Größer als Graichen

Es gibt viele Wechselwirkungen zwischen der Klimawendepolitik und dem Immobilienmarkt.
Die Aktivitäten des „gemeinnützigen“ Rechercheteams von Correctiv liefern wertvolle Puzzlesteine

Staatssekretär Graichen musste gehen, in den Urlaub, wegen gewohnheitsmäßigem Nepotismus (zu Deutsch: Vetterleswirtschaft) wie Reuters ganz trocken feststellt. Habeck ist angeschlagen, denn es ist auch seine Niederlage. Das fordert derbe Scherze heraus, ist aber nur ein Detail in einem viel größeren Plot.

Die erfolgreiche und berechtigte Kampagne gegen Drehtürenwirtschaft und Spezl-Förderung zwischen dem Wirtschaftsministerium und diversen Klima-NGOs ist zu einem guten Teil das Verdienst einer langfristigen Recherche von TichysEinblick und seinem Autor Marco Gallina. In der Liste seiner Einblick-Artikel ist einiges drin, was sich zu lesen lohnt. Es geht ja weiter.

Das größere Bild

Nach einem vorbereitenden Artikel im April finde ich, dass vor allem dieser neuere das größere Bild zeichnet, das wichtiger ist als Graichen und Habeck:

Einleitung in einen interessanten Hintergrund der Klimapolitik: Immobilien

Zitat:
„Diese Fonds konzentrieren sich auf die Vergabe von Ersthypotheken und erstrangig besicherten Krediten auf hochwertige Vermögenswerte an erstklassigen Standorten mit einem Schwerpunkt auf Großstädten in Nordamerika und Europa.“ Dass das Heizungsgesetz von Habeck, das von seinem Einflüsterer Graichen aus der Agora stammt, die wiederum von der ECF, und die wiederum von der CIFF finanziert wird, durchaus ganz andere Gründe haben könnte als bloßes klimapolitisches Engagement, gehört zumindest hinterfragt – vorsichtig ausgedrückt.

Die im Artikel auch erwähnte Rede der AfD-Abgeordneten Beatrix von Storch führt diesen Zusammenhang zwischen der Energiepolitik und Immobiliengeschäften ebenfalls aus:

Beatrix von Storch im Bundestag

Zitat:

„Christopher Hohn verdient 2 Millionen – am Tag…Für die Klima-Agenda gibt er sein Geld aus, aber richtig spannend ist die Frage: Womit verdient er sein Geld?…Da, wo seine Klima-Agenda besonders hohl dreht, da verdient der Finanzier der Klima-Agenda mit Hypotheken und Immobilien sein Geld

Die Idee ist klar:

  • Die Habeck’sche, Graichen’sche Agora-„Wärmewende“ zwingt die Immobilienbesitzer in Deutschland zu großen, schnellen Investitionen
  • Wer das Geld nicht flüssig hat, muss es sich über Hypotheken besorgen und seine Immobilie beleihen
  • Wer nicht kreditwürdig oder -willig ist, muss seine Immobilien verkaufen
  • Beide Male kommen Hedgefonds wie der von Hohn ins Geschäft
  • Und das ganz funktioniert eben nur deshalb so sicher, weil die Politik über CO2-Preise und Vorschriften den nötigen Druck macht.

Immobilienmarkt transparent machen

Vor 3 Jahren hatte mich ein Freund darauf aufmerksam gemacht, dass der Bayerische Rundfunk eine merkwürdige Umfrage unter Mietern in den 3 Bayerischen Großstädten durchführte:

Die Frage lag auf der Hand:

Das Ziel ist angeblich auch hier wieder das Gemeinwohl, aber die Finanzierung von Correctiv, des Partners des Bayerischen Rundfunks, durch Finanzkonzerne ist schon lange bekannt: Quelle, Quelle, Quelle.

Der Bayerische Rundfunk verwies auf seine FAQ. Dort steht:
„BR und Correctiv möchten gemeinsam mit den Bürger*innen in Augsburg, München und Würzburg für mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt sorgen…
 Die Verantwortung für den sorgfältigen Umgang mit den Informationen im Rahmen der Recherchen liegt bei uns. Nur ein kleines Team von ausgewählten Datenjournalisten des Bayerischen Rundfunks und von Correctiv hat darauf Zugriff. Die Daten bilden für uns die Grundlage für weitere Recherchen. Namen oder Adressen werden wir nur veröffentlichen, wenn die Recherchen ergeben, dass ein berechtigtes, öffentliches Interesse vorliegt“

In der Veröffentlichung zu den Ergebnissen wurden natürlich keine Details zu individuellen Verträgen bekanntgemacht. Niemand kann aber garantieren, dass Beteiligte solche Informationen nicht an Dritte weitergegeben haben, zum Beispiel an Geldgeber und ihr Netzwerk.
Es ist nämlich naheliegend, dass ein Hedgefonds, der helfen will, den deutschen Immobilienmarkt in eine Klemme zu bringen, um ihn dann selbst gewinnbringend abzugrasen, frühzeitig Informationen über die Eigentümer sammeln will, mit denen er es dabei zu tun bekommt.
Transparenz auf dem Wohnungsmarkt“ (Bayerischer Rundfunk) ist nämlich für den normalen Zeitungsleser und Mieter uninteressanter als für diejenigen, die noch vor 2 Jahrzehnten von Sozialdemokraten als ‚Heuschrecken‘ bezeichnet wurden:
„Immer wieder geht es bei den Recherchen auch darum, die tatsächlichen Eigentümer hinter Zweckfirmen für eine Immobilie zu recherchieren“
Passt doch prima!

Schlussfolgerungen

Die Spenden von Milliardären in die Aktivitäten der Klima-NGOs sind eine sehr langfristige Investition. Eine Zielrichtung u.a. auf den Immobilienmarkt ist recht plausibel. Damit diese erfolgreich sein kann, braucht es zwei Dinge: beste Informationen und politische Unterstützung.
Nach dem, was dazu öffentlich bekannt ist, hatte sich eine ‚journalistische‘ GmbH wie Correctiv in den letzten Jahren sehr gute Voraussetzungen erarbeitet, um die Informationsgewinnung erstklassig unterstützen zu können.

Aber auch für die politische Unterstützung ist Correctiv hervorragend aufgestellt:
Einerseits hat Correctiv Material veröffentlicht und wahrscheinlich noch viel mehr gesammelt zur Verwicklung von Spitzenpolitikern in die Cum-Ex-Affäre. Besonders Olaf Scholz hat die regen gemeinnützigen Aktivitäten von Correctiv intensiv kennengelernt.
Andererseits hat das Rechercheteam von Correctiv in kleineren Angelegenheiten auch gezeigt, dass es sich schützend vor den Bundeskanzler stellen kann, wenn es will.

Die Macht eines solchen Rechercheteams würde auch für einen kleinen Geheimdienst reichen. Fragen Sie den Geschäftsführer!

Eva Herman vom Kanzler bestätigt

Den Beitrag vom 13. März über Vorwissen und Vorahnungen hatte ich mit dem Podcast von Eva Herman vom 30. Dezember eingeleitet, in dem sie berichtet hatte:
Hohe Alarmstufe für Energieversorgung: Im ersten Quartal 2022 rechnet man mit einem exogenen Schock!

Podcast von Eva Herman und Andreas Popp vom 30.12.2021

Darin wurde angekündigt, dass Robert Habeck im 1. Quartal Einschränkungen in der Energieversorgung ankündigen würde, wahrscheinlich schon im Januar.
Diese Ankündigung hat es jetzt gegeben, allerdings erst kurz vor Ende des Quartals am 30. März

Person und zentrale Inhalte der Ankündigung haben Herman/Popp also drei Monate im Voraus richtig angekündigt. Das ist eine Information, die zu jenem Zeitpunkt in keinem großen und „seriösen“ Medium zu haben war. Neben diesem unbestreitbaren Erfolg verblasst, dass das Timing nur im Groben richtig war.

Für mich noch wichtiger ist ein anderer Aspekt ihres richtigen Vorwissens:
Meine Frage war, ob ihre Angabe richtig ist, dass sie ihr Vorwissen von Whistleblowern aus deutschen Ministerien erhalten haben (können).
Bundeskanzler Olaf Scholz höchstpersönlich hat diese Frage vor dem versammelten Bundestag am 23. März 2022 öffentlich beantwortet:

Olaf Scholz bestätigt Herman/Popp

Er sagte:
…Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir Sanktionen verhängt, die ihresgleichen suchen. Über Monate hinweg haben wir sie bis ins kleinste Detail vorbereitet, damit sie die Richtigen treffen, damit sie wirken…

Damit ist erwiesen, dass zum Jahresende das von Herman/Popp behauptete Wissen in dt. Ministerien vorhanden war. Und es ist auch erwiesen, dass diese Sanktionen schon vor dem Kriegsbeginn erarbeitet wurden.

Mehr Vorwissen

Am 11.10.2021 wurde im Münchner Merkur dieser Artikel veröffentlicht:

Der Artikel lohnt sich und enthält viele interessante Details:
– Die Welt befinde sich „am Rande des Abgrunds”, sagte Antonio Guterres
– Der Westen fürchtet einen Kalten Krieg mit China, Russland und Iran
– Der überstürzte Abzug der USA und ihrer Verbündeten aus Afghanistan schuf eine Lage, in der sich die Bildung ebenjener Allianz beschleunigen könnte

In genau diese internationale Lage hinein konstituierte sich die neue Ampel-Bundesregierung. Man kann davon ausgehen, dass die neue Bundesregierung praktisch von Anfang an mit dem künftigen Kalten Krieg (und den Sanktionen gegen Russland) befasst war. Aber es geht eben weiterhin um etwas viel Größeres als die Ukraine.

Neuer Kanzler, neuer …

Es sei in diesem Kontext daran erinnert, dass sich die letzte sozialdemokratisch geführte Regierung von Gerhard Schröder 1998 fast mit demselben Timing vor dem Kosovokrieg (ab 24. März 1999) konstituierte, der bei ihrem Amtsantritt schon beschlossen war:

Es gab immer Stimmen, die behaupteten, dass der Kosovokrieg mit dem alten Kanzler Helmut Kohl nicht möglich gewesen wäre. Wie das mit dem Ukraine-Konflikt und der alten Kanzlerin Angela Merkel war, werde ich in einem künftigen Blogbeitrag beleuchten.

Familientradition

In dem Merkur-Artikel ist auch der 2017 gestorbene amerikanische Geostratege Brzezinski erwähnt. Wie der Zufall so will, wurde sein Sohn Mark Brzezinski im Sommer 2021 von Joe Biden als Botschafter in Polen nominiert. Er trat sein Amt trotz anfänglicher Ablehnung durch die polnische Regierung zum Jahreswechsel 2021/2022 an, also genau zum richtigen Zeitpunkt, um wirklich in die Fußstapfen seines Vaters zu treten: