Pseudowissenschaft mit John & Flori

Die Kritik des Nobelpreisträgers John Clauser in einer Festrede ist ein gewaltiger Unfall für das Klima-Narrativ. Die Details lohnen sich.

Der Physik-Nobelpreisträger von 2022, der Amerikaner John Clauser, hat in Korea vor jungen Wissenschaftlern einen Vortrag über gute (Natur-)Wissenschaft gehalten und die Gelegenheit genutzt, um ebenso treffende wie frevlerische Zweifel an der sogenannten Klima-Krise anzumelden:

Das komplette engl. Transkript gibt es hier.

Hier entscheidende Auszüge in meiner Übersetzung:

„Vor langer Zeit, tatsächlich mein ganzes Leben, bin ich Experimentalphysiker gewesen…Gute Wissenschaft basiert immer auf guten Experimenten. Gute Messergebnisse gehen immer vor rein spekulativen Theorien. Schlampige Experimente sind dagegen oft kontraproduktiv und liefern wissenschaftliche Desinformation..Deshalb wiederholen gute Wissenschaftler die Experimente der anderen sorgfältig…

Als Inspiration für junge Wissenschaftler lassen Sie mich sagen, dass heute ein sehr günstiger Moment für sorgfältige Beobachtung der Natur ist. Warum? Die aktuelle Welt ist buchstäblich überflutet, gesättigt mit Pseudowissenschaft, mit schlechter Wissenschaft, mit wissenschaftlicher Falschinformation und Desinformation und mit dem, was ich „Techno-Cons“ nennen will. Techno-Cons sind die Anwendung wissenschaftlicher Desinformation für opportunistische Zwecke…

Das als wahr Wahrgenommene weicht oft von dem wirklich Wahren ab. Schlimmer, mit genügend Anpreisung und Werbung wird das als wahr Empfundene zur Wahrheit…

Mein Favorit in dieser Hinsicht ist ChatGPT. Es ist sehr gut genau darin1. Es hat sehr viel menschengemachte Pseudowissenschaft zur Verfügung, die es kopieren, manipulieren und emulieren kann. Es kann noch besser lügen und betrügen als seine menschlichen Mentoren, deren Texte man haufenweise in der Literatur findet….Pseudowissenschaft ist Science Fiction. Leider können weder Computer noch menschliche Faktenchecker in der Regel Fakten von Fiktionen unterscheiden. Oder Wissenschaft von Science Fiction oder Pseudowissenschaft.

Echte Wahrheit ist nicht dehnbar. Sie kann nur durch sorgfältige Beobachtungen gefunden werden. Gut getestete Gesetze der Physik und Beobachtungsdaten sind wichtige Leitplanken, die es Ihnen erlauben, Wahrheit von dem als wahr Empfundenen zu unterscheiden…

...Ich denke persönlich, dass sie dabei einen großen Fehler machen, weil nach meiner Meinung das IPCC eine der schlimmsten Quellen gefährlicher Falschinformation ist….

Ich habe einen zweiten Elefanten im Raum, den ich kürzlich entdeckt habe, und er betrifft den Klimawandel. Ich glaube, dass der Klimawandel keine Krise ist.

Echte Wahrheit könnte [kann] nur gefunden werden, wenn Sie lernen, gute Wissenschaft zu erkennen und zu nutzen. Das gilt besonders, wenn die echte Wahrheit politisch inkorrekt und nicht in Übereinstimmung mit politischen und geschäftlichen Zielen oder Wünschen von Führungspersonen ist. Auch die wissenschaftliche Gemeinschaft kann manchmal von Pseudowissenschaft verwässert werden.

Denken Sie daran: wenn Sie wollen, dass Pseudowissenschaft wahr ist, dann müssen Sie ihr nur einen Dreh geben, damit sie wahr wird.

….Was den Klimawandel betrifft, denke ich, dass der dominierende Prozess um einen Faktor 200 falsch identifiziert worden ist. Wenn Sie einen Faktor 100 oder 200 danebenliegen, dann ist Ihr Prozess um Größenordnungen zu klein, um wichtig zu sein. Es geht um den Großen – große Zahlen zählen, kleine Zahlen können vernachlässigt werden.

Hüten Sie sich. Wenn Sie gute Wissenschaft machen, kann sie Sie in politisch inkorrekte Bereiche führen. Wenn Sie ein guter Wissenschaftler sind, werden sie ihnen folgen. Ich habe mehrere, die zu diskutieren die Zeit nicht reicht, aber ich kann überzeugt sagen, dass es keine wirkliche Klimakrise gibt und dass der Klimawandel keine Extremwetterereignisse verursacht.

Vielen Dank

Bewertung

John Clauser ist ganz schön mutig, aber als erfolgreicher Wissenschaftler und Nobelpreisträger von 80 Jahren muss man auch nicht mehr allzu vorsichtig sein und kann sich mehr Klartext zum Thema leisten als die meisten anderen.
Das ist jedenfalls ein Frontalangriff ohne jede Deckung auf die Klimawissenschaft, den er hier frisch gestärkt durch den Nobelpreis unternimmt. Er meldet nicht etwa sachte Zweifel an, sondern bezeichnet zumindest das, was in den Medien ankommt, tatsächlich frank und frei als Pseudowissenschaft, als schlechte Wissenschaft zu „opportunistischen Zwecken“. Er benennt auch die Mittel, mit der die nur wahrgenommene Wahrheit zu einer Wahrheit gemacht werden soll: Spin und Propaganda. Und da geht er auch das IPCC sehr direkt an als eine der gefährlichsten Schleudern wissenschaftlicher Falschinformation.
Clauser ist ein gewaltiger Unfall für das offizielle Klima-Narrativ.

Pseudowissenschaft konkret

Clauser sagte in seiner Rede, dass Pseudowissenschaft durch den richtigen Spin wahr gemacht werden kann, auch wenn sie es nicht ist. Er erwähnt dabei die Fähigkeiten von ChatGPT.

1Die Erläuterung zu Clausers ChatGPT-Aussage ist mir ausgerechnet bei einem der führenden Pseudowissenschaftler/Rabulisten auf Twitter zum Thema Klimawandel (und Corona) begegnet:

Nach Clausers Vorbereitung über ChatGPT traue ich mich zu sagen, dass auch Florian Aigner seine Aufgabe vollständig erfüllt:

(Mehr Twitter-Gold von Florian Aigner zum Klimawandel)

Seine Aufgabe besteht offensichtlich darin, ohne jemals etwas Richtiges über die Physik des Klimas zu sagen, jeden zu diskreditieren, der das wenigstens versucht, und vor allem auch Nachahmer abzuschrecken. Zweifellos wird es bald möglich sein, Propaganda-Mentoren wie Florian Aigner durch eine KI wie ChatGPT zu ersetzen, um keinesfalls richtige Physik, sondern einen solchen pseudowissenschaftlichen, aber psychologisch wirksamen Spin abzuliefern.

„Ohne echtes Fachwissen“ (jedenfalls Spezialwissen zum Klima), „in fortgeschrittenem Alter“ und ein Mann ist auch John Clauser. Das Fachwissen von Aigner ist aber nicht besser, denn er selbst hat auch zur Quantenmechanik gearbeitet, genau so wie ich auch, er noch dazu theoretisch, aber wir beide um Größenordnungen unbedeutender als dieser alte Nobelpreisträger John Clauser.
Schauen wir uns sein physikalisches Argument also etwas genauer an:

Clausers physikalisches Argument

Clauser hat nicht mit irgendeiner Formel argumentiert, sondern mit einem universellen physikalischen Argument: der Größenordnung von Wirkeffekten. Er wirft dem IPCC und der medialen Klimawissenschaft vor, sich auf einen CO2-Effekt zu kaprizieren, der einfach um Größenordnungen kleiner ist als die primäre Wirkung der Sonnenstrahlung und auch immer noch um Größenordnungen kleiner als eine sekundäre Wirkung wie die Abschirmung der Sonnenstrahlung durch Wolkenbildung. CO2 liefert also einen höchstens tertiären Beitrag in der Strahlungsbilanz der Erde.
Die Wolkenbildung aber können die Klimamodelle bekanntermaßen gar nicht angemessen abbilden, wie der SPIEGEL 2009 noch berichtete:

Es ist physikalisch mehr als fragwürdig, einen größeren Faktor wie die Wolkenbildung (willkürlich, nämlich „als Parameter“) in die Modelle hineinzustecken und dann den kleineren Effekt durch Co2 wieder aus den Modellen herauszuziehen. Sehen Sie, der SPIEGEL berichtete 2009 noch, dass das keinesfalls unstrittig ist: „den einzelne Forscher deshalb auch kritisieren“, und zwar zu Recht!
Was passiert im Ergebnis, wenn ein großer Beitrag willkürlich in die Modelle gesteckt wird, um einen kleinen Beitrag abzuschätzen? Die Ergebnisse für den kleinen Beitrag werden natürlich von Modell zu Modell und Durchführung zu Durchführung stark schwanken:

In dieser Grafik erkennt man, dass die Bestimmung des CO2-Beitrags nicht nur unzuverlässig ist, sondern auch mit der Zeit tendenziell kleinere Abschätzungen liefert, oft sehr nahe an 0.
Allein dieses Beispiel zeigt die Fragwürdigkeit der Klima-Modellierungen, auf die John Clauser völlig zu Recht hingewiesen hat.

Mehr von echten Klimaforschern

Um den beträchtlicheren Beitrag der Wolkenbildung zur Temperatur auf der Erde ging es noch 2013 in dieser ARD-Ausstrahlung:

ARTE-Fassung einer dänischen Dokumentation von 2008

Tatsache ist, dass die Sonnenstunden z.B. in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zugenommen haben, die Bewölkung also abgenommen hat:

Sonnenstunden korrelieren auf den 1. Blick gut mit der Erwärmung

Für einen Anfang empfehle ich, den heißen Sommer 1976 und die nachfolgenden kalten Jahre in dieser Zeitreihe zu suchen.

Die ehemals bestens in die IPCC-Gemeinde integrierte, aber später häretische Klimaforscherin Judith Curry liefert regelmäßig Beiträge mit Kritik an der Klimawissenschaft und -politik.
In diesem Interview wird ihr neues Buch besprochen:

Judith Curry betont immer wieder die Unsicherheit des Klima-Wissens. Diese werde geleugnet. Relativ sicher ist sie sich jedoch, dass es eine Illusion sei, wenn Menschen das Klima kontrollieren wollen.

Warum spielen diese Stimmen in der Klimawissenschaft, vor allem aber in unseren Hauptmedien kaum mehr eine Rolle, höchstens als Buhmänner und -frauen?

John Clauser sagte dazu:
„…wenn die echte Wahrheit politisch inkorrekt und nicht in Übereinstimmung mit politischen und geschäftlichen Zielen oder Wünschen von Führungspersonen ist. Auch die wissenschaftliche Gemeinschaft kann manchmal von Pseudowissenschaft verwässert werden

Nachtrag 30.7.2023
Die Co2Coalition, in deren Vorstand John Clauser sitzt, hat gestern in einem Artikel die Ansichten Clausers zum Klimawandel ebenfalls konkretisiert:
„The physicist believes that objective science on climate has been sacrificed to politics. The preeminence of politics is all the worse, he said, because so much money has already gone to climate…
Contra the IPCC and other major institutions, he argues that climate is primarily set by what he refers to as the ‚cloud cover thermostat,'“

Auf Deutsch:
– der Physiker glaubt, dass objektive Wissenschaft zum Klima der Politik geopfert worden ist. Die Oberhand der Politik ist umso schlimmer, sagte er, weil so viel Geld bereits ins Klima gesteckt worden ist…
Gegen das IPCC und andere wichtige Institutionen, argumentiert er, dass das Klima in erster Linie durch den ‚Wolkenbildungs-Thermostaten‘ gesetzt wird.
Meine Konkretisierung oben ist also bereits sehr gut bestätigt.

Diese Grafik über die Korrelation von Sonnenstunden und Durchschnittstemperatur in Deutschland illustriert nochmals den oben qualitativ beschriebenen Zusammenhang:

Der zugehörige Artikel behandelt auch den Zusammenhang zur Atlantischen Multidekadischen Oszillation (AMO). Der Autor ist kein Klimaforscher, sondern ein promovierter Agraringenieur, der lange für die Landwirtschaftskammer NRW gearbeitet hat und seit einiger Zeit rührig im Thema Klima unterwegs ist. Man sollte die alten Ingenieure nicht unterschätzen. Sie arbeiten oft sehr zielstrebig 🙂

Nachtrag 24.8.2023
Ausführliche Erläuterung von John Clausers Kritik an der Klimamodellierung durch Prof. William Happer, wie Clauser Mitglied der CO2-Koalition und Unterzeichner der Klima-Deklaration:


Die Klimawirkung von CO2 sei also gesättigt. Eine Verdoppelung des CO2 bewirke deshalb weniger als eine 1%-ige Steigerung der Wolkenbedeckung:



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