Klimakonferenz München 2019

(there is an English version of this report)
Am Wochenende hat die Klimakonferenz von EIKE in München stattgefunden. Ich habe mir die 4 Vorträge des Vormittagsprogramms am Samstag angehört:ProgrammSamstagVormittagIch fasse hier die Vorträge kurz zusammen und verlinke jeweils auf die Aufzeichnung, damit sich jeder Leser bei Interesse den Vortrag selbst ansehen kann.

Christian Schlüchter, Schweiz

Prof. em. Christian Schlüchter hat sich als Geologe intensiv mit den Gletschern der Alpen beschäftigt. Über seine Funde von sehr altem Holz in und unter Gletschern und was sie über die Vergletscherung der Alpen verraten, hat er in seinem Vortrag berichtet:
Schlüchter1
Das Video des 40-minütigen Vortrags findet sich hier.
Die wichtigste Folie seine Vortrags zeigt die letzten 12 Tausend Jahre: Skala unten von 10 Tausend vor bis 2000 nach Christi Geburt). Ganz oben ist die Temperaturdifferenz im Sommer im Vergleich zu 2005 eingetragen, im unteren Teil der Grad der Vergletscherung (‚Glacier extent‘):

SchlüchterÜberblick

Bunt eingetragen sind Funde von Bäumen, Pflanzen und Tieren, sowohl eigene als auch die anderer Forscher in der ganzen Welt (‚Iceman’= der ‚Ötzi‘). Die ‚Wespe‘ ist beispielsweise eine Schlupfwespe, die er in einem ‚Torfballen‘ unter dem Grimsel-Gletscher gefunden und dann datiert hat. Diese Funde und ihre 14C-Datierung wurden im ersten Teil des Vortrags vorgestellt. Das wesentliche Ergebnis ist, dass ALLE diese Funde aus der Zeit stammen, als die Alpen weniger vergletschert waren als 2005.

Warme Zeiten: mehr Leben

Die Baumgrenze lag mindestens 300m höher. Exemplarisch steht dafür Hannibal, der zur Römerzeit mit Elefanten die Alpen überqueren konnte, weil die Hochlagen sehr viel weniger vergletschert waren als in den letzten Jahrhunderten.

Warme Zeiten: mehr Zivilisation

Laut Schlüchter sind die Gletscher immer wieder rapide gekommen und rapide verschwunden, aber in mehr als der Hälfte der Zeit waren die Gletscher kleiner als 2005:

SchlüchterFazit

Am Ende seines Vortrags wurde Schlüchter gefragt, ob und bis wann der Himalaya gletscherfrei sein würde, wie manche behaupteten. Er antwortete, er sei „nicht Prognostiker“, offensichtlich daran interessiert, sich aus den ganz strittigen Klimastreitfragen herauszuhalten.
Über seine Forschungsergebnisse und wie sie ihn trotzdem mit der Klimaforschung in Konflikt gebracht haben, kann man sich auch in einem schon 5 Jahre alten Interview informieren.

Nicola Scafetta, Italien

Nicola Scafetta ist ein italienischer Physiker und Klimamodellierer, der an der Universität Neapel arbeitet (Der englische Wikipedia-Eintrag ist etwas ausführlicher und aktueller). Er ist als Kritiker der Klimamodelle seit langem bekannt und wird bekämpft, weil er eigene Klimamodelle rechnet und mit deren Ergebnisse die IPCC-Modelle kritisiert.
Sein Vortrag gestern beschäftigte sich auch wieder mit den Schwächen und Mängeln der IPCC-Klimamodelle:

Scafetta1
Der Vortrag dauerte etwa 52 Minuten und ist hier verfügbar.
Er diskutierte die Klimatreiber in den IPCC-Modellen und wies insbesondere darauf hin, dass die solare Komponente darin als verschwindend gering angesetzt wird (der blaue Kasten um die entsprechende Aussage ist von mir):
ScafettaIPCCModelle

Dann stellte er die Ergebnisse der IPCC-Modelle vor, die auf den ersten Blick für sie sprechen und vom IPCC auch herausgestrichen werden:

ScafettaIPCCArgument

Nach einem kurzen Diskurs, warum das Argument trotzdem nicht so gut sei, wie es scheine, diskutierte er ausführlich die Stellen, wo die Klimamodelle nach seiner Meinung versagen. Zentral dafür ist die Mittelalterliche Warmzeit, die er hier gemeinsam mit der Warmzeit der Römerzeit und der modernen Erwärmung zeigt (er leugnet also nicht einen Klimawandel!):

ScafettaMediavalWarmPeriod

Auf dieser Folie stellt er fest, dass die IPCC-Modelle daran scheitern, diese mittelalterliche Warmzeit zu reproduzieren:
ScafettaModelFailure
Er weist darauf hin, dass die Modelle den berühmt-berüchtigten ‚Hockeystick‚ reproduzieren und genau deshalb an der mittelalterlichen Warmzeit scheitern würden!
Dasselbe zeigt er dann auch noch für längere Zeiträume und macht an ausgewählten weiteren Beispielen deutlich, dass das letztlich daran liegt, dass die Modelle nicht in der Lage sind, die Zyklen der Sonnenaktivität zu reproduzieren, sobald sich diese in Klimadaten wiederfinden.
Deshalb setzte er, Höhepunkt des Vortrags, vor 10 Jahren seine eigenen Modellprognosen, die diese berücksichtigen (schwarze Linie) denen der IPCC-Modelle (blau gestrichelte Linie) entgegen:

ScafettaPrognosenVor10Jahren
Und 10 Jahre später überlässt er, nach dem Hinweis, dass die El Nino-Spitzen in den Echtdaten außen vor bleiben, dem Zuschauer die Entscheidung, welches Modell besser war: IPCC 2013 Modelle (grünes Band) oder Scafetta-2013-Modell (gelbes Band):ScafettaDatenheute

Wenig überraschend kommt er so zum Schluss:

ScafettaFazit

Nir Shaviv, Israel

Nir Shaviv hatte ich in einem ausführlichen früheren Blogbeitrag bereits als Klimaskeptiker vorgestellt. Er war (neben dem Interesse an einem Alpen- und Gletschervotrag) der wesentliche Grund, warum ich mir diesen halben Tag aus dem Konferenzprogramm ausgewählt hatte:
NirShaviv1

Shavivs Vortrag von 39 Minuten Länge ist hier komplett abrufbar.
Shaviv schloss mit seinem Vortrag nahtlos an den von Scafetta an, diskutierte die Validität der IPCC-Klimamodelle auf abstraktem Niveau.
Zunächst die Vorstellung des groben IPCC-Bildes:

ShavivIPCC

Dieses Bild klopfte er in seinem Vortrag nach und nach ab und zerlegte es in wichtigen Punkten. Besonders wichtig ist ihm, dass die CO2-Sensitivität der Temperatur vom IPCC sehr hoch angesetzt wird, tatsächlich aber unbekannt ist:
ShavivCo2Sensitivity

Fehler sieht er besonders darin, dass andere Treiber als CO2 vom IPCC ausgeschlossen werden: die Sonne!
ShavivSun

Und am Ende steht für ihn fest: dass die CO2-Sensitivität vom IPCC stark überschätzt wird zu Lasten solarer Einflüsse und dass deshalb die IPCC-Modelle den weiteren Temperaturanstieg im 21. Jahrhundert ebenfalls stark überschätzen:
ShavivNoCatastrophe

Er gab mehrere Argumente an, warum die CO2-Sensitivität des Klimas drastisch überschätzt wird. Die Klimawirksamkeit vergangener Vulkansausbrüche würde von den IPCC-Modellen stark überzeichnet werden gegenüber den bekannten realen Wirkungen:

ShavivSensitivityEvidence1

Weiterhin hätten hohe CO2-Konzentrationen in der Erdgeschichte nur wenig auf das Klima zurückgewirkt (das ist allerdings ein Standard-Argument für jeden Feld-Wald-Wiesen-Klimaskeptiker):

ShavivSensitivityEvidence2

Mit physikalischen Argumenten setzt Shaviv so nach und nach eine Obergrenze für die Klimawirksamkeit von CO2 und veranlasst den Zuhörer so, einen alternativen Treiber anzuerkennen. Wie bei Scafetta ist das ein Link von der Sonnenaktivität zum Klimageschehen.

So kommt der sehr selbstbewusste Shaviv zu einem eigentlich vernichtenden Fazit über die Klimawissenschaft (roter Rahmen von mir):

ShavivFazit

Er weist zum Schluß darauf hin, dass der Link von der Solaraktivität zur Temperatur auf der Erde nicht zwingend die direkte Strahlung unserer Sonne sein muss, dass auch andere Wechselwirkungen möglich sind. Anschließend überlässt er es Henrik Svensmark, mit dem er eng abgestimmt ist, eine mögliche alternative Wechselwirkung aus seinen Forschungsergebnissen vorzustellen.

Henrik Svensmark, Dänemark

Henrik Svensmark ist ein dänischer Physiker und Klimaforscher. Er (wie andere Redner) berichtete davon, dass er es zunehmend schwerer hat, Forschungsgelder für seine Arbeit zu erhalten, weil seine bisherigen Ergebnisse den IPCC-Modellen widersprechen.

Svensmark1
Der Vortrag von 32 Minuten Dauer kann hier angesehen werden.
Der Mechnismus, den Svensmark untersucht hat, ist der Einfluss kosmischer Strahlung auf die Wolkenbildung. Diese erfolgt über die Erzeugung von Ionen als Keime für die Wolkenbildung.

CosmicRayCloudLink

Svensmark hat experimentell und auch mit Korrelationsmessungen von Wolkenbildung und kosmischer Strahlung diesen Mechanismus untersucht. Das ist auch deshalb interessant, weil auch IPCC-konforme Forscher daran arbeiten, dass Änderungen an der Wolkenbildung (durch Erwärmung) den menschengemachten Klimawandel verstärken könnten. Die enorme Bedeutung der Wolkenbildung (als Kühlfaktor) für das Klima ist also nicht strittig. Strittig ist aber Svensmarks Fazit:

SvensmarkConclusion

Wie bereits Shaviv in seinem Vortrag ausgeführt hatte, öffnet Svensmarks Forschung einen indirekten Kanal, mit dem die Zyklen unserer Sonne (über die solaren Winde, die kosmische Strahlen mehr oder weniger stark von der Erde ablenken) über die eigene Strahlung zur Erde hinaus an das Klima auf der Erde ankoppeln können. Die Wolkenbildung durch kosmische Strahlen könnte also die von ihm festgestellte Lücke im IPCC-Modell schließen und erklären, warum seine Klimamodelle häufig Klimaschwankungen nicht reproduzieren können, die sonnentypische Periodizitäten (von u.a. 11, 22 und 60 Jahren) aufweisen.

Wissenschaftliches Fazit

Alle 4 Vorträge waren für mich als Physiker sehr interessant und zeigen, dass auf der Konferenz interessante und wissenschaftlich anspruchsvolle Klimaforschung auf hohem Niveau vorgestellt wurde. Nichts von dem Gehörten deutet daraufhin, dass hier schlechter oder über schlechtere Forschung vorgetragen wurde, als ich es in meiner Zeit als Doktorand der Physik erlebt habe. Die vorgestellten Ergebnisse lassen es eher unwahrscheinlich erscheinen, dass die Klimamodelle des IPCC vollständig, über jeden Zweifel erhaben oder einen  97%igen-Konsens wert sein können.

Einschüchterung, Verlegung, Polizeischutz

Im Vorfeld hat es Versuche gegeben, die Konferenz zu verhindern. Nach einem Offenen Brief des Umweltinstituts München und einer Demonstration von ca. 20 Personen in der Lobby des ursprünglichen Veranstaltungshotels, hat diese den Vertrag gekündigt und die Konferenz gezwungen, (erfolgreich) nach einem neuen Veranstaltungsort zu suchen. Hier die freundliche Sicht auf diese Einschüchterung im Vorfeld, hier die wenig freundliche.

Unter anderem rief die Linke Bayern dazu auf, auch am neuen Veranstaltungsort gegen die Konferenz zu demonstrieren:

LinkeStellungnahme
So habe ich also sowohl morgens kurz vor 9:00 Uhr beim Betreten des Tagungsorts als auch beim Verlassen um 14:00 Uhr diese Polizeistreife vor der Tür gesehen:Polizeischutz

Auch in den Tagungsräumen gab es nicht nur einen Sicherheitsdienst, sondern auch Polizisten.
Die Proteste und der Hass gegen die Konferenz ist angesichts der Inhalte, die ich gehört habe (und die sich jeder selbst anhören kann), völlig absurd. Wer solche Vorträge militant verhindert, bedroht die Demokratie und Freiheit definitiv mehr als jeder sogenannte ‚Klimaleugner‘. Keiner von ihnen versucht schließlich, mit Drohungen gegen Hotels Konferenzen zu verhindern, wo nur 100% IPCC-konforme Vorträge gehalten werden.
Tatsächlich habe ich vor und nach der Konferenz auch niemanden gesehen, der sich gestern vor Ort eingefunden hätte, um zu protestieren, und bis jetzt sind keine Berichte erschienen, die darauf hindeuten, dass es am Abend ernsthafte Proteste gegeben hätte. Die ganze Sache ist also allein durch einige Aktivisten getragen worden, die in den Medien Hetze verbreitet und im NH-Hotel demonstriert haben. Möglicherweise hat auch jemand noch im Hintergrund Druck auf die Hotelleitung ausgeübt.
Den schrillen Ton geben jedenfalls Organisationen wie der BUND und Axel Mayer vor:
BUNDMayer

Reaktionen

Die Süddeutsche Zeitung hat vor einigen Stunden einen Bericht über die Konferenz geschrieben, der praktisch keine Inhalte der Konferenz wiedergibt, außer solche, mit denen sie sich diffamieren lässt:
Man trifft Diplomingenieure, die schon immer in fossil gemacht haben und nun, im Alter, ihr Lebenswerk durch die Energiewende infrage gestellt sehen
Mit Herablassung von ‚Diplomingenieuren‘ zu sprechen und zu verschweigen, dass zumindest in den 4 Vorträgen, die ich gehört habe, international bekannte Wissenschaftler vorgetragen haben, ist dann doch ziemlich armselig.

Nachtrag 30.11.2019
Das von Nicola Scafetta behauptete Problem der Klimamodelle mit der mittelalterlichen Warmzeit und dem Hockeystick ist offensichtlich ein uraltbekanntes und wurde 2006 in einer Anhörung des US-Senats thematisiert, wie hier dokumentiert ist.

Nachtrag 23.12.2019
Vergleiche von Scafettas Modellen mit denen des IPCC gibt es hier.
Es gibt anscheinend in der Klimawissenschaft einen starken Trend zu sinkender Klimasensitivität von CO2. Das spielt nicht nur Scafettas, sondern auch Nir Shavivs Argumentation in die Hände:
ClimateSensitivity

Corbyn ante portas

Corbyn hat im Bundestag gesprochen, auf Einladung der AfD, also der Bruder: Piers Corbyn.
Der steht zwar in gesellschaftlichen Fragen ganz hinter seinem jüngeren Bruder Jeremy und macht auch mal Wahlkampf für ihn, aber beim Thema menschengemachter Klimawandel hat er eine ganz andere Position als die Labour Party: er hält ihn für einen großangelegten wissenschaftlichen Betrug. Als ausgebildeter Astrophysiker, der seinen Lebensunterhalt seit Jahrzehnten damit verdient, auf der Basis der Beobachtung der Sonne und ihrer Zyklen langfristige Wettervorhersagen zu machen und zu verkaufen, ist er dafür gar nicht mal schlecht aufgestellt. Ich habe seinen Standpunkt bereits vorgestellt.

Es ist interessant zu beobachten, welche Empörung und Ausgrenzung ihm im Bundestag dafür entgegenschlägt. Herr Prof. Schnellenbach, rechts neben ihm sitzend, kein Naturwissenschaftler, sondern Ökonom, kann sein aufrichtiges Naserümpfen kaum verbergen. Und die Ausschussvorsitzende Sylvia Kotting-Uhl gibt sich 2 Mal allergrößte Mühe, ihre aufrichtige grüne Empörung über Corbyns freche Äußerungen hinter der Geschäftsordnung zu verbergen. Ein sehenswertes Zeitdokument:


(27.11.2019: „Video nicht verfügbar
Dieses Video ist nicht mehr verfügbar, weil das mit diesem Video verknüpfte YouTube-Konto gekündigt wurde“: so schnell geht’s!)
Hier die Aussagen Corbyns als Text:
AussageCorbyn

Man sieht an dieser Einladung, dass es durchaus sein Gutes hat, wenn die AfD mit Einladungen in den Bundestag für ein wenig Dissens bei manchen Themen sorgt. Das ist oft besser als selbst zu viel schimpfen, denn niemand wird Corbyn öffentlich vorwerfen, dass er im Bundestag ‚gehetzt‘ habe: hat er nicht, sondern nur seine Meinung gesagt.
So können deutsche Politiker nicht gemütlich im nationalen Saft selbstzufrieden schmoren und sich einbilden, alles sei klar, sie wüssten Bescheid und seien wieder mal die Guten. Wenig ist klar, und Corbyn könnte diesen Kampf um die wissenschaftliche Wahrheit letztlich tatsächlich gewinnen: 50:50.
Warten wir’s ab, denn Klimaskeptiker haben viel Zeit und der ‚Winter of Discontent‘ (Corbyn) hat gerade erst begonnen.

Boris Johnson wirbt übrigens im brit. Wahlkampf für Klimaziele, die denen der Grünen in Deutschland am nächsten kommen:
JohnsonNetZero

Das BBC-Video gibt es hier.

Nachtrag 13.01.2020
Es gibt mal wieder eine verfügbare Videoaufzeichnung von Corbyns Auftritt im Bundestag:

Nachtrag 7.5.2021
Das Paper von Corbyn auf dem Bundestagsserver.

Wie seriös ist der Klima-Konsens?

Die Klimawissenschaft und ihre überschätzten Daten

Harald Lesch versucht aufzuklären

Harald Lesch hat im öffentlich-rechtlichen Fernsehen einen bemerkenswerten Terra-X-Beitrag gemacht, in dem er versucht, die Kritiker der Klimaerwärmungstheorie zu widerlegen:

Interessant an diesem Beitrag ist, dass er hauptsächlich Meta-Wissenschaft bietet, also Gerede über notwendiges Vertrauen in die Wissenschaft und ungerechtfertigte („lautstarke“) Zweifel an der Klimawissenschaft. Diese Argumentation hat ihre Schwäche darin, dass Glaube an die Wissenschaft keine Wissenschaft ist, sondern nur Glaube.
Die eigentlich wissenschaftlichen Informationen in dem Beitrag sind dagegen minimal:

  • Einige Grafiken über den Temperaturanstieg der letzten Jahrzehnte, die gar nichts über die Ursache des Anstiegs verraten können: menschengemacht oder mit anderen Ursachen?
  • Einen einzigen Chart über den Anstieg des Meeresspiegels, den ich als Standbild ausgeschnitten habe und hier zeige (nur die grünen Markierungen sind von mir):

StandbildLesch_bearbeitet

Dieser im Video nur kurz eingeblendete Chart ist aus vielerlei Gründen bemerkenswert:

  1. Der rote Kringel ist original und soll wohl ein Problem zeigen:
  2. Der seit ca. 1880 bis heute, also in 140 Jahren, stattgefundene Anstieg ist mit nicht einmal 25 cm objektiv nicht sehr groß
  3. Er war seit ca. 1880 ziemlich linear mit weniger als 25cm / 140 Jahre = 1.8 mm/Jahr
  4. Er war von einem ziemlich starken Rauschen überlagert, das den Meeresspiegel kurzfristig stark schwanken ließ
  5. Davor war der Meeresspiegel dagegen ziemlich glatt und langsam schwankend
  6. Um das Jahr 1880 herum zeigt sich also ein Bruch in den Daten, der sogar nahelegt, dass die Daten davor und danach nicht auf dieselbe Art gewonnen wurden. Diesen Punkt werde ich unter ‚Plausibilisierungen‘ ausführen.

Plausibilisierungen

Für eine einfache Plausibilisierung des Charts von Lesch vergleiche ich sie mit zwei Zeitreihen für die Pegel von Cuxhaven an der Elbmündung und Brest in der Bretagne:

Cuxhaven_140-012_meantrend

Brest_190-091_meantrend

An diesen Pegeln fallen zwei Dinge auf:

  • Sie steigen mit kleinen mittelfristigen und großen kurzfristigen Schwankungen langfristig bis heute ziemlich streng linear mit 2.1 mm/Jahr für Cuxhaven und 1.1 mm/Jahr für Brest. Brest liegt also ein gutes Stück unter der Rate von 1.8 mm/Jahr, die Lesch seit 1880 in seinem Chart gezeigt hat, und Cuxhaven liegt ein wenig darüber. Im Vergleich damit ist also Leschs Zahl durchaus plausibel. Dasselbe gilt auch für das Rauschen auf seinen Daten seit 1880.
  • Für beide Pegel ist aber dieser lineare Trend schon viel länger als seit 1880 bestätigt: im Falle Cuxhavens seit etwa 1840 und im Falle von Brest sogar seit 1820.

Wie plausibel ist es, dass sich der globale Meeresspiegel wie in Leschs Chart vor 1880 komplett anders verhalten hat als nach 1880, wenn zwei wichtige Seepegel durch dieses Datum ohne irgendeinen erkennbaren Trendbruch durchgelaufen sind?
Der in Leschs Chart gezeigte recht konstante Verlauf zwischen 1820 und 1880 ist mit den Pegeln von Brest und Cuxhaven schlecht vereinbar. Es wäre ein großer Zufall, wenn an beiden Orten andere Effekte exakt denselben Pegelverlauf fortgesetzt hätten, obwohl sich der globale Meeresspiegel in dieser Zeit kaum verändert hat.

Warum ist es wichtig, dass der lineare Anstieg in Wahrheit schon lange vor 1880 begonnen haben könnte? Die Antwort ist klar: die 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts liegt für den größten Teil der Welt vor der Industrialisierung. Von Menschen, also ihren Maschinen und Kohleheizungen, produziertes fossiles CO2 kann damals keine wesentliche Rolle gespielt haben. Der Meeresspiegelanstieg hätte also andere Ursachen.

Nun gehört es aber zu den häufigen und gut dokumentierten Vorwürfen an die Klimaforschung, dass sie ihre Effekte dadurch produziert, dass sie die Startzeitpunkte ihrer Zeitreihen geschickt wählt.

Rungholt gegen die Klimaforschung

Ein älterer Terra-X-Beitrag über Rungholt liefert eine weitere Plausibilisierung: er behauptet glaubwürdig, dass 1362 beim Untergang Rungholts der Meeresspiegel der Nordsee etwa einen Meter niedriger lag als zum Zeitpunkt der Ausstrahlung 2014. Rechnet man diese Differenz auf einen linearen Anstieg um, kommt man auf 1000 mm / 652 Jahre = 1,53 mm/Jahr. Das wäre wiederum eine Rate, die höher liegt als in Brest und niedriger als in Cuxhaven und gar nicht so weit von der, die Leschs Chart ab 1880 zeigt. Es ist also ein weiteres Indiz, dass der Meeresspiegel schon viel länger steigt als in Leschs Chart, dass der Knick um 1880 also nicht korrekt ist.

Sogar Wikipedia weiß es

In einem Wikipedia-Artikel, der zu beweisen versucht, dass der Anstieg des Meeresspiegel seit 1850 besonders bedrohlich ist, findet sich trotzdem dieser Chart, der den Anstieg des Meeresspiegels in den letzten 24000 Jahren zeigt:
600px-Post-Glacial_Sea_Level
Man erkennt, dass der Meeresspiegel vor  18000-24000 Jahren, im Höhepunkt der letzten Eiszeit, um nicht weniger als 120m tiefer lag als heute, bevor er dann Tausende von Jahren lang rasant anstieg. Aus dieser Sicht ist das, was wir in den letzten Jahrhunderten gesehen haben, zum Beispiel den einen Meter Anstieg in der Nordsee seit 1362, nur noch der letzte Ausläufer einer praktisch abgeschlossenen Entwicklung.

Auf diese abgeschlossene Geschichte versucht die Klimaforschung jetzt eine neue Bedrohung draufzusetzen, in dem sie den an vielen Pegeln messbaren Restanstieg des Meeresspiegels von 1-2 mm/Jahr u.a. mit neueren Satellitenmessungen auf über 3mm/Jahr hochrechnet:

TideGaugesSatelliteData

Diese Pegeldaten (rote Kurve) stehen in deutlichem Widerspruch zu den Beispielen Brest und Cuxhaven oben, die sogar bis heute einen konstanten langsameren Anstieg zeigen. Sehr viele Pegel zeigen einen linearen Trend, der klar unterhalb von 3mm/Jahr liegt. Es ist nicht so ganz klar, wie dazu  ein globaler Anstieg von mehr als 3mm/Jahr passen soll.

Wichtig ist hier aber auch der Vergleich zu Harald Leschs Daten: sein Chart zeigt einen linearen Anstieg von 1.8 mm/Jahr, also viel weniger als die gut 3mm/Jahr im letzten Chart ab 1990. Die Leute, die den Klima-Konsens verteidigen, scheinen sich nicht so ganz einig zu sein, was denn dieser Konsens aussagt, und zeigen gerne auch einmal abweichende Daten.

Eine uralte Horror-Story

Die Geschichte vom Anstieg des Meeresspiegels ist eine uralte Horror-Story, gerne auch in Relotius- und Hollywood-Manier optisch in Szene gesetzt:

MeeresspiegelEntwicklung

Der Horror des Meeresspiegelanstiegs konkretisierte sich immer mehr auf eine handhabbare Größe: 30-110 cm im Jahr 2100 laut dem letzten Sonderbericht des IPCC.

IPCC-Sonderbericht wiegelt gleichzeitig ab und auf

Die Horrorszenarien von mehreren oder gar vielen Metern Anstieg des Meeresspiegels in „naher Zukunft“ sind längst vom Tisch, prägen aber weiterhin den Eindruck eines Schreckensszenarios.

In den nächsten 81 Jahren würde allein der konstant fortgeschriebene lineare Trend von Cuxhaven (siehe oben) zu einem Anstieg des Meeresspiegels von 17 cm führen. Der IPCC hat seinen Schätzbereich von 30-110 cm also so gelegt, dass er sein Risiko begrenzt, stark daneben zu liegen.

Gleichzeitig würden auch selbst die in den letzten 20 Jahren (angeblich) gemessenen 3mm/Jahr bis 2100 nur zu zusätzlichen 25 cm führen. Die Prognose des IPCC-Sonderberichts setzt also noch eine spürbare Beschleunigung des Anstiegs voraus, vor allem dann, wenn das obere Ende des Schätzbereichs erreicht werden soll.

In den letzten Tagen sind international wieder zahlreiche Artikel (z.B. hier, hier, und hier) erschienen, die einen Meeresspiegelanstieg von bis zu 2 Meter bis 2100 verkaufen wollten. Offensichtlich sind manchen die einigermaßen moderaten Prognosen des IPCC nicht mehr knackig genug.

Fazit meines kleinen Exkurses in die Meeresspiegel-Messungen mit Harald Lesch:
Die Klimawissenschaft scheint über wesentlich weniger solide Daten zu verfügen, als sie behauptet. Selbst ein Fürsprecher des Klimawandels muss mit Daten auskommen, an denen schon einfache Plausibilisierungen mit Daten unterschiedlicher Quellen erhebliche Zweifel nähren. Gleichzeitig weicht er mit diesen Daten stark von dem ab, was die Klimawissenschaft in der Zwischenzeit an Daten aufgetan hat, um die Prognose einer bedrohlichen Entwicklung überhaupt noch aufrechterhalten zu können. Das Abwiegeln des IPCC wiederum führt zur Veröffentlichung von Szenarien, die seine Prognosen weit überschreiten..
Das ist nicht so vertrauenerweckend, wie man von einer Wissenschaft erwarten würde, an der nicht gezweifelt werden darf! Abweichungen vom Konsens, die nach oben zeigen, sind offensichtlich eher akzeptabel als Abweichungen nach unten. Das klingt viel mehr nach Politik als nach reiner Wissenschaft.

Nach diesem Exkurs in die Daten sind wir vorbereitet auf die Argumente sogenannter

Klimaleugner

Ich habe beispielhaft sechs Wissenschaftler ausgewählt, die der Klimawissenschaft in einigen Punkten widersprechen. Die meisten von ihnen sind Physiker, und alle haben in ihrem Berufsleben Beiträge geliefert zu einem Themengebiet, das die Klimaforschung tangiert.

Klimaleugner 1: Nils-Axel Mörner

Mörner ist Geologe, Geophysiker und Ozeanograph und hat sich sein ganzes wissenschaftliches Leben lang mit der Messung des Meeresspiegels beschäftigt. Das ist keine Trivialität, weil Pegeländerungen nicht nur durch einen absoluten Anstieg des Meeresspiegels, sondern auch durch Hebungen und Senkungen der Landmassen oder durch Änderungen von Meeresströmungen zustande kommen können. Das ist auch der Grund, warum die über die Welt verteilten Pegel sich unterschiedlich verhalten, auch innerhalb Europas.
In diesem Interview mit der Basler Zeitung gibt Mörner auf Deutsch einen guten Einblick in seine Kritik an den Meeresspiegel-Prognosen des IPCC. Bereits für 2007 lassen sich seine Thesen auf Englisch nachlesen:

“Ich habe als Experte für den IPCC Reviews durchgeführt, 2000 und letztes Jahr. Als ich es zum ersten Mal gelesen habe, war ich außerordentlich überrascht: Zunächst einmal hatte ich es mit 22 Autoren zu tun, aber keiner von ihnen —keiner— war ein Meeeresspiegel-Spezialist“
Kommentar: Das ist witzig, denn gerade Verteidiger der Klimaforschung lieben es, jeden in die Pfanne zu hauen, der es wagt der Klimaforschung zu widersprechen, ohne selbst ein Klimaforscher zu sein.
Die Meeresspiegel-Aussagen qualifiziert er in dieser Grafik größtenteils als ‚Nonsense‘:
MörnerMalediven

„All dieses Gerede vom Steigen des Meeresspiegels stammt aus Computer-Modellen, nicht von Beobachtungen. In den Beobachtungen sieht man das nicht”.

Das zeigen ja auch meine Plausibilisierungen oben: die Pegel zeigen nirgends die aus den Modellrechnungen häufig herauskommende und verbreitete Botschaft, dass der Meeresspiegel künftig schneller steigen soll als bisher. Die Pegel steigen bisher stur immer gleich langsam weiter oder fallen sogar.

Mörner hat es vor allem auf die Messungen eines beschleunigten Anstiegs seit den 1990er Jahren abgesehen, die ich oben aus einem Wikipedia-Beitrag gezeigt und kurz diskutiert habe:

“Nun zurück zur Satellitenhöhenmessung, die das Wasser zeigt, nicht nur die Küsten, sondern den Ozean als Ganzes. Und man misst das mit Satelliten. Von 1992 bis 2002 war das Chart des Meeresspiegels eine ebene Linie, Schwankungen entlang einer ebenen Linie, aber überhaupt ohne Trend. Wir konnten diese Spitzen sehen: einen schnellen Anstieg, aber dann fielen sie in einem halben Jahr wieder ab. Aber gar keinen Trend, und um einen Anstieg des Meeresspiegels zu haben braucht man einen Trend. Dann 2003 änderte sich plötzlich derselbe Datensatz, der in ihren Veröffentlichungen, auf ihrer Website eine ebene Linie war, und zeigte einen sehr starken Anstieg, 2.3 mm/Jahr, denselben wie von den Pegelmessungen. Und das sah nicht so schön aus. Es sah aus, als hätten sie etwas aufgezeichnet, aber sie hatten nichts aufgezeichnet. Es war der originale, den sie plötzlich nach oben gebogen hatten, indem sie einen ‚Korrekturfaktor‘ einführten, den sie von den Pegelmessungen nahmen. Also war es keine gemessene Sache, sondern eine Zahl, die sie von außen eingeführt hatten. Ich warf ihnen das bei der Akademie der Wissenschaften in Moskau vor – ich sagte Ihr habt einen Faktor von außen eingeführt. Das ist keine Messung. Es sieht aus, als sei es vom  Satelliten gemessen, aber Ihr sagt nicht, was wirklich passiert ist. Und sie antworteten, dass wir es hatten tun müssen, weil wir sonst keinen Trend bekommen hätten!“
Das ist ein Hammer: Mörner wirft den Kollegen hier einfach vor, dass sie die Daten so hingebogen haben, dass es zu dem passt, was sie sehen wollten, was sie aber nicht messen konnten: einen Anstieg des Meeresspiegels!

 “Ja, es könnte 1.1 mm pro Jahr sein, aber absolut nicht mehr. Es könnte weniger sein, weil sich andere Faktoren auf die Erde auswirken, aber sicher nicht mehr. Absolut nicht! Es ist wieder eine Frage der Physik”
So weit muss ich nicht gehen. Ich kann mit den 2.1 mm/Jahr, die man am Pegel von Cuxhaven ablesen konnte, gut leben, auch wenn ein Spezialist wie Mörner vielleicht weiß, dass das Land in Cuxhaven absinkt und deshalb den Anstieg des Meeresspiegels überzeichnet. Seine Behauptung würde jedenfalls gut zum Pegel von Brest passen, und der kündigt ganz sicher keine Katastrophe an.

Mit seinen Aussagen ist Mörner inzwischen jedenfalls ein rotes Tuch für die Klimaforschung. Entsprechend unfreundlich ist sein Wikipedia-Artikel. Und der deutsche Klima-Papst Stefan Rahmstorf haut ihn persönlich in die Pfanne: Wie erkennt man echte Klimaexperten?:
Natürlich ist die Zahl der Zitierungen nicht 100% “foolproof” – es gibt gelegentlich Betrüger, und es gibt Experten, die nach der Pensionierung zunehmend seltsamere Thesen verbreiten“

Nils-Axel Mörner ist ein Problem für die Klimaforschung, weil er nicht einfach als fachfremd abgetan werden kann. Deshalb muss er eben ein wunderlicher Pensionär sein. Seine Thesen sind nämlich ein Killer für die Klimaforschung, aber wir haben bereits gesehen, dass sie so ganz abseitig gar nicht sind, jedenfalls nicht zweifelhafter als Harald Leschs Chart, den Rahmstorf eher nicht in die Pfanne hauen wird.

Klimaleugner 2: David Dilley

David Dilley nennt sich Meteorologe und Klimatologe. Dilley ist bekannt durch ein Paper, das er 2012 veröffentlicht hat (mit einem Vorläufer von 2008). Er ist anders als Nils-Axel Mörner akademisch gar nicht  etabliert, sondern betreibt kommerzielle Wettervorhersagen mit seiner Firma ‚Global Weather Oscillations Inc‘. Er behauptet, dass  der menschengemachte Klimawandel Unsinn sei und die Temperaturen auf der Erde direkt durch die Sonne bestimmt werden und durch solare Zyklen schon immer sehr starken Schwankungen unterlagen. Diese hängen auch mit vulkanischen Aktivitäten auf der Erde zusammen. Alles das hat er in einem Chart untergebracht:
VolcanicCycles

Man sieht bei Dilley den Temperaturanstieg seit ca. 1880 und auch den Temperaturrückgang in den 100 Jahren davor, wie er z.B. auch im oberbayerischen Observatorium Hohenpeißenberg langfristig gemessen und dokumentiert wurde:
TemperaturenHohenpeißenberg

Ähnliche Zyklen mit etwas anderen Zahlen, z.B. einem 132-Jahre-Zyklus, werden uns später auch noch bei Piers Corbyn begegnen. Ähnlich wie Corbyn ist Dilley ebenfalls der Meinung, dass die wärmsten Jahre bereits hinter uns liegen. Absurd ist das nicht.
Ich habe Dilley hier in der Liste, weil er sich mit seinen Prognosen sehr weit aus dem Fenster hängt und präzise ab 2020 eine globale Abkühlung verbunden mit zunehmender vulkanischer Aktivität vorhersagt. Verifizierbare quantitative Vorhersagen z.B. mit Jahreszahlen sind eine wichtige Eigenschaft exakter Naturwissenschaften. Nun hatten wir 2019 bereits einen recht kalten Winter mit viel Schnee u.a. in den Alpen und auch mit recht vielen Ausbrüchen auf dem pazifischen Vulkanring. Deshalb ist es eine feine Sache, dass wir schon in den nächsten Jahren mehr dazu erfahren werden, ob David Dilleys Prognosen völlig falsch sind.
Bis wir Aussagen der Klimaforschung überprüfen können, müssen wir in jedem Fall Jahrzehnte warten, aber ihren Empfehlungen soll die Welt möglichst sofort befolgen. Dilley bietet also einen besseren Deal an — und kann damit scheitern.

Klimaleugner 3: Piers Corbyn

Piers Corbyn ist Astrophysiker (mit Master vom Imperial College in London), betreibt eine Website mit langfristigen (Monate im voraus) Wettervorhersagen und ist der ältere Bruder des Chefs der Labour-Party Jeremy Corbyn. Weil sein Wikipedia-Eintrag ganz informativ und einigermaßen fair ist, beschränke ich mich hier auf seine wichtigsten Aussagen.

Piers Corbyn bestreitet sehr vehement und radikal die Existenz eines menschengemachten Klimawandels und hat auch klare Vorstellungen darüber, wozu der ‚Betrug‘ der Klimaforschung gut ist:

„The climate policy we have is not to control climate, it’s to control you“
Klimapolitik ist nicht dafür da, das Klima zu kontrollieren, sondern Dich zu kontrollieren

Seine Methodik zur Wettervorhersage und seine Meinung über den menschengemachten Klimawandel erläutert er in einem älteren Video von 2010. Das Video zeigt, dass er damals auch Hitzewellen vorhergesagt hat, nur die Ursachen sieht er völlig anders als die Klimaforschung:

Für die nächsten Jahre sieht er dagegen ähnlich wie Dilley eine Mini-Eiszeit, die 2020 beginnen und 2035 ihren Tiefpunkt erreichen soll. Schon den kommenden Winter nennt er den „Winter of Discontent“ für Großbritannien. Das ist eine kühne Prognose, und wir sind gespannt.
Hier noch ein frisches Paper.

Klimaleugner 4: Nir Shaviv

Nir Shaviv ist ein israelischer Physik-Professor und sehr moderater Klimaleugner. Er schließt einen menschengemachten Klimawandel nicht aus, ist aber davon überzeugt, dass der Einfluss des CO2 auf das Klima geringer ist als der der solaren Schwankungen, wie sie ähnlich auch Corbyn und Dilley beschreiben. Den solaren Einfluss veranschlagt er mit 50-70%. Er empfiehlt, sich dem erwarteten geringen Temperaturanstieg durch CO2 eher anzupassen, als ihn zu bekämpfen, weil das viel teurer sei.

Klimaleugner 5: Richard Lindzen

Richard Lindzen ist Atmosphärenphysiker und war  bis 2013 30 Jahre lang Professor für Meteorologie am MIT und hat zahlreiche Beiträge auch zur Klimatologie geliefert. Er hält den menschengemachten Klimawandel für überschätzt:
„Lindzen war längere Zeit Mitautor an wichtigen Teilen des IPCC-Berichts, insbesondere zur zentralen Rolle des Wasserdampfs, und hat den in dem Zusammenhang allgemein wie auch den speziell in der IPCC-Zusammenfassung für die Politik des dritten Sachstandsberichtes (2001) genannten wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel energisch bestritten…
Es gehe vielmehr darum, eine früher eher am Rand befindliche Wissenschaft aufzuwerten und aufwendige Forschungsprojekte und Simulationsrechner im Zusammenhang mit Politikberatung zu finanzieren“.
Während die deutsche Wikipedia Lindzen in erster Linie als ‚Klimaleugner‘ vorführt, ist sein englischer Wikipedia-Eintrag erheblich umfassender und ausgewogener in der Darstellung seiner Standpunkte.
In öffentlichen Auftritten argumentiert Lindzen weniger mit klaren Kontrapositionen als mit einem betont agnostischen Standpunkt. Er leugnet nicht die grundsätzlichen Mechanismen, sondern die Größe der Effekte und hält die Prognosen über die Auswirkungen auf die Menschheit für Angstmacherei:

„Wenn ich mich über den Klimawandel täusche,
werden wir das in 50 Jahren sehen und dann etwas unternehmen“
Hier gibt es eine relativ muntere Debatte mit Richard Lindzen über den Klimawandel:

So ganz isoliert steht er nicht da, aber für meinen Geschmack sind seine Aussagen etwas wenig pointiert. Das macht ihn aber natürlich auch weniger angreifbar.

Klimaleugnerin 6: Judith Curry

Judith Curry ist Geophysikerin und hat Beiträge zur Klimaforschung geleistet, u.a. Klimamodelle evaluiert. Ihr Wikipedia-Beitrag denunziert sie (noch) nicht explizit und unwiderruflich als Klimaskeptikerin, sondern als Wissenschaftlerin, die für eine weniger politisierte Debatte in der Klimawissenschaft eintritt. Seit 2009 tritt sie jedoch regelmäßig mit agnostischen bis klimakritischen Äußerungen in Erscheinung und klagt die Vertreter des Klimakonsenses an, Kritiker rigoros auszugrenzen. Einfach mal reinhören in einen Podcast!
Judith Curry sagt darin u.a., dass die Meeresspiegelprognosen das greifbarste Objekt der Klimaforschung sind. Deshalb bin ich ganz froh, dass ich exakt diese Daten ausgewählt habe, um die Probleme zu erläutern.
Nachtrag 1.12.2019:
Judith Curry mit Ron Paul über die Tendenz, Kritiker zum Schweigen zu bringen

Ein angeblicher Konsens von 97% sagt nichts aus

Gute Wissenschaft war nie eine Frage eines Konsenses. Die überlegenen Argumente und vor allem ein geeigneter experimenteller Nachweis schlagen in der Wissenschaft letztlich auch den Konsens der vielen.

Die Beispiele zeigen, dass es eine durchaus intelligente und vielfältige Szene von wissenschaftlich kompetenten und tätigen Menschen gibt, die der Theorie vom menschengemachten Klimawandel skeptisch gegenüberstehen. Der Eindruck eines fast 100%igen Konsenses entsteht auch deshalb, weil diese Wissenschaftler in Medien verschwiegen und  gerade auch in der Wikipedia als irrelevant ausgegrenzt werden, in der deutschen mehr als in der englischen. Ihre teilweise sehr übertriebene und unfaire Negativzeichnung spricht letztlich auch gegen den guten Glauben der Anhänger des menschengemachten Klimawandels. Wer sich seiner Argumente sicher ist, kann auch Andersdenkende ertragen, ohne sie in die Pfanne zu hauen.

Für mich ist klar, dass das, was die Klimaforschung an Daten und Methoden zeigt, zu dünn und widersprüchlich ist, um einen echten 97%-Konsens zu rechtfertigen. Der übergroß dargestellte  Konsens ist deshalb eine Einladung, eine konträre Position  einzunehmen. Bei (angeblich) 97% Konsens bietet die Gegenposition mehr Chancen, vor allem dann, wenn die Daten eher für mindestens 30% Unsicherheit gut sind.

Und der Klima-Konsens bedeutet in der Sache auch denjenigen wenig, die so tun, als würden sie ihn unterstützen: Al Gore denkt nicht daran, seinen CO2-Fußabdruck zu verkleinern, Barack Obama hat sich ein Haus wenig über dem heutigen Meeresspiegel gekauft.

Klimaskeptiker sind keine Umweltsäue

Die Zweifel an der drohenden Katastrophe durch menschengemachtes CO2 sind keineswegs ein Plädoyer für hemmungslosen Verbrauch fossiler Brennstoffe. Es gibt andere gute Gründe, das nicht zu tun:

  • Die Förderung fossiler Brennstoffe ist immer mit Umweltschäden verbunden
  • Energieeffizienz senkt die Kosten und minimiert die Abhängigkeit des eigenen Lebens von Zulieferungen anderer: eine wichtige Voraussetzung für Resilienz und damit Freiheit
  • Besonders der Kampf ums Erdöl und Erdgas ist ein zentraler Grund für große Kriege und kleine Militäroperationen, für die hemmungslos gelogen und gemordet wird.
  • Photovoltaik ist für alle, die die bauliche Möglichkeit dazu haben, eine gute Option, um die eigene Energieunabhängigkeit zu verbessern und (für alle Krisenfälle[1]) eine Minimalstromversorgung bereitzuhalten. Überschussstrom kann ¾ des Jahres auch einfach für die Warmwassererzeugung genutzt werden, was das eigene Leben wieder ein Stück unabhängiger macht
  • Radfahren ist eine wunderbare Form der individuellen Mobilität ohne Stau und mit täglich erlebter Natur: immer wieder sehr erfrischend und belebend

Alle diese Argumente sind motivierender für die Gestaltung der eigenen Freiheit als der tägliche Horror einer pseudoreligiösen Schulderzählung, wie sie der ‚menschengemachte Klimawandel‘ offensichtlich auch bewusst darstellen soll. Die tägliche Klimameldung hat durchaus Ähnlichkeiten mit dem Marterl, das früher an jedem Feldweg stand: ‚da schau her, Du bist schuldig!‘

Macht Euch frei von dieser Kollektivschuld! Fahrt in aller Freiheit Fahrrad! Dreht mal die Heizung runter! Investiert in eine sparsamere Heizung. Es lohnt sich und macht unabhängiger. Aber staatliche Verbote und Vorschriften für jede Lebenslage gibt es bereits heute viel zu viele!

[1] Normale netzgeführte Photovoltaikanlagen können bei Stromausfall NICHT als Inselanlage Strom für den Hausgebrauch bereitstellen, nicht einmal mit einem Batteriespeicher! Dafür sind besondere Vorkehrungen notwendig, die aber inzwischen von einigen Herstellern angeboten werden.

Nachtrag 10.11.2019

Klimaleugner Nr. 7: Fritz Vahrenholt

Mit Vahrenholt will ich einen wichtigen deutschen Protagonisten nicht vergessen. Er kommt aus der Umweltbewegung, ist SPD-Mitglied und ein Klima-Dissident. In einem kürzlich gegebenen Interview (Paywall, Inhalt auch hier) kritisiert er die Klimahysterie:
Vahrenholt
Aus wissenschaftlicher Sicht vertritt er keine erkennbare Gegenposition, erkennt vielmehr einen durch CO2 menschengemachten Klimawandel an. Ähnlich wie Nir Shaviv (Nr. 4) und Richard Lindzen (Nr. 5) schreibt er diesem Effekt aber höchstens 50% der Erwärmung der letzten Jahrzehnte zu und hält die unter dem Stichwort Klimanotstand diskutierten Gegenmaßnahmen für völlig unangemessen und selbstzerstörerisch.

Nachtrag 14.11.2019

Piers Corbyn wurde am 6.11. im Bundestag angehört (auf Einladung der AfD-Fraktion). Die grüne Ausschutz-Vorsitzende hält es offensichtlich für eine Zumutung, dass da jemand etwas behauptet, was ihrer tiefempfundenen moralischen Überzeugung widerspricht, und der rechts neben ihm sitzende (Ökonomie-)Professor Schnellenbach wirkt auch ein wenig fassungslos:

Nachtrag 04.12.2019
In diesem Artikel der FAZ werden mehrere Klimaskeptiker erwähnt:
Die Zeugen der Zweifler
aus meiner Liste u.a. Nir Shaviv und Richard Lindzen. Die eigentlich wissenschaftlichen Argumente sind außerordentlich dünn und gehen nie ins Detail:

„Auch Astrophysiker dürfen sich zum Klima äußern“ – Was sollte dagegen sprechen?

„Die Studie von Veizer und Shaviv konnte nur in einem sehr nachgeordneten Blatt erscheinen und wurde in Fachkreisen nie ernst genommen“ – Nullargument

„Die Publikation der Arbeit von Soon und Baliunas schließlich wurde bald als ein Fall krassen Versagens des Begutachtungsprozesses gesehen und führte zum Austritt des halben Editorial Board der Zeitschrift Climate Research“ – Von wem? Und was sagt das aus?

„Es gab für mich nie einen Grund, sie zu lesen; sie waren einfach nicht bedeutend genug“ –  Wie kann er das beurteilen, wenn er sie nicht gelesen hat?

„Man generiert dort legitime Fragen, aber in Bezug auf Antworten ist es eher dünn“ – Solange legitime Fragen generiert werden, hat die Klimawissenschaft noch nicht alles beantwortet.

Nachtrag 22.01.2020

Hier ein Video von  Tony Heller, einem weltweit bekannten und allgemeinverständlichen Klimaskeptiker, das erklären würde, wie die oben beschriebenen, merkwürdig unplausiblen Meeresspiegeldaten zustande kommen:

Natürlich ist Tonys Argument, dass ein Anstieg des globalen Meeresspiegels sich in irgendeiner Form auf jeden Seepegel auswirken muss, also allen möglichen lokalen Effekten überlagern muss, richtig und nicht von der Hand zu weisen. Diese Art der Plausibilisierung ist der Anfang jeder wissenschaftlichen Denkweise und nicht etwa ihr Gegensatz, wie uns Pseudowissenschaftler weismachen wollen.

Nachtrag 11.03.2020
Wikipedia hat seine Liste von Klimaleugnern gelöscht, weil ihre Existenz der Idee eines Konsens widerspricht. Die hier vorgestellten 7 Vertreter waren alle drauf.

Nachtrag 20.11.2020
Ein ziemlich guter Artikel über die Meeresspiegel-Thematik und Interview mit Nils-Axel Mörner von vor 10 Jahren.

Nachtrag 2.11.2023
Die Sache mit den Seepegeln und dem angblich immer schneller steigenden Meeresspiegel beschäftig weltweit Menschen – weil es keinen Sinn macht.