, und die Ölpreise sind immer noch sehr niedrig, so niedrig, dass es die Fracking-Industrie ernsthaft bedroht. So niedrig, dass die Preise weder durch den mysteriösen Drohnenangriff auf die saudischen Ölanlagen noch durch die kriegerischen Akte im Irak ernsthaft gestiegen sind.
Diese Beobachtung bestätigt eine Grundregel bei solchen Prognosen: anfangs bleibt meist viel mehr Zeit für eigenes Handeln, als die viel zu alarmistischen Prognosen vermuten lassen, aber wenn diese Zeit abgelaufen ist, dann geht es oft sehr schnell und für Gegenmaßnahmen ist es dann zu spät. Deshalb:
In der Ruhe der Verfolgung ernsthafter Interessen mit pragmatischen Lösungen liegt die Kraft, nicht in der Klimahysterie.

Nachtrag 05.02.2020
Hier ein Artikel und eine Sendung des Schweizer-Radios DRS 2 von 2012 über Gansers Buch, die beide auch die wichtige Frage des Timings und des kurzfristig übertriebenen Alarmismus illustrieren:

Das Thema Peak Oil galt 2012 vielen noch als brandheiß. Inzwischen ist es aber völlig durch die sogenannte Klimakatastrophe (die keine Katastrophe ist) verdrängt bzw. ersetzt. Immerhin erkennt Ganser:
Natürlich gibt es mittelfristig immer noch Erdöl, auch 2050 noch. Die Frage ist, in welcher Menge und zu welchem Preis
Hier greift mein Ansatz. Energieeffizienz: unbedingt und schon immer!; Substitution: gerne, wo es ökologisch und ökonomisch lohnt, dabei lieber etwas zu viel als zu wenig; Dekarbonisierung um jeden Preis: auf gar keinen Fall!

Nachtrag 18.02.2020
Ich habe das Buch jetzt ganz gelesen. Es ist nicht schlecht, aber in den groben Linien nicht sonderlich neu für mich, in den Details allerdings schon. In den Details habe ich aber auch Einiges zu meckern:

  1. Es gibt einige Schreibfehler im Buch, und manche kehren so oft wieder, dass ich mich frage, ob es bei Orell Füssli kein Lektorat mehr gibt: „Umfall“ statt „Unfall“ kommt zum Beispiel einige Male vor.
  2. Während Ganser im Buch durchgehend und mit guten Argumenten über die absehbare Erschöpfung der Öl- (und auch Gas-) Reserven schreibt, erwähnt er ein Mal, dass die Kohlevorkommen mit Sicherheit noch länger reichen: Jahrhunderte statt Jahrzehnte. Das bringt ihn natürlich in Argumentationsnöte, was deren Einsatz angeht. Hier differenziert er nicht in Knappheits- und Versorgungsargumente einerseits und Klimaargumente andererseits, obwohl beide zu einer ganz verschiedenen Bewertung der Kohleverstromung führen müssen (siehe oben!). Stattdessen nimmt er es einfach als Fakt hin, dass Europa wegen seiner Klimaziele nicht auf Kohle setzen kann. Ich sehe das mit einer gewissen Klimaskepsis anders und könnte mir durchaus vorstellen, in einer Energiekrise der europ. Versorgungsicherheit den Vorzug zu geben.
  3. Ähnlich sieht es mit der Kernenergie aus. Hier betrachtet er die Versorgungslage mit Uran und anderen Kernbrennstoffen überhaupt nicht, sondern zitiert die Skepsis der Bevölkerung, die Schwierigkeiten Kernkraftwerke zu versichern und Ausstiegsbeschlüsse europ. Länder. Er verschiebt also die Debattenebene mit einem gewissen grünen Vorurteil, das auch in diesem Zitat über den „Umfall“ von Fukushima deutlich wird:
    „Die Kombination von Erdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe brachte großes Leid über Japan und forderte 15848 Tote“
    Er verschweigt also, dass das Leid durch die Todesfälle sehr ungleich verteilt war und zu praktisch 100% durch den Tsunami entstanden ist, während der kerntechnische Unfall keinen einzigen direkten Toten verursacht hat. Hier berichtet Ganser unlauter ganz im Sinne grüner Vorurteile.
  4. Ganser argumentiert in seinem Buch so, als ob der Ölpreis von nun an immer nur weiter steigen würde. Das mag langfristig stimmen, war aber kurzfristig eher unwahrscheinlich und ist auch nicht so gekommen:
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    Ganser hat ganz offensichtlich auf dem Höhepunkt der Peak-Oil-Blase gearbeitet und gedacht: Prognosen bleiben schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.
  5. Auch bei seinen Peak-Oil- und Peak-Gas-Prognosen hat seine Urteilskraft eine Schlagseite. Er zitiert die ASPO, Association for the Study of Peak Oil und Peak Gas, zur Gasförderung Nowegens:
    „Die ASPO Deutschland glaubt, dass Norwegen möglicherweise schon 2011 bei 120 Milliarden Kubikmeter pro Jahr das Fördermaximum Peak Gas erreicht hat“.
    Wir sind jetzt in der glücklichen Lage, dass wir diese Prognose mit 8 Jahren Abstand überprüfen können. Dabei stellen wir fest, dass sie zu pessimistisch war:

Im Jahr 2011 hatte die Erdasförderung Norwegens eine kleine Delle und ist von gut 106 auf 100,5 Milliarden Kubikmeter gefallen, bevor sie 2017 mit 123,2 Milliarden Kubikmeter ein (vorläufiges) Maximum erreicht hat. Für 2019 berichten und für 2020 erwarten die Norweger:
„Diese ging von knapp 120 auf rund 113 Mio. Kubikmeter zurück. Grund dafür war, dass Unternehmen die Produktion aufgrund der Marktsituation zurückgehalten haben, so die Behörde. Das Öldirektorat rechnet aber schon in diesem Jahr mit einer Trendwende. Die Prognose für 2020 liegt bei einer Gesamtförderung von 238,5 Mio. Kubikmetern, die Erdgasproduktion schätzt das Direktorat auf rund 117 Mio. Kubikmeter“.
(Hier gehen Millionen und Milliarden durcheinander, aber Milliarden ist wohl richtig)
Die Gasförderung erreichte im Jahr 2011 keinen Peak und lag noch 2018 bei 120 Milliarden Kubikmeter und es soll so weitergehen. Wie lange die Förderung auf diesem Niveau bleibt, muss sich aber erst noch zeigen. Die ASPO Schweiz, deren ehrenamtlicher Präsident Daniele Ganser von 2006 bis 2012 war, hat ihren Peak aber schon überschritten und wurde Ende 2018 aufgelöst.

Auch wenn es erstens länger dauert, als zweitens die Peak-Experten denken, bin ich aber nach dem Buch noch überzeugter davon, dass wir uns in den nächsten Jahrzehnten auf eine spürbare Verknappung bei Öl und Gas einstellen sollten. Entsprechende Investitionen, zB eine sparsamere Öl- oder Gasheizung oder ihre Ergänzung um eine mit einer Solaranlage versorgte elektr. Wärmepumpe, könnten wirtschaftlich sein und würden in jedem Fall die Versorgungsicherheit durch eine längere Tankreichweite verbessern. Das wäre doch ein greifbares, schönes Ziel, ganz unabhängig vom CO2-Ausstoß und einem (vielleicht) durch ihn beförderten Klimawandel!

Nachtrag 20.02.2020
Ein Detail scheint mir noch besonders zitierwürdig:
Ted Trainer von der University of New South Wales in Australien ist Befürworter der Energiewende, beklagt aber, dass die Vertreter der erneuerbaren Energien das Potenzial ihrer Lieblingstechniken ‚übertreiben und ihre Schwächen und Limiten ignorieren‘. Es werde noch sehr lange dauern, um den Anteil der erneuerbaren signifikant auszubauen
Es ehrt Ganser und zeigt seine Lauterkeit, dass er diese kritische Stimme so fair wiedergibt und als Quelle dieses Buch angibt. Zum (extrem teuren) Buch hat der Autor auch eine Kurzfassung veröffentlicht, die u.a. hier positiv besprochen wird. Viele der dort vorhandenen Argumente finden sich bis heute bei Kritikern der Energiewende – weil sie schwer widerlegbar sind und deshalb von den Befürwortern nicht beantwortet, sondern mit Ausflüchten und Beschweigen ignoriert werden.
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Nachtrag 16.2.2021
Ganser hat mal wieder einen Vortrag gehalten:

Und eine Menge guter Leserbriefe in den Nachdenkseiten verursacht. Der Leserbrief Nr. 40 ist mir aufgefallen, weil er genau die Hintergründe für die Corona-Krise vermutet, die ich vor einem Jahr oben als mögliche Hintergründe der Klimakrise diskutiert habeDrohender Energiemangel nach dem Scheitern militärischer Energieraubzüge!
Getarnt durch das Beschwören einer Klimakrise bzw. einer Viruskrise, die ja beide daraufhin gesteuert werden, die Wirtschaft herunterzufahren.

Das Klima föhnen mit Al Gore

Mit Al Gore für das Kohle-Aus

Das sogenannte NGO ‚Campact‘ warb in der Endphase der Koalitionsverhandlungen für einen deutschen Ausstieg aus der Kohle-Verstromung bis 2030:

CampactGoreBuchUnbequemeWahrheitWarum mit Al Gore?
Gore
hat 2007 den Friedensnobelpreis zuerkannt bekommen für seine Aktivitäten für den Klimaschutz, insbesondere für den Film ‚An Inconvenient Truth (eine unbequeme Wahrheit) und entsprechende Buchveröffentlichungen im Jahr 2006.
Im Jahr 2017 kam der Folge-Film ‚Immer noch unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft‚ heraus, mit dem Gore noch einen draufgelegt hat auf die Dringlichkeit eines radikalen Umsteuerns.

Ein Heuchler heizt dem Klima ein

Jeder normale Mensch würde erwarten, dass ein so eifriger Aktivist für das Weltklima auch und gerade in seinem persönlichen Umfeld vieles unternimmt, um seinen eigenen  Ausstoß von Kohlendioxid klein zu halten. Nicht so Al Gore!
Viel stärker als in Deutschland hinterfragen seit jeher Gores Gegner in den USA seine Werbung für den Klimaschutz und stellen auch die Frage nach seiner persönlichen Glaubwürdigkeit. So wiesen bereits 2007 Medienberichte darauf hin, dass Gore in seiner Villa in Nashville/Tennessee sage und schreibe 221000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbrauchte und dafür 30000 Dollar ausgab.
Gore reagierte mit der Aussage, dass er Geld für Ausgleichsmaßnahmen (wie das Anpflanzen von Wäldern) spende und sich trotzdem in Zukunft bemühen würde, auch persönlich noch besser zu werden.
Die Ausgleichsmaßnahmen halte ich für zweifelhaft, denn es ist schlicht für einen Einzelnen nicht überprüfbar, ob die Zahlungen und die tatsächlichen Maßnahmen in irgendeinem vernünftigen Verhältnis zueinanderstehen. Der Anreiz für Betrug ist so groß, dass er in großem Umfang geschehen muss. Es ist nicht übertrieben, darin einen  modernen Ablaßhandel, also einen lukrativen Freikauf von einem schlechten Gewissen zu sehen, das die Begünstigten den Zahlern einreden.
Noch klarer ist allerdings die Botschaft, dass Gore entgegen seinen Versprechungen von 2007 nichts unternommen hat, um seinen persönlichen Verbrauch zu senken. Der Verbrauch seiner sehr bescheidenen Liegenschaft soll im Jahr 2017 sogar über 230000 Kilowattstunden gelegen haben:

Gore20TimesMore

Ganz abgesehen davon soll der sehr klimabesorgte Herr Gore noch zwei weitere Häuser besitzen, die auch nicht ohne Elektrizität sind.
Aber andere sollen natürlich auf fossile Stromerzeugung verzichten, höhere Stromkosten und eine instabilere Versorgung aus rein erneuerbaren Quellen in Kauf nehmen, um das Weltklima zu retten!
Nase

Campact – ein grüner Satellit

Campact Deutschland ist auf vielfältige Weise mit den deutschen Grünen verbunden. Das lässt sich sowohl auf der Website von Campact als auch in grünen Ortsverbänden durch intensive Zusammenarbeit und starke personelle Überschneidungen leicht feststellen.

Energieeffizienz – die unterschätzte Lösung von unten

Es lohnt sich, Gores Stromverbrauch in Beziehung zu setzen zu sonst üblichen Haushaltsverbräuchen:

TabelleHaushalt

Man erkennt sofort, dass deutsche Haushalte wenig Potenzial haben, die Stromerzeugung global klimaneutraler zu machen, wenn Al Gore und seine Landsleute nicht ebenfalls sehr große Anstrengungen unternehmen.
Warum und in welchem Rahmen sollten wir es trotzdem tun? Die Antwort ist einfach: Mindestens in dem Maße, wie es sich für jeden Einzelnen finanziell lohnt. Und die Voraussetzungen dafür sind denkbar gut, denn Strom ist in Deutschland exorbitant teuer und diese Grafik zeigt, dass das eng mit teurem Strom aus erneuerbaren Energiequellen zusammenhängt:

Euro Cost of Electricity vs solar and wind

Für einen Einzelnen, der keinen direkten Einfluss auf die (unsinnig teure) Subventionierung von Solar- und Windstromerzeugung in Deutschland nehmen kann, macht es absolut Sinn, auf diese im privaten Bereich wirtschaftlich zu reagieren, denn bei diesen Strompreisen garantiert die Anschaffung von LEDs und vielen energieeffizienten Haushaltsgeräten eine sehr hohe Rendite. Die Anschaffung eines LED-Leuchtmittels spielt in der Regel den relativ hohen Anschaffungspreis schon im ersten Jahr des Besitzes wieder durch geringeren Stromverbrauch ein und erwirtschaftet danach in seiner längeren Lebensdauer reinen Gewinn.

Neben dem sicheren, steuerfreien und für jeden Einzelnen erreichbaren Gewinn bietet Energieeffizienz weitere Vorteile für den Einzelnen und die Gesellschaft:

  • Sie schont die Umwelt, denn Stromerzeugung beeinträchtigt tatsächlich in jeder Form irgendwie die Umwelt. Das gilt auch für Solar- und Windkraftanlagen.
  • Sie reduziert die Abhängigkeit von externen Energielieferanten und erhöht damit die Versorgungssicherheit. Insbesondere reduziert sie auch politische Abhängigkeiten von Energielieferanten, seien es mittelöstliche Despotien, Russland oder die USA (die gerne mit verflüssigtem Fracking-Gas ins Geschäft kommen und auch deshalb die billigere Kohle aus der europäischen Stromerzeugung verdrängen würden!)
  • Eine Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen wird umso leichter technologisch und wirtschaftlich machbar, je geringer der Strombedarf schon ist. Für heutige Verbräuche sind Stromspeicher nämlich in jedem Fall eine völlige Illusion.
  • Sinkender Stromverbrauch der Privathaushalte, die die Zusatzkosten für Erneuerbare überwiegend alleine bezahlen, würde den EEG-Unsinn mit völlig überhöhten Einspeisevergütungen für Solar- und Windstrom wirtschaftlich massiv unter Druck setzen und letztendlich einen Wechsel zu einem vernünftigeren System erzwingen.

Trotz jahrelanger Klimapropaganda, u.a. von der Kanzlerin persönlich, steht Deutschland im europäischen Vergleich nicht gut da:
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Das liegt u.a. am überstürzten Ausstieg aus der Kernenergie, wie diese Karte zeigt.

Energieeffizienz leistet einen guten Beitrag und war einmal ein ur-grünes Anliegen, und zwar aus allen Gründen, die ich oben aufgelistet habe. Ist Ihnen aufgefallen, dass die Grünen davon kaum noch sprechen?
Das ist kein Wunder, denn heutzutage holzen sie lieber Wälder ab, um dort mit Windenergieanlagen viel Geld auf Kosten der Stromverbraucher und der Umwelt zu verdienen.
Zurück zu den Wurzeln, zurück zur Energieeffizienz, notfalls ohne die Grünen!

Umwelt-Heuchelei auch beim Diesel-Motor

Die Umweltheuchelei, die man bei der Stromerzeugung leicht identifizieren kann, findet man in ähnlicher Form auch bei der Diskussion um die Dieselabgase und Fahrverbote für Dieselfahrzeuge.
Es ist nicht richtig, dass Elektrofahrzeuge automatisch umweltfreundlicher sind als Dieselfahrzeuge oder Benziner:

  • Der meiste Feinstaub entsteht bei Autos durch Reifen und Bremsen, insbesondere an Kreuzungen, wo gebremst und angefahren wird. Dieser wird auch bei Elektrofahrzeugen nicht verschwinden.
  • Elektrofahrzeuge sind in der Herstellung (wegen der Batterie) umweltschädlicher als Autos mit Verbrennungsmotor. Gerade für umweltbewusste Fahrer mit geringer Fahrleistung ist das über die Lebensdauer schwer wettzumachen.
  • Elektrofahrzeuge benötigen in der Regel vor dem Ende ihrer Lebenszeit eine neue Batterie, was ihrer ökologischen (und wirtschaftlichen) Bilanz einen Rückschlag versetzt und die Gesamtbilanz verschlechtert.
  • Die Verschrottung eines bereits gebauten jungen Dieselfahrzeugs  für die Neuanschaffung eines Elektrofahrzeugs ist in jedem Fall ökologisch unsinnig, aber ein gutes Geschäft für die Industrie. Vernünftige Diesel zuende fahren!
  • Bei geringerem Fahrzeuggewicht und Verzicht auf Höchstleistungen sind auch moderne sparsame Benzinmotoren eine ökologisch und ökonomisch interessante Alternative.
  • Völlig ausgespart wird die Frage, woher der Strom für einen auch nur teilweisen Ersatz des Verbrennungsmotors durch Elektromotoren kommen soll. Nur eines ist sicher: Die dafür nötigen enormen Strommengen können nicht täglich und auch nicht wöchentlich bei jedem Wetter aus erneuerbaren Energiequellen bereitgestellt werden. Die Batterie eines Tesla Modell S speichert etwa 70 kWh. Wenn diese (bei einem sparsamen Fahrer) nur einmal wöchentlich voll geladen wird, braucht sein Haushalt pro Jahr 52*70 = 3640 kWh zusätzlichen Strom. Das wäre beinahe eine Verdoppelung des heutigen Durchschnittsverbrauchs!

Update 16.03.2018
Natürlich wird die Kritik an Gores ’nachhaltiger‘ Heuchelei in Sachen Umwelt und Klima von der Beschönigungspresse heruntergeredet. Beispielhaft ist dieser Artikel von 2017 im Tagesspiegel:
Apologie

Sehen Sie, wie die mediale Verteidigung funktioniert? Es ist ganz einfach:

  1. Jede Kritik an Gores Heuchelei mit der Öl-Lobby in Verbindung bringen
  2. Das postiv besetzte Wort ‚Bemühungen‘ mit ’schmähen‘ in Verbindung bringen. Die Bemühungen sind aber nun mal nicht real, sondern reine PR!
  3. Nochmals jeden Kritiker mit der bösen Öl-Lobby in Verbindung bringen
  4. Die ‚Attacken‘ in eine Ehre umdeuten
  5. Mit Dingen ablenken, die gar nichts am Thema ändern: „fährt einen Tesla“

Was ist das einzige, was in dem Artikel konsequent nicht widerlegt, noch nicht einmal erwähnt wird? Haben Sie es gemerkt?
Es ist natürlich die Tatsache über seinen extremen Strombedarf: 230000 kWh/Jahr! Würde man sie erwähnen, würde auch so mancher Gutgläubige ins Grübeln kommen – trotz aller Tricks, die sonst angewendet werden.