Schwarzgrüne Energiekrise II: Keine Kohle

Akt 1: Der Kernenergie-Ausstieg

Akt 2: Der Kohle-Ausstieg

Die schwarzgelbe Bundesregierung Merkel II hat nach dem Kernenergieausstieg durchaus klar und ehrlich gesagt, dass der Ausstieg aus der Kernenergie für eine ganze Weile u.a. mehr Kohleverstromung bedeuten würde:
Wenn wir schneller aus der Kernenergie aussteigen und in die erneuerbaren Energien einsteigen, dann brauchen wir für die Zeit des Übergangs fossile Kraftwerke. Auch daran führt kein Weg vorbei
(Quelle war 2019 noch verfügbar, wurde aber danach gelöscht oder verschoben)

An der Kohleverstromung wollte konsequenterweise auch die GroKo Merkel IV im Jahr 2018 noch stärker festhalten. Da hatte sie die Rechnung aber nicht mit den internationalen grünen Lobbygruppen gemacht:

Neben dem berufsmäßigen Klimaheuchler und -stimmungsmacher Al Gore, ist auch die Lobbyorganisation Campact einen genaueren Blick wert.

2018/19: SPD und Länder sturmreif geschossen

Wenn Sie fragen, warum ich diese Energiekrise als „schwarzgrün“ bezeichne, dann hat das viel mit der Kohle zu tun. Prominente Sozialdemokraten haben sich nämlich noch in der letzten GroKo unter Merkel massiv gegen einen schnellen Kohleausstieg gewehrt, nicht aus idealistischen Gründen, sondern weil in ihren Kernländern NRW und Brandenburg Arbeitsplätze daran hängen. Hier eine kleine Liste von Äußerungen aus den Jahren 2018 und 2019:

Da sind mir in die Liste der Sozialdemokraten doch prompt auch zwei Christdemokraten hineingerutscht, die nicht wirklich einverstanden waren mit einem schnellen Kohleausstieg. Und weder Kretschmer noch Laschet waren bei der Presse besonders wohlgelitten.
Bemerken Sie das Prinzip, liebe Leser?
Die waren alle einem höheren Willen im Weg und wurden danach politisch ziemlich schnell und erfolgreich an den Rand gedrängt: viele Medien haben mehr oder minder subtil daran mitgewirkt.

Und die Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit von Energie hingen tatsächlich daran, denn der Kohleausstieg hat kurzfristig der Versorgungssicherheit einen größeren Schaden zugefügt als der Ausstieg aus der Kernenergie.

Das haben im Jahr 2022 sogar die Grünen zugeben müssen:

Bei der Kohle mussten und konnten sie plötzlich angesichts der (vorhersehbaren und nicht nur von mir vorhergesehenen) Energiekrise mehr nachgeben als bei der Kernenergie.

2020/21: Tempolimit fällt beim Kohleausstieg

2020 und 2021 wurde aber erst noch einmal richtig Gas gegeben, um den finanziellen Schaden für Deutschland zu maximieren: Die Politik schenkte den Konzernen viel Geld, damit sie wertvolle Stromerzeugungskapazität beschleunigt stilllegen:

Und im Laufe des Jahres 2021 ging das lustige Spiel munter weiter:

Im Sommer 2021 war also alles bestens vorbereitet für die Energiekrise im Jahr 2022, die schon im Dezember 2021 bekannt war.

Ich kann mir nicht helfen, aber auch für mich wirkt das unwiderstehlich wie ein sehr sorgfältig geplantes und organisiertes Programm, um die Energieversorgung Deutschlands und seiner Industrie zu zerstören: politische Hindernisse mit grünen Ideen abräumen, wirtschaftliche Interessenten rauskaufen, dann abschalten, abschalten, abschalten, bevor auch das Gas weg ist.

Die Mitmacher: Söder und Merz

Und der besondere Opportunist Markus Söder, inzwischen Ministerpräsident von Bayern, war auch 2021 wieder dabei beim beschleunigten Ausstieg aus der Kohle:

Und er hatte jetzt Verstärkung von Friedrich Merz, der vor einem Jahr noch nichts war in der CDU, außer 2x gescheiterter Kandidat für den Parteivorsitz der Partei:

Fazit

Hatte mich noch beim Kernenergieausstieg 2011 nur ein Stirnrunzeln gestreift, so war mir 2018 beim Thema Kohleausstieg bereits klar, das hier etwas faul ist, weil das nicht auch noch gleichzeitig funktionieren kann. Anfang 2020 schrieb ich bereits, dass es um unsere Zukunft geht, die von Hysterie bedroht wird.

Im Ergebnis sehe ich das Thema ‚Energiekrise‘ durchaus ähnlich:

Aber es ist falsch, das allein auf die Grünen einzuschränken. Ich habe in den ersten beiden Teilen dieser Doku deutlich gezeigt, dass Unionspolitiker wie Merkel, Röttgen, Merz und Söder (aufsteigend) durchaus ihren Beitrag dazu geleistet haben.
Und manche Sozialdemokraten waren nicht besser, andere mussten allerdings politisch erst kleingemacht werden, bevor das gute organisierte Desaster für die deutsche Energieversorgung perfekt war.

Weiter geht es demnächst auf diesem Blog mit dem nächsten Akt, der beweisen wird, dass die Grünen für das sog. Klima wenig erreicht haben, es ihren Sponsoren jedenfalls nie darum gegangen sein kann:

Akt 3: Der Gasausstieg

Schwarzgrüne Energiekrise: I. Kernenergie

Deutschland steckt in einer Energiekrise, die für die Wirtschaft und die Menschen existenzbedrohend ist.
Ich werde in diesem Beitrag belegen, dass diese Entwicklung absehbar war, dass es viele Punkte zum Innehalten und Nachdenken gegeben hat, dass diese Falle (ab einem gewissen Punkt) aber auch sorgfältig organisiert wurde, damit sie so katastrophal zuschnappen konnte.
Und wie in jedem guten Hollywood-Film haben dabei Böswillige, tragische Helden und Dumme ihre Rolle gespielt.

Akt 1: Der Kernenergie-Ausstieg

2011. Fukushima. Merkel denkt nochmals neu über die Kernenergie nach. Ergebnis ist ein Blitzausstieg aus der Hälfte der Reaktoren sofort und aus der anderen Hälfte bis Ende 2022. (Exaktes Timing beachten:2022). Alle damaligen Bundestagsfraktionen mit Ausnahme der Linken haben am Ende im praktisch vollständigen Konsens zugestimmt, ziemlich genau 8 Monate, nachdem die FDP und die Union die Laufzeit aller Kernkraftwerksblöcke gesetzlich verlängert hatten, auch der alten und störanfälligeren.
Hat Mutti Merkel ganz allein und im stillen Kämmerlein darüber nachgedacht? Warum wurde nichts von den Beiträgen, (neuen?) Argumenten und den Gegenargumenten der Öffentlichkeit transparent gemacht? Was hat es mit Demokratie zu tun, wenn eine Regierung praktisch über Nacht und ohne Transparentmachen der Debatte das Gegenteil von dem beschließen kann, was sie jahrelang politisch vertreten hat?
Für die Unionsfraktion hat damals Norbert Röttgen vehement für den Kernenergieausstieg geworben:

Röttgen beweist: Zuviel Konsens ist ein Alarmzeichen. Ein wiederkehrendes deutsches Problem.

Hintergründe:

  • Kernenergie ist eine Technik mit Risiken. Diese Risiken wurden aus Marketinggründen immer kleiner geredet, als sie wirklich sind, oft völlig unglaubwürdig winzig
    (Das ist ein schwerer Fehler , weil es Vertrauen reduziert gerade bei Multiplikatoren und künftigen Entscheidungsträgern, die sich besser auskennen als Normalbürger, etwa Physikstudenten. Es ist also durchaus möglich, dass Deutschland deshalb komplett aus der Kernenergie ausgestiegen ist, weil hierzulande in meiner Generation besonders viele Physik studiert haben)
  • Mit Fukushima ist dieses hohle Marketing-Gerede furchtbar bloßgestellt worden, ein existenzbedrohender Gesichtsverlust für die politischen Verkäufer vor allem in Union und FDP
  • Für die technologisch-wissenschaftliche Risikoeinschätzung von Kernkraftwerken in Mitteleuropa hat sich durch Fukushima aber kaum etwas verändert. Fukushima kann unmöglich logisch begründen, warum Deutschland allein komplett und gegenüber dem rotgrünen Gesetz sogar noch beschleunigt aus der Kernenergie ausgestiegen ist. Man hätte das bessere Gesetz von Schröder einfach weiterlaufen lassen und die Restlaufzeiten nach einer Evaluierung auf die sichersten Meiler konzentrieren können. Dann wäre die Sicherheit auch verbessert worden und mehr KKW würden heute noch dringend benötigten Strom liefern.
  • Eine besonders unrühmliche Rolle haben nach Fukushima die Grünen gespielt, weil sie in mehr als einem Fall die vielen Tsunami-Toten von Japan politisch als Fukushima-Tote verkauft haben. Lügen mit moralischem Zeigefinger:

  • Tatsächlich sind die ca. 16000 Menschen von der Tsunami-Welle erschlagen worden oder in ihr ertrunken. Zumindest kurzfristig ist dagegen keine einzige Person durch die Havarie des Reaktors ums Leben gekommen: Es war ein technisches Unglück, es gab schwere Technikfehler, aber es ist glimpflich abgegangen. Ganz im Gegensatz zum Tsunami: nicht menschengemacht, sondern reine Natur
  • Der Tsunami und das Reaktorunglück von Fukushima haben im Grunde eine Rangordnung wieder deutlich gemacht: die natürlichen Risiken des Lebens auf einer dünnen, auf flüssigem Magma schwimmenden Erdkruste sind größer als die Risiken einer vorsichtig und verantwortungsvoll betriebenen Kernenergie.
  • Für die grüne Ideologie ist diese Einsicht das reine Gift. Der „Fehler“ von Claudia Roth von 2013, den andere Grüne und sogar offizielle Kanäle noch mehrfach und lange wiederholten, ist deshalb kein Fehler, sondern Teil der grünen ideologischen DNA: technikfeindlich, lügnerisch, parareligiös. Dauerschuldig, unfrei und arm soll der Mitmensch leben, vor allem energiearm, wie in der guten alten Zeit!
  • Roths aus tiefem Herzen kommendes Facebook-Gedenken von 2013 markierte für mich persönlich den irreparablen Bruch mit den Grünen. Ähnlich hat mir die tiefe Verwunderung über die Qualität der Kernenergie-„Debatten“ und -Entscheidungen von 2011 die Augen geöffnet für den ademokratischen und zunächst an den pol. Interessen der Elite selbst orientierten Opportunismus der CDU/CSU.
  • Festzuhalten bleibt auch, dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Atomausstieg eine treibende Rolle gespielt hat, aus welchen Gründen auch immer1. Bei keinem der folgenden Akte der Zerstörung der Energieversorgung Deutschlands hat sie wieder eine so aktive Rolle gespielt.

Ein ganz besonderer Opportunist

Dieser Mann war 2011 Umweltminister in Bayern:

Und als Umweltminister drohte er 2011 mit Rücktritt, falls der Kernenergieausstieg nicht bis 2022 abgeschlossen ist, sondern bis 2025 gestreckt wird, wie vom Koalitionspartner FDP gefordert.

Und heute steht er mit Merz in Ohu und wirbt wieder für die Laufzeitverlängerung des letzten bayerischen Kernkraftwerks:

Er fordert ausdrücklich nicht den Weiterbetrieb bis 2025, sondern nur bis 2024, denn sonst müsste er ja noch seine Drohung von 2011 wahr machen und zurücktreten. Es gibt auch noch lustige Bilder von dem Termin in Ohu:

Die Zwei von der Strom-Tankstelle

Von Merz gibt es aus dem Jahr 2011 übrigens keine prominente Wortmeldung zum Kernenergie-Ausstieg. Er hatte die Politik 2009 nach jahrelangen Differenzen mit Angela Merkel verlassen und ist deshalb auch beim Thema Kernenergie weniger angreifbar als Markus Söder.
Das hindert ihn aber nicht daran, Unfug über Kernkraftwerke wie Isar II zu erzählen:

Alte Möhren statt moderne Kernkraftwerke

Isar II ging 1988 in Betrieb:
Wie kann ein 34 Jahre altes Kernkraftwerk „eines der modernsten der Welt“ sein? Es ist einfach ein normaler Druckwasserreaktor seiner Generation, mit Problemen nach jahrelang reduzierter Wartung.
Was müssten andere Länder und die Hersteller von Kernkraftwerken in diesen 34 Jahren geschlafen haben, damit diese Behauptung stimmen könnte?
Will man jetzt als ersten Schritt für den Wiedereinstieg den neuentwickelten deutsch-französischen EPR-Reaktor schlechtreden?
Warum muss man in Deutschland immer von einem Extrem ins andere fallen, jetzt eben vom Totalausstieg sofort wieder, schwupp, zu den „modernsten“ der Welt?
Kann man nicht einfach zugeben, dass man aus einem Alles-oder-Nichts-Dogmatismus eine Fehlentscheidung getroffen hat und jetzt versuchen muss zu retten, was noch zu retten ist, während andere maßvoller und vernünftiger entschieden haben?

Fazit zum Ausstieg aus der Kernenergie

  • Der deutsche Ausstieg aus der Kernenergie lässt sich aus Fukushima allein nicht erklären, eher aus den Besonderheiten der deutschen Kernenergie-Debatte
  • Angela Merkel hat zweifellos eine entscheidende und nicht leicht verständliche Rolle gespielt für den Ausstieg aus der Kernenergie
  • Die technischen Details zu Fukushima haben kaum eine Rolle gespielt
  • Der Konsens für den Ausstieg war am Ende größer, als er für den Ausbau der Kernenergie jemals gewesen war
  • Diesem Konsens haben sich besonders bereitwillig auch Unionspolitiker an die Spitze gestellt, die heute wieder mit Laufzeitverlängerungen und einer Zukunft für die Kernenergie punkten wollen. Auch dabei bleiben die Aussagen zu technischen Fragen unterirdisch schlecht.
  • Der Kernenergieausstieg allein hätte die Energieversorgung nicht gefährden können. Dafür war ihr Anteil allein schon an der Stromerzeugung bereits 2011, als der Strommix noch ausgewogen war, zu gering (18%).

  1. nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass der Betrieb eigener Kernkraftwerke eine gute Grundlage ist für den Erwerb eigener Atomwaffen. Durchaus möglich, dass die Kanzlerin Merkel sich entschlossen hat oder genötigt wurde, aus diesem Grund auf Kernkraftwerke zu verzichten. Fukushima wäre in diesem Fall nur eine günstige Gelegenheit und Ausrede gewesen. Die genauen Hintergründe bleiben im Verborgenen.

Akt 2: Der Kohle-Ausstieg

Die Wahrheit über Klimaschutz-Politik

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, was es bedeutet, wenn hochrangige Politiker sich treffen und über „Klimaschutz“ sprechen und sich dafür auch noch viel Geld in die Tasche stecken?

Ein wunderbares Beispiel dafür war Anfang Mai der Staatsbesuch des indischen Ministerpräsidenten Modi in Berlin bei Kanzler Scholz:

Textanalyse

Auffällig ist zunächst, dass schon im Titel ein kurzfristig eminent wichtiges Thema wie der Krieg in der Ukraine und der scheinbar langfristige Klimaschutz gleichberechtigt nebeneinander stehen. Im ganzen Artikel laufen beide Themen ständig nebeneinander her, als ob beide ganz eng zusammenhingen. Aber in Klimafragen ist man sich einig, in der Bewertung des Krieges dagegen zögernd. Nun, Scholz und Deutschland sind in der Bewertung des Krieges nicht zögernd, seit Wochen gibt es kaum ein wichtigeres Thema und es wird kräftig bewertet. Zögernd ist also Indien, und es weigert sich, Russland zu verurteilen, auch in der UN. Und das ist ein Problem:

Und es fließt (deshalb) auch kräftig Geld von Deutschland an Indien: 10 Milliarden in 10 Jahren – für die Klimaschutz-Anstrengungen Indiens.
Was sind diese Klimaschutz-Anstrengungen? Indien verbraucht pro Kopf sehr viel weniger Öl und Gas als Deutschland, seine Bevölkerung wächst schneller als die Chinas: wobei und wie soll es sich (mehr) anstrengen?
Modis primäre Herausforderung besteht darin, das oft unterschätzte Riesenland mit dem zu versorgen, was es zum Leben braucht.

Indien kauft billig russisches Öl

Weil Russland weniger Öl in Europa verkaufen kann, verkauft es mit Rabatt (auf den stärker gestiegenen Ölpreis, also immer noch mit mehr Gewinn) an Indien:

Und Indien lässt sich die Chance nicht entgehen, für seine riesige, oft energiearm lebende Bevölkerung an günstigere Energie zu kommen, die für andere Staaten kaum noch erschwinglich ist.
Im Ergebnis kauft Indien mehr Öl von Russland als vor dem Krieg, nämlich viel von dem Öl, das andere Staaten weniger kaufen:

Den Indern ist völlig bewusst, dass sie in diesem Wirtschaftskrieg sehr viel Macht besitzen: wenn sie noch mehr Öl (und Gas) kaufen würden, würden sie die Sanktionen sofort (und für alle sichtbar) zum Scheitern bringen. Dafür haben sie aber auch nicht wirklich das Geld, denn Öl ist auch mit Rabatt teurer geworden. Deshalb kaufen sie nicht ganz so viel Öl und vor allem Gas aus Russland, wie sie brauchen könnten, lassen sich diese Nettigkeit aber von Deutschland bezahlen und finanzieren damit das Öl, geben also genau das Geld letztlich an Russland weiter, das Deutschland den Russen nicht mehr direkt geben will:
Da die Regierung Neu-Delhi jedoch unter dem Druck des Westens steht, hofft sie bei Verzicht auf gesteigerte Gasimporte aus Russland auf eine – wie auch immer geartete – Gegenleistung des Westens. Indiens Diplomatie in Europa läuft vor diesem Hintergrund auf Hochtouren„, beschreibt das der indische Ex-Diplomat M. K. Bhadrakumar.

Ein wunderbares Arrangement

Der Hase läuft also so:

  • Die EU und Deutschland boykottieren (so weit sie können) die russ. Energieexporte
  • Weil Energie aber durch den Krieg insgesamt teurer geworden ist, kommt Russland finanziell trotzdem gut weg und nimmt mit Energie sogar mehr ein als zuvor. Weil es die Europäer sogar erfolgreich zwingen konnte, in Rubel zu bezahlen, steigt auch der Rubel stark an.
  • Die europäischen Verbraucher zahlen jetzt aber erheblich mehr für Öl und Gas
  • Weil Indien jede Wirkung der Sanktionen zunichte machen könnte, zahlen ihm europäische Regierungen, vor allem die deutsche, noch Geld, mit dem Indien Russland für Öl bezahlen kann.
  • Damit das deutsche Publikum nicht merkt, was da gespielt wird, nennen deutsche Medien das indische Spiel „Klimaschutz-Anstrengungen“ und behaupten, dass die eigene Regierung genau diese „Anstrengungen“ mit Geld unterstützt, und dass man sich genau darin sehr einig ist.

So ist das ein wunderbares Arrangement für viele Beteiligte, aber nicht für den deutschen Steuerzahler, der das Ganze bezahlt (und darüber zunehmend verarmt).
So ist das also mit dem Klimaschutz: ein Talking-Point, eine vermeintlich gute Sache, hinter der sich herrlich verstecken lässt, worum es wirklich geht: um Energie-Geopolitik, nicht ums Klima, das die Politik nämlich gar nicht steuern kann.

„Klimaschutz“ = Energie-Geopolitik

In einem Beitrag vor 2,5 Jahren habe ich ausführlich auseinandergesetzt, wie und warum sich die Klima-Debatte in den USA in den letzten 15 Jahren gedreht hat, obwohl die „Klimawissenschaft“ wissenschaftlich viel weniger taugt, als man vermuten würde. Hier das Fazit knapp zusammengefasst:

  • G.W. Bush hat mit dem Krieg im Irak 2003 versucht, die Ölquellen des Mittleren Ostens unter amerikanische Kontrolle zu bringen.
    In Afghanistan ging es um die Energieverteilung, z.B. mit Pipelines an einem neuralgischen Drehkreuz zwischen Russland, Indien, China und Iran:
  • als dieser Versuch mit der Niederlage im Irak absehbar gescheitert war, also gegen Ende der Amtszeit von Bush, wurden fossile Brennstoffe böse, weil sie absehbar von anderen kontrolliert wurden. Inzwischen ist die NATO auch aus Afghanistan abgezogen und hat also die Kontrolle über das Drehkreuz auch noch verloren. Iran, Russland, China und Indien können sich dort jetzt über Energielieferungen arrangieren. Der größte Störfaktor für alle vier ist Pakistan, das allein aus diesem Grund wichtiger, aber anstrengender US-Verbündeter bleibt.
  • In dem Moment, als die Niederlage im Irak absehbar war, kam Al Gore (der von G.W.Bush 2000 um seinen Wahlsieg gebracht worden war, damit die Ölkriege in Nahost überhaupt geführt werden konnten) mit Unbequeme Wahrheit (2006) wieder groß heraus
  • die Klima-Wissenschaft, die insbesondere von US-Konservativen bekämpft worden war, wurde plötzlich eine unbestreitbare Wahrheit, weil sie benötigt wird, um die sogenannte Klimaschutz-Politik, die Energie-Geopolitik der krachend gescheiterten Öl-Eroberer, dem schlecht informierten breiten Publikum moralisierend zu verkaufen.

Mainstream dackelt hinterher – bisschen spät

In einem weiteren Blogbeitrag vor gut 2 Jahren hatte ich insbesondere die für die Versorgungssicherheit fatale Politik gegen Kohlekraftwerke kritisiert: Energiezukunft statt Klimahysterie
Es war einfach klar, dass man zwar auf Kernkraftwerke oder Kohlekraftwerke verzichten kann, aber nicht auf beides gleichzeitig, ohne in eine schwere Energiekrise zu rutschen. Erst unter dem Eindruck der akuten Krise, kommen hochbezahlte Politiker und Medien zur selben Erkenntnis:

Zweifel kann es daran übrigens wenig geben: die letzten heimischen Energieträger wie Braunkohle sind in Zeiten der Energie-Geopolitik goldwert für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung und sollten nicht komplett aufgegeben, aber sparsam ausgebeutet werden.

Indien handelt nach seinen Interessen

Noch ein Blogbeitrag von vor 2,5 Jahren hatte mich auf einen Autor und sein Buch von 2010 gebracht, das mir lange vor diesem Krieg die indische Politik verständlich und seine (sehr maßvolle, rationale) Haltung zum Krieg in der Ukraine vorhersehbar gemacht hat:

Der Autor Martin Sieff erklärt darin die indische Politik und ihre Kerninteressen:

  • Die Versorgung und Entwicklung seiner wachsenden Bevölkerung
  • Standhalten gegen den (noch) übermächtigen Nachbarn China
  • Sich nicht für fremde Interessen zum Rammbock und Kanonenfutter gegen China machen lassen (wie es der Ukraine mit Russland passiert ist)

Diese Interessen, schreibt Sieff, habe Indien immer und unabhängig von Regierungswechseln in einer stabilen Wirtschafts- und Militär-Zusammenarbeit mit Russland gesucht, auch über den Zerfall der Sowjetunion hinweg. Gerade weil Russland freundliche Beziehungen zu China unterhält und für China wichtig ist, ist es auch in der Lage, Indien zu schützen und Konflikte mit China vermeiden zu helfen. Außerdem ist Russland kein Verbündeter seines Erbfeindes Pakistan, um dessen Gunst wiederum China mit den USA konkurriert. Das erklärt auch, warum sich die Atommacht Indien mit langfristig guten Beziehungen zu Russland und einer insgesamt ruhigen Außenpolitik am sichersten fühlt und daran festhält. So seien zB G.W.Bushs Versuche, Indien als Truppensteller in den Irakkrieg hineinzuziehen, krachend gescheitert.

Das wichtigste Fazit von Sieffs Buch ist, dass die USA (und Großbritannien) Indien notorisch falsch einschätzen würden wegen der ex-kolonialen, im Grunde aber nicht unfreundlichen Beziehungen zu den Angelsachsen und weil es eine Demokratie ist wie kein anderes Riesenland der Welt. Die indische Demokratie versuche im besten Interesse ihres Landes zu entscheiden und sei dabei moderat, ausgleichend und rational unterwegs. Die letzten 3 Monate deuten stark daraufhin, dass Martin Sieff das alles sehr richtig eingeschätzt hat, die US-Außenpolitiker aber nicht.

Fazit

Die indische Politik scheint Egon Bahrs fast schon berühmtes Zitat sehr genau umzusetzen:

Man könnte Bahrs Ansicht ergänzen: „Es geht auch nicht um Klimaschutz“
Er hat im Dezember 2013, wenige Monate vor dem 1. offenen Ausbruch des Ukraine-Konflikts, als dieses Zitat in Heidelberg gefallen ist, übrigens noch mehr Richtiges gesagt:

Sehr hellsichtig, und er dürfte sich mit Helmut Schmidt einige Monate später einig gewesen sein, wo die Lunte brannte.

Nachtrag 10.06.2022
Stichwort „Klimaschutz-Anstrengungen“:
Indien will insgesamt 200 stillgelegte Kohlegruben versteigern, um sie wieder ausbeuten zu lassen. Als Pilotprojekt geht es mit 20 Gruben los. Ziel ist die Verstromung der geförderten Kohle.
Der indische Außenminister hat Europa und den USA doppelte Standards vorgeworfen:
„Europa kauft mehr Öl als Indien…
Wir schicken keine Leute los, um russisches Öl zu kaufen, sondern um das beste Öl auf dem Markt zu kaufen“

Nachtrag 26.06.2022
4 Tage nach meinem Blogbeitrag wurde gemeldet, dass Annalena Baerbock in Pakistans positiv auf Corona getestet wurde und deshalb dort festsaß:

Nicht berichtet wurde über das, worüber sie mit den Pakistanis verhandelt hat. Erklärungen über afghanische Flüchtlinge dürften eher ein Nebenthema gewesen.
Oben hatte ich geschrieben:
„Iran, Russland, China und Indien können sich dort (in Afghanistan) jetzt über Energielieferungen arrangieren. Der größte Störfaktor für alle vier ist Pakistan, das allein aus diesem Grund wichtiger, aber anstrengender US-Verbündeter bleibt
War Baerbock wohl wegen Feminismus in Pakistan oder wegen dieser wichtigen Rolle des Landes?

Nachtrag 27.6.2022
Am 2. Tag des G7-Gipfels gibt es wieder diese Paarung aus Ukraine und Klimaschutz im Gespräch mit den Gastländern Indien, Indonesien, Senegal, Südafrika und Argentinien:
Man versucht Schwellenländer mit ins Boot zu holen in Abgrenzung zu Russland, weil Teile dieser Länder keine Berührungsängste mit Russland haben“
Auch in der Hauptsendung der Tagesschau um 20:00 Uhr ist dieser Punkt mit Indien und Südafrika wieder vertieft worden:

Mit dem G7-Gipfel wäre also erwiesen, dass es sich nicht um eine Marotte der dt. Politik, sondern um eine gemeinsame G7-Geostrategie handelt:

Nachtrag 28.06.2022
Aus Elmau wurde mir ein (offensichtlich nicht ganz offizieller) Videomitschnitt eines Gesprächs zwischen Emmanuel Macron und Joe Biden ansichtig, der sehr klar bestätigt, worüber man leise zwischen den offiziellen Reden spricht: Darüber, wer wann wieviel Öl liefern kann, nicht etwa über Klimaschutz:

Klar verständlich ist vor allem Macrons Aussage, dass die Saudis keine riesigen Kapazitäten haben und in den nächsten 6 Monaten die Lieferungen nur sehr wenig steigern können. Das Video wird unverständlich und endet dann abrupt, als er Biden („Allerletzter Punkt…“) auf seine Haltung zum russischen Öl anspricht. Schade!

Nachtrag 1.9.2022
Indien hat im 2. Quartal 2022 ein Wirtschaftswachstum von 13,5% gemeldet.
Dieser Artikel („Die indische Öl-Brücke von Russland zu denen, die es sanktionieren“) schlüsselt auf, um wieviel dafür die indischen Importe von russ. Öl gewachsen sind:
„In the April to June 2022 period since shortly after the outbreak of the war in Ukraine (we exclude March as refiners had not yet had time to significantly react), Indian refiners imported an average of 583 kb/d of Russian crude. This compares to just 36 kb/d in 2021.“
Die Produkte, die aus diesem Rohöl raffiniert wurden, flossen hauptsächlich in diese Länder, die Russland sanktionieren: „Of these, the top 5 countries are South Korea, Singapore, the USA, Australia, and the Netherlands

Nachtrag 13.1.2023
Der indische Außenminister wurde im österreichischen Fernsehen von ORF-Obermacker Armin Wolf interviewt:

Das Interview im O-Ton fehlt im ORF-Artikel inzwischen, angeblich „aus rechtlichen Gründen“. Es ist zB hier noch zu finden:

Es geht ziemlich kontrovers bis turbulent zu, worüber im ORF-Artikel nichts zu lesen ist. Man ahnt also, warum es herausgenommen wurde.
Dass der Inder nicht spurt, mag für Herrn Wolf und seine Zuschauer eine Überraschung sein, die zornig macht. Die Leser meines Blogs wissen es seit 9 Monaten sine ira et studio (Tacitus): teilweise begründet der Außenminister seine Politik sogar mit genau den Beweggründen, die ich oben aus meiner Kenntnis und Lektüre vermutet und genannt habe.

Nachtrag 18.1.2023
Indien bricht alle Rekorde bei Käufen von russischem Öl. Aber wer ist der überraschende Käufer?
„Indien hat im Januar (2023) seine Käufe von russischem Rohöl nochmals gesteigert vom Rekordniveau des vergangenen Monats. Erstaunlicherweise haben sich die USA als größter Käufer von Raffinerieprodukten herausgestellt“

Spiel um den Krieg

Prof. Christian Rieck hat einen Youtube-Kanal, auf dem er ab und zu interessante Überlegungen präsentiert, oft zu spieltheoretischen Themen, aber nicht immer.
Dieser Beitrag zum Ukraine-Konflikt (der morgen nun wohl doch nicht in einen Krieg mündet) gehört dazu:

In den Fußnoten verweist Rieck auf diesen Artikel von Bernd Lucke im Cicero, der ähnliche Überlegungen anstellt. Rieck merkt aber an, dass Lucke verschweigen würde, dass es innerhalb der NATO deutlich unterschiedliche Interessen gebe, auf die er selbst im Video relativ ausführlich eingeht. Man könnte fast sagen, dass sie den eigentlichen Mehrwert seines Videos darstellen, zu dem er vorrückt, sobald er den eigentlich trivialen Teil der Darstellung verlässt.

Im Ukraine-Beitrag schlägt er eine Brücke zu dem ebenfalls interessanten Gespräch, das er kürzlich mit Prof. Quaschning zum Thema Energiewende geführt hat:

Sowohl Quaschning als auch Rieck bringen da einige überzeugende Punkte:

  • Quaschning erläutert (aus meiner Sicht überzeugend), warum der Zug für eine Laufzeitverlängerung der existierenden Kernkraftwerke abgefahren ist.
  • Beide sind sich einig, dass Gas eine Schlüsselrolle für die Energiewende spielt. Rieck ist aber (aus meiner Sicht überzeugend) der Meinung, dass EE-Enthusiasten die Schwierigkeiten und den Zeitaufwand bei der Umsetzung unterschätzen, u.a. auch für den notwendigen Bau neuer Gaskraftwerke.

Die Abhängigkeit vom russischen Gas für die Umsetzung der Energiewende ist genau die Brücke von der Energiewende zum Ukraine-Konflikt. Und genau an der Stelle unterstellt er der US-Regierung unter Biden ein Eigeninteresse, die deutsche Energiewende zu sabotieren.
Mit meinem Blogbeitrag Energiezukunft statt Klimahysterie fühle ich mich nach 2 Jahren hervorragend bestätigt durch die extreme Verteuerung von Energie in den letzten Monaten und auch die Zuspitzung von Konflikten in der Energie-Geopolitik:
Auch wenn es erstens länger dauert, als zweitens die Peak-Experten denken, bin ich aber nach dem Buch noch überzeugter davon, dass wir uns in den nächsten Jahrzehnten auf eine spürbare Verknappung bei Öl und Gas einstellen sollten. Entsprechende Investitionen, zB eine sparsamere Öl- oder Gasheizung oder ihre Ergänzung um eine mit einer Solaranlage versorgte elektr. Wärmepumpe, könnten wirtschaftlich sein

Ein ebenfalls interessanter Beitrag Riecks hat sich vor einem Jahr mit der Frage beschäftigt, welche Absicht Twitter mit der Sperrung von Donald Trumps Twitter-Account wirklich verfolgte:

Starke Analyse zur Twitter-Sperre von Trump

Riecks These war, dass der eigentliche Adressat der Sperre nicht Trump war, sondern Biden. Dass es sich um eine Warnung der Technologiekonzerne an den neuen Präsidenten handelte, begründete er u.a. mit einer Parallele zum Film ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘ von Sergio Leone.

Nachtrag 18.02.2022
Passend zu Riecks Analyse ein Interview im Stern:

Nachtrag 28.03.2022
Neues Video zum Embargo im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg:

Es ist kalt. Normal!

Im Mai habe ich über das international kalte Frühjahr berichtet.
Hand aufs Herz: es ging in Deutschland auch mit einem Scheiß-Sommer weiter:

Wieder mal ein Scheiß-Sommer

Es wurde ein Sommer, wie er z.B. in meiner Kindheit in den 1970er Jahren häufiger vorkam: viel Regen, wenig Wärme.
Mein schönster Tag im August an der Nordsee war ein Tag mit Sonne und 21°C auf Langeoog:

Toller Strand auf der Seeseite, tolle Wellen, aber anders als 2007, 2009 und 2012 in diesem Jahr ohne jedes Südsee-Feeling. Damals in den heißen Jahren hatten wir im August einige Mal 30°C.
Dieses Jahr hätten sie an der Küste eigentlich keinen so echten Freibad-Tag gehabt, sagte uns ein Mädchen auf einem Reiterhof bei Dornum.
Daheim am Alpenrand war es ein wenig besser, denn bei uns war der Sommer im Juni:

Zu dem Zeitpunkt lag bei 2000 Meter noch ungewöhnlich viel Schnee, die Weilheimer Hütte in Sichtweite hatte deshalb noch geschlossen. Dann kam der große Juli-Regen, danach ein kühler August und dann kam der Herbst.
Nicht ganz so früh mit viel Schnee wie letztes Jahr, aber früher als vor zwei und auch vor drei Jahren lag auf 2000m Höhe wie hier auf der Seekarspitze wieder ordentlich Schnee:

Mitte Oktober 2021 Achensee: Schnee über 1600m

Es war zwar kühl, aber ein wunderbarer Touren-Oktober in diesem Jahr mit schönem, sonnigem Bergwetter und ohne Batz auf den Wegen. Normales Wetter ohne globale Erwärmung ist auch nicht unbedingt eine Katastrophe!

International blieb es auch ziemlich kalt

Im Frühjahrsbeitrag hatte ich bereits darauf hingewiesen, dass es gleichzeitig nicht nur in Deutschland und Europa und vielen Regionen der Nordhalbkugel kalt war, sondern auch in Südafrika und Brasilien auf der Südhalbkugel.
Dieser Trend hat sich jetzt durch einen spektakulären Kälterekord bestätigt:
Die Wetterstation Scott-Amundsen am Südpol auf 2835m Seehöhe
(Wikipedia: Jahresdurchschnittstemperatur beträgt −49 °C, mit Schwankungen zwischen −13 °C und −82 °C) hat gerade einen neuen Allzeitrekord vermeldet, der in Deutschland kaum beachtet wurde:

Die Meldung rechts ist hier im Original nachzulesen.
Auch andere englischsprachige Medien haben die Nachricht gebracht:

Die Durchschnittstemperatur im Winterhalbjahr von -61°C von März bis September lag 2,5°C unter dem 30-jährigen Durchschnitt. Und das ist ein markanter Ausstieg aus jedem Erwärmungstrend, wie diese Zeitreihe grafisch aufzeigt:

Natürlich wird in vielen Publikationen der Eindruck bestritten, dass solche Minus-Rekorde, auch wenn sie in diesem Jahr vielfach aufgetreten sind, einen Erwärmungstrend widerlegen, aber das muss man nicht zu 100% ernst nehmen: eine fortgesetzte Reihe von Kälterekorden muss zwingend einen Erwärmungstrend irgendwann widerlegen. Nur wann das endgültig passiert ist, ist noch nicht klar.

Medienecho

Ich habe keinen vernünftigen Bericht in einem großen „seriösen“ deutschen Medium über den Rekordwinter in der Antarktis gefunden. Offensichtlich ist diese Tatsache, selbst mit (wenig überzeugenden) Relativierungen, nicht gut für den Glauben an das Klimawandel-Narrativ.
RTL hatte was dazu, aber garniert mit dem Blödsinn, dass es „in Europa drückend heiß“ war. Wir haben alle erlebt, dass es in Europa nicht drückend heiß war, jedenfalls nicht überwiegend, sondern vielleicht mal eine Woche im Süden oder Südosten, wo es regelmäßig mal heiß ist im Sommer. Normale Sommerhitze eben.
Diverse Wetterseiten haben es allerdings berichtet, und oppositionelle Medien haben sich die Kältewelle natürlich nicht entgehen lassen, um mal wieder ein wenig am Narrativ der gefährlichen und ewigen Erwärmung der Erde zu kratzen. EIKE hat natürlich berichtet. Nicht von der Scott-Amundsen, sondern von der dt. Neumayer-Station gab es sogar eine Zeitreihe mit stark fallendem Trend:


Dazu gab es davor schon einen Hintergrundbericht über die langfristige Abkühlung der Antarktis, der dadurch nur noch bestätigt wurde.

Die Mehrheit der Medienkonsumenten wurde darüber aber weit weniger informiert als über irgendeinen Waldbrand in Kalifornien oder Australien.

Fazit

Daten, die auf ein Ende des Erwärmungstrends der letzten Jahrzehnte hinweisen, haben sich 2021 auffällig gehäuft und verdichtet. Das Phänomen ist global beobachtbar und passt besser zu einer Prognose des Klima-Außenseiters David Dilley, der eine Abkühlung ab 2020 vorhersagte, als zu den in vielen Medien beliebteren Modellen mit der ewigen Erwärmung:

Ausblick

Der Münchner Merkur kündigt seit September ständig und immer schriller einen harten Winter an:

Ich bin ja kein Experte und weiß deshalb nicht, wie der Winter wirklich wird, sondern lese nur und belustige mich mit den Texten:

Merkur warnt vor Kälte in der Erwärmung

Der Winter soll also normal werden, aber trotzdem irgendwie zu kalt für uns wärmeverwöhnte Klimageschädigte.
Ich übersetze das mal:
Es könnte kalt werden, aber bitte trotzdem nicht an der globalen Erwärmung zweifeln!
Aber vielleicht kommt es auch anders:
Wenn der Meteorologe kräht auf dem Mist, dann ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist.

Zieht Euch warm an!

, es ist kühl 🙂.
Und der kalte Jahresanfang 2021 leitet viel Wasser auf die Mühlen der Klimaskeptiker.

Das berichten die Medien:

Konkret für ganz Deutschland: Deutschland erlebt den kältesten April seit 40 Jahren
„Temperaturdurchschnitt … in diesem Jahr 6,1 Grad“

Kältester April seit 40 Jahren

Damit gehört der April nicht zu den 10 kältesten seit 1881:

Aber 2021 ist sehr nahe an den kältesten Jahren dran und die Serie der sehr warmen Frühjahre von 2000-2020 ist definitiv unterbrochen.
In den kalten 1970er Jahren (3 von 10 Einträgen mit besonders kaltem April!) warnten „die Wissenschaft“ und vor allem die Medien die Politik vor einer neuen Eiszeit, auch wenn das heute oft geleugnet wird, gibt es dafür viele Belege.

Wie kalt der April 2021 war, zeigt auch der Blick auf einige Wetterstationen quer durch Deutschland ausgehend von meinem Wohnort:

(Datenquelle)
München (500 m), Hohenpeißenberg (980 m), Wasserkuppe (920m) und Brocken (1140 m):

Erstaunlich, wie schnell die Apriltemperaturen auf dem kurzen Weg nach Norden abnehmen!

Die Kälte zu Jahresanfang betraf aber nicht nur den Monat April und nicht nur Deutschland, sondern alle Monate und ganz Europa:

Kalter Jahresstart in ganz Europa

Zunächst 31 Jahre Januartemperaturen an den vier deutschen Wetterstationen von oben:

  • An allen 4 Orten lag der Januar 2021 unter Durchschnitt und linearem Trend
  • An allen 3 Bergwetterstationen ist der lineare Trend negativ, auf dem Brocken sogar stark negativ. Lediglich die Wärmeinsel München fällt da ein wenig aus der Reihe

31 Jahre Februartemperaturen:

  • An allen 4 Wetterstationen lag der Februar 2021 über Durchschnitt und linearem Trend
  • An allen 3 Bergwetterstationen gibt es keinen eindeutig positiven Temperaturtrend, auf dem nördlichen Brocken sogar einen eindeutig negativen. Lediglich die städtische Wärmeinsel München weicht wieder nach oben ab.

Die Temperaturen für Januar und Februar 1990-2021 in Deutschland widerlegen also die Klimathese, dass hierzulande die Bedingungen für Schnee im Winter schlechter werden. Eine entsprechende, medial verbreitete These ist damit nach 20 Jahren faktisch wiederlegt:

Jedenfalls liegt es nicht an den Wintertemperaturen, wenn der Schnee weniger wird.
So hat die erste Februarhälfte 2021 bei Kälte und Schnee nichts zu wünschen übriggelassen und erinnerte ebenfalls an die 1970er Jahre, auch wenn es dann in der zweiten Februarhälfte vorübergehend deutlich wärmer wurde.

31 Jahre Märztemperaturen:

An allen vier Wetterstationen ist im März über 31 Jahre kaum ein Trend erkennbar, und 2021 lag recht nahe am Durchschnitt.

Aber überall in Europa gab es in den ersten vier Monaten 2021 zahlreiche Kälterekorde zu vermelden:

Klimawissenschaft leugnet globale Kälte

Für die recht eindeutige Kälte in Europa, die ja nicht ganz neu ist, sondern sich auch schon 2019 und 2020 erstmals nach vielen Jahren wieder mit starken Maifrösten bemerkbar machte, lieferten namhafte Klimaforscher in den letzten Monaten ihre Erklärungen

Özden Terli behauptet:
„Letztendlich ist es ja auch so, dass wir gar nicht mehr so eine große Kälte in der Arktis haben…
Da ist viel Wissenschaft hinter…“
Eher nicht so. Das ist eine eher ziemlich unwissenschaftliche Sicht der Dinge. Es fängt ja schon damit an, dass physikalisch betrachtet Kälte nichts ist als die Abwesenheit von Wärme. Wenn es in der Arktis so schrecklich warm wird, warum sollte es dann in Mitteleuropa deshalb kalt werden? Umgekehrt würde Terli niemals auf die Idee kommen, eine Hitzewelle in Europa etwa darauf zurückzuführen, dass sich Afrika so stark abkühlt und dort eigentlich gar nicht mehr viel Wärme übrig ist. Woher kommt diese Asymmetrie in der Argumentation?

Stefan Rahmstorf hat das Argument schon länger vorbereitet:

Das ‚Schlappmachen‘ des Golfstroms soll erklären, warum Europa trotz lebensgefährlicher Erwärmung der Welt immer häufiger friert. Und dieses Argument kommt dann auf allen Kanälen wieder.

Diese Golfstrom-Erklärungen für Europa werden dem Phänomen nicht gerecht, weil eben auch die Kälte im Winter 2020/21 ein globales Phänomen war, mit vielen Einzelereignissen, die in hiesigen Medien kaum berichtet wurden. Beispielsweise war es auch in den USA im April sehr kalt, so dass Kälterekorde aufgestellt wurden:

Das galt auch und gerade im Süden und an der karibischen Küste schon so sehr, dass Meeresschildkröten vor der Kälte in Sicherheit gebracht werden mussten, was nicht oft vorkommt. Dieses Phänomen ist aber nicht durch einen schwächelnden Golfstrom zu erklären, denn der liefert der Karibik nie Wärme, sondern entzieht sie ihr umso mehr, je stärker er ist.

Und in Peking,weitab vom Golfstrom, wurde im Januar ebenfalls ein 50-jähriger Kälterekord registriert:

Nicht viel Anderes wurde aus Japan berichtet:

Auch der sehr frühe und starke Wintereinbruch in Südafrika zeigt eher eine globale Abkühlung an als ein Schwächeln des Golfstroms:

Die Kälte in den ersten 4 Monaten 2021 war global, egal, was dt. Klimaforscher dazu sagen!

Klima-Außenseiter unwiderlegt!

Der kalte Jahrestart 2021 ist auch deshalb so bemerkenswert, weil er sehr gut zu den Prognosen einiger Klimaskeptiker wie David Dilley und Piers Corbyn passt, deren Auffassung ich vor 1,5 Jahren diskutiert habe:

Nach Dilleys Prognose von 2007 geht es ab 2020 rapide abwärts mit den Temperaturen, und die vulkanischen und seismischen Aktivitäten nehmen zu. Letzteres war 2020/21 übrigens ebenfalls weltweit und auch in Kroatien und am Ätna zu beobachten.

Der Wetterfrosch mit astrophysikalischem Hintergrundwissen Piers Corbyn war Ende 2019 als Sachverständiger im Bundestag ebenfalls der Meinung, dass wir eher am Anfang einer kleinen Eiszeit stünden als vor einer weiteren Erwärmung. Hier das Paper auf dem Bundestagsserver:
„The recent low activity solar cycle 24 and expected low cycle 25 mean we are at the early part of another Little Ice Age“
Diese Prognose hat er auch ein Jahr später wiederholt. Hier die NASA-Grafik zu den Sonnenzyklen 24 und 25 aus dem Artikel:

Der Sonnenzyklus 25 steigt jetzt bis zu seinem (erneut niedrigeren Maximum) 2025 an.
Erst danach würde eine Abkühlung nochmals stärker Fahrt aufnehmen.

Die Temperaturen der letzten Monate haben beiden eher radikalen Klimaskeptikern stärker recht gegeben, als ich es damals so kurzfristig für möglich gehalten hätte. Sie liegen weiter gut im Rennen um die beste Prognose: sogar verbessert.
Und dem IPCC-97%-Konsens, dem ich damals noch 70% Plausibilität gegeben habe, gebe ich heute nur noch 50% oder weniger. Denn die IPCC-konformen Modelle haben den offensichtlichen Temperatureinbruch 2020/21 überhaupt nicht vorhergesagt.

Ausblick: Sven-Plöger-Erwärmung?

Köstlich genug:

Schau’n mer mal!
Prognosen bleiben schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen

Der Mai hat jedenfalls schon mal gut kühl begonnen, nicht nur in Deutschland:

Nachtrag 18.5.2021
Sehr schöne und informative Daten zu den Eisheiligen:
Die Eisheiligen werden schon lange kälter in Deutschland


Nachtrag 16.7.2021
Die globale Temperaturentwicklung von 1979-2021:

Sie zeigt seit Jahresanfang 2020 eine markante Abkühlung von 0.4°C über dem Durchschnitt der Jahre 1991-2020 auf knapp darunter.
Die wichtige Botschaft lautet: die Kühle, die wir in Europa und Deutschland seit 2020 registrieren, wird nicht durch Hitze anderswo kompensiert, sondern schlägt auf die globalen Zahlen durch.

Energiezukunft statt Klimahysterie

Im letzten Beitrag wider die Diffamierung und Hetze gegen Daniele Ganser bin ich wieder auf seinen Vortrag von 2016 in München bei der ÖDP gestoßen, einer bayerischen und besseren grünen Partei:

Energieabhängigkeit hinter der Nebelwand

In diesem sehr sehenswerten Vortrag und auch in seinem Buch von 2012 Erdölrauschträgt der Historiker Dr. Daniele Ganser hervorragend vor, warum die enorme Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, vor allem aus dem Mittleren Osten, strategisch, wirtschaftlich und moralisch so riskant ist, (meine Meinung:) viel riskanter als der Klimawandel.
Das stützt meine bereits in einem Beitrag skizzierte Überlegung, ob der „menschengemachte Klimawandel“ nicht eher eine offizielle Nebelwand für einen Kurswechsel aus geopolitischen Gründen ist, für deren öffentliche Präsentation Daniele Ganser seit Jahren verleumdet wird. Eine Nebelwand deshalb, weil die Politik damit die Öffentlichkeit (teilweise) in dieselbe Richtung lenken kann, ohne aber ihre eigenen früheren Fehler und Verbrechen thematisieren zu müssen, darunter Beteiligung an und Deckung von schwersten Kriegsverbrechen, die heute noch durch die brutale und rechtlose Verfolgung von Julian Assange fortgesetzt werden.

Perspektiven für die Energiezukunft

Ein Bereich, in dem „Klimaschutz“ und Energiegeopolitik definitiv nicht zu denselben Entscheidungen führen würden, ist aber die Verstromung heimischer Kohle. Aus dem Blickwinkel der Energiegeopolitik ist diese ein enormes Plus für die Versorgungssicherheit 😁 der eigenen Bevölkerung, aus Sicht der Klimaschutzbewegung dagegen der maximale Schädling ☹️.

Trotzdem gibt es aber einen weiten Bereich, in dem Klimaschutzziele und die Ziele einer  Verringerung der Energieabhängigkeit zusammenfallen, vor allem dann wenn sie geschickt in die richtige Richtung getrimmt werden:

  • keine ideologisch reinen Lösungen (wie Fahrverbote für Verbrenner, Ölheizungen etc.), die unverhältnismäßig teuer sind und neue Abhängigkeiten schaffen
  • Konzentration auf Energieeffizienz und andere Lösungen, die auch wirtschaftlich rentabel sind
  • Bonus für Dezentralisierung (wichtig in Krisenfällen, z.B. bei Blackouts) und direkten Bürgereinfluss statt für vom Staat administrierte oder von Konzernen beherrschte Zentrallösungen.
    Beispiele: Photovoltaik mit Speicher und Notstromfunktion auf Ein- und Mehrfamilienhäusern, private oder kommunale Blockheizkraftwerke (BHKW)
  • Anzapfen der für „Klimaschutz“ vorgesehenen Fördergelder und durch die Geldpolitik bereitgestellten billigen Kredite für Lokalisierung, sichere Einkommen, Autonomie und Krisenresistenz

Ein wesentlicher Vorteil dieser Denkweise besteht auch darin, dass 20% weniger Energieabhängigkeit für das Leben der Menschen in Deutschland und Europa ein schöner Erfolg wären, 20% weniger deutsche oder europäische CO2-Emissionen für das Weltklima dagegen nicht mehr als ein Furz:
World_fossil_carbon_dioxide_emissions_six_top_countries_and_confederations

In einem späteren Beitrag werde ich ein entsprechendes Projekt vorstellen und unter solchen erweiterten Renditeaspekten durchrechnen.

Timing auch für Ganser zu schwer

Zurück zu Gansers Buch: er brüstet sich damit, dass er in seinem Buch als Erster nachgewiesen habe, dass die konventionelle, also ohne Fracking durchgeführte, Erdölförderung seit 2006 rückläufig sei. Das war 2012, und ich erinnere mich daran, dass ‚Peak Oil‚ zwischen 2005 und 2010 ein ganz heißes Thema war, getrieben durch hohe Ölpreise. Jetzt ist 2020, und die Ölpreise sind immer noch sehr niedrig, so niedrig, dass es die Fracking-Industrie ernsthaft bedroht. So niedrig, dass die Preise weder durch den mysteriösen Drohnenangriff auf die saudischen Ölanlagen noch durch die kriegerischen Akte im Irak ernsthaft gestiegen sind.
Diese Beobachtung bestätigt eine Grundregel bei solchen Prognosen: anfangs bleibt meist viel mehr Zeit für eigenes Handeln, als die viel zu alarmistischen Prognosen vermuten lassen, aber wenn diese Zeit abgelaufen ist, dann geht es oft sehr schnell und für Gegenmaßnahmen ist es dann zu spät. Deshalb:
In der Ruhe der Verfolgung ernsthafter Interessen mit pragmatischen Lösungen liegt die Kraft, nicht in der Klimahysterie.

Nachtrag 05.02.2020
Hier ein Artikel und eine Sendung des Schweizer-Radios DRS 2 von 2012 über Gansers Buch, die beide auch die wichtige Frage des Timings und des kurzfristig übertriebenen Alarmismus illustrieren:

Das Thema Peak Oil galt 2012 vielen noch als brandheiß. Inzwischen ist es aber völlig durch die sogenannte Klimakatastrophe (die keine Katastrophe ist) verdrängt bzw. ersetzt. Immerhin erkennt Ganser:
Natürlich gibt es mittelfristig immer noch Erdöl, auch 2050 noch. Die Frage ist, in welcher Menge und zu welchem Preis
Hier greift mein Ansatz. Energieeffizienz: unbedingt und schon immer!; Substitution: gerne, wo es ökologisch und ökonomisch lohnt, dabei lieber etwas zu viel als zu wenig; Dekarbonisierung um jeden Preis: auf gar keinen Fall!

Nachtrag 18.02.2020
Ich habe das Buch jetzt ganz gelesen. Es ist nicht schlecht, aber in den groben Linien nicht sonderlich neu für mich, in den Details allerdings schon. In den Details habe ich aber auch Einiges zu meckern:

  1. Es gibt einige Schreibfehler im Buch, und manche kehren so oft wieder, dass ich mich frage, ob es bei Orell Füssli kein Lektorat mehr gibt: „Umfall“ statt „Unfall“ kommt zum Beispiel einige Male vor.
  2. Während Ganser im Buch durchgehend und mit guten Argumenten über die absehbare Erschöpfung der Öl- (und auch Gas-) Reserven schreibt, erwähnt er ein Mal, dass die Kohlevorkommen mit Sicherheit noch länger reichen: Jahrhunderte statt Jahrzehnte. Das bringt ihn natürlich in Argumentationsnöte, was deren Einsatz angeht. Hier differenziert er nicht in Knappheits- und Versorgungsargumente einerseits und Klimaargumente andererseits, obwohl beide zu einer ganz verschiedenen Bewertung der Kohleverstromung führen müssen (siehe oben!). Stattdessen nimmt er es einfach als Fakt hin, dass Europa wegen seiner Klimaziele nicht auf Kohle setzen kann. Ich sehe das mit einer gewissen Klimaskepsis anders und könnte mir durchaus vorstellen, in einer Energiekrise der europ. Versorgungsicherheit den Vorzug zu geben.
  3. Ähnlich sieht es mit der Kernenergie aus. Hier betrachtet er die Versorgungslage mit Uran und anderen Kernbrennstoffen überhaupt nicht, sondern zitiert die Skepsis der Bevölkerung, die Schwierigkeiten Kernkraftwerke zu versichern und Ausstiegsbeschlüsse europ. Länder. Er verschiebt also die Debattenebene mit einem gewissen grünen Vorurteil, das auch in diesem Zitat über den „Umfall“ von Fukushima deutlich wird:
    „Die Kombination von Erdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe brachte großes Leid über Japan und forderte 15848 Tote“
    Er verschweigt also, dass das Leid durch die Todesfälle sehr ungleich verteilt war und zu praktisch 100% durch den Tsunami entstanden ist, während der kerntechnische Unfall keinen einzigen direkten Toten verursacht hat. Hier berichtet Ganser unlauter ganz im Sinne grüner Vorurteile.
  4. Ganser argumentiert in seinem Buch so, als ob der Ölpreis von nun an immer nur weiter steigen würde. Das mag langfristig stimmen, war aber kurzfristig eher unwahrscheinlich und ist auch nicht so gekommen:
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    Ganser hat ganz offensichtlich auf dem Höhepunkt der Peak-Oil-Blase gearbeitet und gedacht: Prognosen bleiben schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.
  5. Auch bei seinen Peak-Oil- und Peak-Gas-Prognosen hat seine Urteilskraft eine Schlagseite. Er zitiert die ASPO, Association for the Study of Peak Oil und Peak Gas, zur Gasförderung Nowegens:
    „Die ASPO Deutschland glaubt, dass Norwegen möglicherweise schon 2011 bei 120 Milliarden Kubikmeter pro Jahr das Fördermaximum Peak Gas erreicht hat“.
    Wir sind jetzt in der glücklichen Lage, dass wir diese Prognose mit 8 Jahren Abstand überprüfen können. Dabei stellen wir fest, dass sie zu pessimistisch war:

Im Jahr 2011 hatte die Erdasförderung Norwegens eine kleine Delle und ist von gut 106 auf 100,5 Milliarden Kubikmeter gefallen, bevor sie 2017 mit 123,2 Milliarden Kubikmeter ein (vorläufiges) Maximum erreicht hat. Für 2019 berichten und für 2020 erwarten die Norweger:
„Diese ging von knapp 120 auf rund 113 Mio. Kubikmeter zurück. Grund dafür war, dass Unternehmen die Produktion aufgrund der Marktsituation zurückgehalten haben, so die Behörde. Das Öldirektorat rechnet aber schon in diesem Jahr mit einer Trendwende. Die Prognose für 2020 liegt bei einer Gesamtförderung von 238,5 Mio. Kubikmetern, die Erdgasproduktion schätzt das Direktorat auf rund 117 Mio. Kubikmeter“.
(Hier gehen Millionen und Milliarden durcheinander, aber Milliarden ist wohl richtig)
Die Gasförderung erreichte im Jahr 2011 keinen Peak und lag noch 2018 bei 120 Milliarden Kubikmeter und es soll so weitergehen. Wie lange die Förderung auf diesem Niveau bleibt, muss sich aber erst noch zeigen. Die ASPO Schweiz, deren ehrenamtlicher Präsident Daniele Ganser von 2006 bis 2012 war, hat ihren Peak aber schon überschritten und wurde Ende 2018 aufgelöst.

Auch wenn es erstens länger dauert, als zweitens die Peak-Experten denken, bin ich aber nach dem Buch noch überzeugter davon, dass wir uns in den nächsten Jahrzehnten auf eine spürbare Verknappung bei Öl und Gas einstellen sollten. Entsprechende Investitionen, zB eine sparsamere Öl- oder Gasheizung oder ihre Ergänzung um eine mit einer Solaranlage versorgte elektr. Wärmepumpe, könnten wirtschaftlich sein und würden in jedem Fall die Versorgungsicherheit durch eine längere Tankreichweite verbessern. Das wäre doch ein greifbares, schönes Ziel, ganz unabhängig vom CO2-Ausstoß und einem (vielleicht) durch ihn beförderten Klimawandel!

Nachtrag 20.02.2020
Ein Detail scheint mir noch besonders zitierwürdig:
Ted Trainer von der University of New South Wales in Australien ist Befürworter der Energiewende, beklagt aber, dass die Vertreter der erneuerbaren Energien das Potenzial ihrer Lieblingstechniken ‚übertreiben und ihre Schwächen und Limiten ignorieren‘. Es werde noch sehr lange dauern, um den Anteil der erneuerbaren signifikant auszubauen
Es ehrt Ganser und zeigt seine Lauterkeit, dass er diese kritische Stimme so fair wiedergibt und als Quelle dieses Buch angibt. Zum (extrem teuren) Buch hat der Autor auch eine Kurzfassung veröffentlicht, die u.a. hier positiv besprochen wird. Viele der dort vorhandenen Argumente finden sich bis heute bei Kritikern der Energiewende – weil sie schwer widerlegbar sind und deshalb von den Befürwortern nicht beantwortet, sondern mit Ausflüchten und Beschweigen ignoriert werden.
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Nachtrag 16.2.2021
Ganser hat mal wieder einen Vortrag gehalten:

Und eine Menge guter Leserbriefe in den Nachdenkseiten verursacht. Der Leserbrief Nr. 40 ist mir aufgefallen, weil er genau die Hintergründe für die Corona-Krise vermutet, die ich vor einem Jahr oben als mögliche Hintergründe der Klimakrise diskutiert habeDrohender Energiemangel nach dem Scheitern militärischer Energieraubzüge!
Getarnt durch das Beschwören einer Klimakrise bzw. einer Viruskrise, die ja beide daraufhin gesteuert werden, die Wirtschaft herunterzufahren.

Pohlmann von Muller eingewickelt

Der furchtlose Dirk Pohlmann hat einen Vortrag zum Klimawandel gehalten. Weil Pohlmann auch immer gut informiert und informativ ist, überrascht es nicht, dass sein Vortrag zum Klimawandel erheblich mehr Substanz hat als der von Harald Lesch:

Trotzdem bin ich im Ergebnis nicht überzeugt. Hier die Detailkritik:

Der 97%-Konsens

Faktenorientiert, wie er nun einmal ist, weist Dirk Pohlmann darauf hin, dass sich nur 30% der untersuchten Artikel zu der Frage äußerten, ob der Klimawandel überwiegend menschengemacht ist oder nicht, und davon hätten 97% die Frage bejaht.
Er behauptet aber, dass sich die übrigen 70% nicht äußern würden, weil sie „von einem Konsens ausgehen“. Das ist nicht mehr als eine (kühne) Annahme. Ebenso gut könnte man behaupten, sie hätten dazu noch keine Meinung oder sie würden sich wegen des großen Konformitätsdrucks nicht trauen, ihre Meinung zu sagen. Mit großer Leichtigkeit entfernt er sich also hier von den harten Fakten.
Aber sein Beispiel zeigt auch, wie die Annahme oder Behauptung eines Konsenses dazu beiträgt, den Konsens zu verstärken und den Dissens wegzudiskutieren. Das ist wohl auch der Sinn dieses behaupteten Konsenses.

Experimente zum Mikroeffekt

(von Minute 6:15 bis 22:30)
Diese sind absolut sehenswert und beeindruckend. Es kann keinen Zweifel daran geben, dass CO2 Infrarotstrahlung stark absorbiert, also die Strahlung in einem ganz bestimmten Spektralbereich, in dem die Absorptionsbande der Molekülschwingung von CO2 liegt.
Natürlich sind dazu ein paar Randbedingungen zu beachten:

  • In den Experimenten war die CO2-Konzentration nicht weit von 100% entfernt. Das Herunterrechnen auf den aktuellen CO2-Gehalt der Atmosphäre von 400 ppm= 0,04% ist nicht trivial und erfordert eigene Modellrechnungen oder Experimente. Das wurde aber in dem Vortrag nicht diskutiert. (würde man die gesehenen 15-20°C Temperaturdifferenz einfach linear herunterrechnen, was sicherlich zu wenig ist, blieben davon nur Bruchteile eines Grades beim Anstieg von 280 auf 560ppm)
  • Auch dürfte das Strahlungsspektrum der verwendeten Lichtquellen ziemlich optimal für die Absorption gewesen sein. Eine brennende Kerze wie im letzten Experiment zum Beispiel hat eine Temperatur von 600-1000°C. Ihr Strahlungsspektrum ist damit völlig anders als das der relativ kühlen Erdoberfläche im Temperaturbereich von meist 0-30°C. Die effektive Wirkung von CO2 im Wechsel der Jahreszeiten, von Tag und Nacht, auf unterschiedlicher geografischer Breite und in verschiedenem Abstand von der Erdoberfläche ist daraus noch lange nicht quantitativ ableitbar.

Klimasensitivität von CO2

Wären die oben beschriebenen Experimente wirklich so aussagekräftig, wie man zunächst vermuten mag, müssten sie sich durch Verfeinerung des Versuchsaufbaus und  Verdünnung von CO2 bis hinunter auf 400ppm nutzen lassen, um die Klimasensitivität von CO2 quantitativ zu bestimmen. Diese ist definiert als die mittlere Temperaturerhöhung durch Verdoppelung des CO2 in der Atmosphäre (von 280 auf 560 ppm). Es gehört aber zu den großen Merkwürdigkeiten der CO2-Klimawissenschaft, dass dieser Wert experimentell nicht einmal annähernd bestimmt ist, worauf seriöse Skeptiker gerne hinweisen, sondern als Fit-Parameter aus dem Vergleich der Klimamodelle mit der realen Temperaturentwicklung abgeleitet wird.
Der so abgeleitete Wert sinkt zu allem Überfluss mit der Verfeinerung der Klimamodelle tendenziell immer weiter ab:

ClimateSensitivity

D.h. die Klimawirksamkeit von CO2 wird zunehmend geringer eingeschätzt. Genau darum dreht sich die Debatte auch von seriösen Skeptikern: es könnte viel weniger sein, als uninformierte Alarmisten und Propagandisten oft behaupten. Die nehmen nämlich gerne das Worst-Case-Szenario und quälen damit ihre Kinder.

Der Mann-Ball-Prozess

Als ein Beispiel für Faktenverfälschung durch Klimakskeptiker nennt Dirk Pohlmann den Mann-Ball-Prozess und die Verbreitung des Urteils in klimaskeptischen Zirkeln wie Tichys Einblick,  EIKE und vor allem Rainer Rupp bei KenFM. Das sei jedoch eine völlige Fehlinterpretation des Urteils, erläutert er ebenfalls bei KenFM und so auch in seinem Vortrag.
Damit habe ich überhaupt kein Problem, denn die Argumente schienen mir nie besonders stichhaltig.
Es sollte klar sein: Wissenschaftlicher Streit kann vor Gericht nicht zufriedenstellend geklärt werden —- und die Richtigkeit politischer Weichenstellungen (siehe unten) ebenfalls nicht.

Der Exxon-Chart

Dirk Pohlmann zitiert auch den „Exxon-Chart“ als Beweis dafür, dass die Wissenschaftler von Exxon schon immer gewusst hätten, was CO2 bewirke, also als Turbo-Beweis für die Richtigkeit der Theorie vom menschengemachten Klimawandel.
Der Exxon-Chart, der aus dem  „1982 Exxon Primer on CO2 Greenhouse Effect“ der wissenschaftlichen Abteilung des Ölmultis Exxon von (angeblich) 1982 stammt, machte im Frühjahr 2019 Furore, weil er den CO2-Gehalt der Atmosphäre und die Temperatur im Jahr 2019 (rot) erstaunlich exakt prognostizierte:TrueChart

Zu diesem Chart und dem „internen“ Paper gibt es einiges zu fragen:

  • Wie war es möglich, die CO2-Emissionen so exakt zu prognostizieren, wenn doch der heutige Kohleverbrauch Chinas im Jahr 1982 unmöglich abschätzbar war, wie dieser Chart mit dem drastischen Anstieg ab 2000 zeigt:
    CoalBurning
  • Welche quantitative Klimasensitivität von CO2 konnte im Jahr 1982 richtig angesetzt werden, wenn diese doch heute noch um Faktoren unklar und strittig ist (s.o.) ?
  • Was hat eigentlich die Klimawissenschaft seit 1982 geleistet, wenn schon damals der heutige CO2-Gehalt der Atmosphäre und ihre mittlere Temperatur für noch gar nicht spezialisierte Forscher der Ölindustrie so exakt berechenbar waren? 🤔
  • Woher wissen wir, dass das „interne“ Paper tatsächlich schon 1982 existiert hat und nicht später gebastelt wurde? Die Lage wäre natürlich eine andere, wenn das Papier nicht erst 2019, sondern im Jahr 1982 öffentlich geworden wäre. Dann wäre das ein erstaunlicher und nicht bestreitbarer Treffer. So kann es allerdings auch ein geschickter Versuch sein, mit einem nachträglich gebastelten Fake-Dokument (man beachte die Optik eines schlechten Scans im PDF) das eingängige Narrativ von der bösen Ölindustrie zu stärken, die alles immer unter der Decke gehalten hat, bis es (endlich!) rauskam, ausgerechnet im Klima-Hype-Jahr 2019 🤔
  • Wie soll es möglich sein, das Erreichen des 2°-Zieles kurz vor dem Jahr 2060 zu verhindern, wenn die Prognose über die letzten 37 Jahre schon so punktgenau war?

Das Exxon-Chart ist ein zweischneidiger Glücksfall: eigentlich zu glücklich, um wahr zu sein. Eine Geschichte, die vielleicht nicht ganz zufällig an die Wandlung des Saulus zum Paulus erinnert.

Damaskuserlebnis des Richard Muller

Das Klima-Narrativ kennt viele solcher Bekehrungsgeschichten. Richard A. Muller hat 2004 einen berühmten Vortrag gehalten, in dem er die Art und Weise kritisiert, in der die Daten für die Hockeyschläger-Kurve gewonnen wurden (‚Climategate‘). Dieses Video sollte man kennen:

2012 hat Muller die Seiten gewechselt und das in der New York Times verkündet. Ebenso wie er für den ersten Teil seiner Stellungnahme von den Klimaskeptikern gefeiert wird, wird er von den Klimaalarmisten für seine Konversion zum Klima-Paulus gefeiert:

Dabei hat er nie öffentlich erläutert, warum seine Kritik von 2004 an der Datengewinnung der Klimawissenschaft falsch war. Deshalb bleibt diese Kritik auch valide. Ebenso valide wie sein folgender Einwand, dass eine Klimaschutzpolitik Europas und der USA notwendig wirkungslos bleiben muss angesichts vermehrter Produktion in anderen Teilen der Welt:

Dieser Zuwachs vor allem in China, Indien und anderen Schwellenländern ist ja eine Realität, die nicht vergeht, wenn allein die Europäer ihren CO2-Ausstoß kräftig vermindern:
World_fossil_carbon_dioxide_emissions_six_top_countries_and_confederationsMitstreiterin in seinem Datenanalyse-Projekt war übrigens auch Judith Curry. Und sie hat die umgekehrte Richtung eingeschlagen: zur Skepsis. Und in ihrem Blogbeitrag zu Mullers ‚Bekehrung‘ mahnt sie ihn zur Vorsicht:
One of the strongest voices criticising the study comes from the BEST team itself. Dr Judith Curry, head of the School of Earth and Atmospheric Sciences at the Georgia Institute of Technology, declined to be a co-author on the latest BEST study, and says on her blog she does not “see any justification in [BEST’s] argument for” the group’s statement that its warming data fits with manmade carbon dioxide. Curry’s not alone: former climate scientist William Connolley claims BEST has done “none of the attribution work you’d expect”.
And finally, some advice to Muller from a dedicated student of the dynamics of the climate science/policy interface (moi): Don’t overplay your hand“

Und gerade Judith Curry ist meine Kronzeugin dafür, dass die Debatten in der Klimawissenschaft eher politische sind als wissenschaftliche:
What is climate science for?

“In liberal democracy, we generally expect that experts and expert knowledge should be given some privileged status in public decision-making to temper political values. Yet, even when expertise is explicitly embraced, it can be manipulated for political ends.”

“The political use of climate science for the purposes of agenda-setting is employed to bolster advocacy groups’ strategic positions concerning whether and (broadly) how to act on climate change in the first place…

Und an anderer Stelle:
“Climatology has become a political party with totalitarian tendencies”

Mehr Bekehrungen im Politikestablishment

In einem seiner schwächsten Argumente bezieht sich Dirk Pohlmann auf Frank Luntz. Er berichtet, wie der Republikaner als Wahlkampfberater unter G.W. Bush Ratschläge erteilte, wie wahlkämpfende Parteifreunde die Klimaerwärmung durch CO2 kleinreden und u.a. als ‚Klimawandel‘ verharmlosen sollten. Dieser selbe Luntz hat sich ebenfalls ausgerechnet im Klima-Hype-Jahr 2019 bekehrt:
FrankLuntz
Warum sollte jemand, der vor 15 Jahren schamlos gelogen hat (so Pohlmann), heute die (ganze) Wahrheit sagen? Dirk Pohlmann weist auch gerne darauf hin, dass auch US-Militärs und die Koch-Brüder, Inbegriff gieriger und politikbeeinflussender Ölmagnaten, jüngst das Klima-Lager gewechselt hätten. Was spricht aber dagegen, dass diese Leute damit heute weiter die Wahrheit verbiegen, nur in der anderen Richtung?
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auch Richard Muller kein reiner Wissenschaftler ist. Er betreibt auch eine Beratungsfirma in Energiefragen und hat sich für die in den letzten gut 10 Jahren für die USA auch finanziell zunehmend wichtiger gewordene Fracking-Industrie eingesetzt: „Why every serious environmentalist should favour Fracking“. Außerdem spielt er eine wichtige Rolle als Politik-Berater in nationalen Sicherheitsfragen als Mitglied der JASON Defense Advisory Group und äußert sich auch entsprechend: „Is Osama bin Laden behind the mail attacks?“. Er kommt (natürlich) zum Ergebnis, dass Osama und die 14 Teppichmesser dahinterstecken, aber das ist nun wirklich kein physikalisches Thema, und fishy ist die Anthrax-Geschichte auch noch. Gerade bei Muller ist also keineswegs ausgeschlossen, dass seine Wende in der Klimafrage weniger wissenschaftlich als geostrategisch begründet ist.

Geostrategischer Kurswechsel?

Was könnten für Teile des US-Establishments die geostrategischen Gründe sein, öffentlich und nach außen von Klima-Leugnung auf Klima-Alarmismus umzuschalten? Da fallen mir so einige ein, zum Beispiel:

  1. Die gewachsene wirtschaftliche und finanzielle Bedeutung der Fracking-Industrie hatte ich bereits erwähnt. Die Industrie ist an der Wall Street hochverschuldet und kämpft bei niedrigen Gaspreisen darum, die Investitionen wieder hereinzuholen. Wie von Muller mit Umwelt-Argumenten empfohlen, hat sie dafür die US-Kohlewirtschaft zurückgedrängt. Warum dasselbe nicht im Ausland wiederholen, z.B. mit deutscher Kohle, aber auch arabischem Öl oder sogar russischem Gas (Nordstream 2)? Da hilft auch grüne Politik.
  2. Vor 15 Jahren hatten die USA gerade den Irak erobert und hofften, sich damit für lange Zeit die Kontrolle über die Verteilung des Öls in der Region gesichert zu haben. Seither haben ähnliche Projekte aber herbe Rückschläge erlitten, nicht nur im Irak, sondern auch in Libyen und Syrien. Öl, das jetzt vielleicht andere kontrollieren, ist aber ein böser Rohstoff.
  3. China hat sich seit 2000 mit immer rasanterer Geschwindigkeit zum größten CO2-Emittenten und auch zu einem enormen industriellen Konkurrenten entwickelt. Eine Anti-China-Politik der USA wurde mit Donald Trump offiziell. Es wäre durchaus vorteilhaft, wenn sich die rechte Politik Trumps, eines vehementen Klimaleugners, im linken politischen Spektrum und gerade auch in Europa neben dem gerne aufgenommenen Uiguren-Thema noch mit einer klimapolitischen Komponente ergänzen ließe. Durch Übertreiben und Instrumentalisieren des menschengemachten Klimawandels ließe sich eine flankierende  propagandistischen Waffe gegen China und seine wirtschaftliche Macht schmieden.

Symbolbild

Der etwas unscharfe Zusammenhang zwischen Klima-Hype vor allem in Deutschland und Geopolitik der USA soll vorerst durch diese drei Herren symbolisiert werden:

EF5nvBJWwAMbh7L

Rezo << Ströer Media << Cerberus Capital Management << CEO Stephen Feinberg << Vorsitz President’s Intelligence Advisory Board, ernannt von Donald Trump:
Zwei blaue Clowns links und rechts und ein seriöser Mann in der Mitte 😉
Natürlich gibt es einen großen inhaltlichen Widerspruch zwischen Trump und Rezo in der Klimafrage, aber der amerikanischen Politik geht es nie um eine widerspruchsfreie ‚Haltung‘, eine sehr deutsche Idee, sondern darum, die Welt und besonders die Vasallen dorthin zu bewegen, wo sie sie haben will. In diesem Fall heißt das für Deutschland: zu einer weniger wettbewerbsfähigen Industrie. Mit einer extremen Klimapolitik für Deutschland kann das natürlich auch funktionieren.

Fazit und Ausblick

Dirk Pohlmann hat einen besseren Beitrag zur Klimadiskussion abgeliefert. Aus meiner Sicht hat er allerdings nur gezeigt, dass es schlechte Argumente auch unter Klimaskeptikern gibt. Nicht gezeigt hat er dagegen, dass der Klima-Alarmismus in seiner aktuell in Deutschland beliebten Form rational und wissenschaftlich begründet und die einzig mögliche Interpretation der Datenlage ist. (Nach meiner Meinung ist das auch schwer erreichbar, denn die öffentlich bekannten Daten geben das weiterhin kaum her).
In einem nächsten Beitrag will ich der Frage nachgehen, wie eine rationale hiesige Energiepolitik im Kleinen und Größeren aussehen könnte angesichts der weiterbestehenden Unsicherheiten in der Klimafrage und der skizzierten geopolitischen Hintergründe und Krisensymptome.

 

Munich Climate Conference 2019

(Zur deutschen Version dieses Berichts)
Last weekend, the climate conference of EIKE took place here in Munich. I went there to listen to the following lectures:
ProgramSaturdayMorningIn this blog post, I summarize these lectures and add links to the video clips for you to follow the lectures on your own and in full detail (Only the first talk was in German and is not easily accessible for most of the international public).

Christian Schlüchter, Switzerland

Prof. em. Christian Schlüchter is a geologist and has studied the glaciers of the Alps in great detail. He reports the findings of very old timber in and below glaciers and what those trees taught him about the glacial epochs of the Alps:
Schlüchter1
The video clip of the 40 minute talk (in German) is available here.
One of the most intuitive finds of Schlüchter’s is this huge tree trunk, found at a glacier tongue (see the most beautiful glacier snout behind!).
This place nowadays is clearly above the limit of vegetation and still there is this tree which attracted Schlüchter’s curiosity and fuelled his research: How old is it? Where and under what conditions has it grown and why is it here:

SchluechterBaum

The first part of his humerous talk covered how such records (timber, turfs, insects etc) have been found and age dated using 14C as a standard method.

The most important slide of his talk shows the last 12,000 years: lower scale from 10,000 BC to 2,000 AC. At the top, the summer temperature deltas compared to 2005 are shown, in the lower half the glacier extent compared to 2005:

SchlüchterÜberblick

Long periods of time in the last 12,000 years, temperatures were higher than in 2005. Early on, from 10,000 to 8.800 BC, and again in the last few hundred years temperatures were significantly lower.
In color, he shows fossil records of his work and those of other research groups all over the world (KGI=King George Island, SVA=Svalbard, CUM=Cumberland Peninsula, SJ=Schnieder Joch/Switzerland). Among his fossil records is also a well-preserved wasp (German: Die WESPE) found in a junk of turfs from under a glacier. The most renowned fossil record, of course is ‚Iceman‚, Europe’s oldest known natural human mummy, found on a glacier at the Italian/Austrian border in 1991.

The key message from this slide is that all of these records were left in times when the alpine glacier extent was smaller than in 2005.

Warm periods: more life

The timberline was at least 300 meters higher which indicates a minimum of 1.8° C higher temperatures. An example of this gives Hannibal, who managed to cross the Alps with elefants because the higher regions were much less covered by ice than in recent centuries.

Warm periods: more civilization

As his summary, Schlüchter gave the following facts:

  • More than 50% of the last 11000 years alpine glaciers were smaller than 2005
  • This fact he baptized ‚dominance of the Hannibalistic world‘
  • Alpine glaciers have shown huge dynamics
  • events of glacier growth were fast and short
  • the little ice age (from the end of the medieval warm period to about 1850) was the longest glacier extension since the last ice age 12000 years ago
  • every warming followed an accelerated course

At the end of his talk, Schlüchter was asked whether and when the Himalayas glaciers would be ice-free as suggested by some. He answered that he does not do prognostics, obviously not very interested in getting into the hottest climate debates.

Find more information about:

Nicola Scafetta, Italy

Nicola Scafetta is an italian physicist und climate modeller who works at Naples university. He is well-known for his criticism of IPCC climate models and, of course not uncontested for creating his own climate models and comparing them to IPCC results. His talk in Munich again took aim at the weaknesses und faults of IPCC climate models:

Scafetta1
His talk took 52 minutes and is available here.
He started by discussing the climate forcings in IPCC models and noted that the solar component they introduce in the models ( I marked that with a blue frame) is negligible compared to anthropogenic forcings:
ScafettaIPCCModelle

Then he presented the results of the IPCC models which, at first sight, support them and are promoted by the IPCC:

ScafettaIPCCArgument

After a short excursus why the argument does not hold as much water as suggested he discussed several areas where the climate models according to him are constantly failing. A key case is the medieval warm period, which he showed here together with the Roman warm period and the modern warm period. This tells us that he does not, of course, deny climate change as such:

ScafettaMediavalWarmPeriod

On this slide, he states that the IPCC models (light blue line) fail to reproduce the medieval warm period (red real data) in the left part of the chart:

ScafettaModelFailure

He notes that the models tend to reproduce the notorious ‚hockeystick‘ shape and therefore fail at the medial warming bump!
(This is an echo of a very old climate change controversy, documented here)
He also shows similar failures for longer periods and demonstrates that the ulimate reason for this is that the models are not capable of reproducing climate variations which follow periodic solar activity.

Therefore, ten years ago, he contrasted his own model forecasts, which take those into account, (black line) to those of the IPCC (dashed blue line), which leads to the climax of the talk:

ScafettaPrognosenVor10Jahren

Ten years later, after noting that the El Nino spikes in the real data (black line) are a separate problem, he left it to the audience to judge which model was better : IPCC 2013 models (green ribbon area) or Scafetta 2013 model (yellow ribbon area):

ScafettaDatenheute

Well, they both are not perfect which denies the claim that the „science is settled“. But Scafetta has a point if only he represents data and forecasts correctly.

After this, his  summary is not much of a surprise:

ScafettaFazit

Nir Shaviv, Israel

Nir Shaviv is a well-known but moderate climate skeptic. Besides the lecture on alpine glaciers by Christian Schlüchter, he was my main reason to choose this half day from the conference program:
NirShaviv1 The video of Shaviv’s 39 minutes talk is available here.
Shaviv continued where Scafetta had ended and discussed the IPCC world and its errors.
For a start, he presented its lines of thinking:

ShavivIPCC

Next, he discussed the validity of each building block, marked the errors und deconstructed the standard picture. He emphasized that the climate sensitivity of CO2 is a priori unknown and largely overestimated by the IPCC:
ShavivCo2Sensitivity

He judged it a severe shortcoming that other forcings than green house gases are ruled out by the IPCC: the sun!ShavivSun

He pointed out that the IPCC overestimates climate sensitivity of CO2 at the expense of solar influences. While IPCC modelers managed to hide this for 20th century data, it will lead to a serious overestimate of temperatures in the 21st when solar influences will be cooling. He therefore expects a much lower temperature rise than predicted by the IPCC, a modest (and manageable) one:

ShavivNoCatastrophe

He presented several arguments why climate sensitivity of CO2 is (drastically)  overestimated. As a first example, known temperature changes by previous volcano eruptions have been much lower than the models suggest:

ShavivSensitivityEvidence1

Second, much higher than today’s CO2 concentrations in the history of the earth had apparently very little to no impact on temperatures (which is in fact a standard argument for every amateur climate skeptic):

ShavivSensitivityEvidence2

Using physical arguments Shaviv manages to set an upper limit for the climate sensitivity of CO2. This should convince the audience to accept additional forcings behind the 20th century temperature rise. Like Scafetta he points at a solar driven forcing.

In this way, self-assured Shaviv arrives at a scathing judgment about climate science (red frame is mine):

ShavivFazit

To finish, he points out that the link from solar activity to earth temperature need not be direct solar irradiation but could be more indirect interactions. This leads him to hand over to Henrik Svensmark with whom he apparently is closely harmonized, because Svensmark presents a possible interaction of solar activity with earth climate from his own research:

Henrik Svensmark, Denmark

Henrik Svensmark is a Danish physicist und climate researcher. As other speakers he reports that he finds it more and more difficult to raise funds for his research because its results contradict the IPCC position:

Svensmark1
His talk of 32 minutes is available here.
The mechanism he investigated is the influence of cosmic rays on the creation of clouds. This happens through creation of ions which serve as clouding seeds in the atmosphere:

CosmicRayCloudLink

By experiments and also by correlation measurements Svensmark has investigated this mechanism of cloud creation by cosmic rays.
This is interesting because IPCC researchers cite reduction of cloud creation by global warming as a possible positive feedback mechanism which could escalate global warming to catastrophic levels. Svensmark assumes that it provides a way how solar activity, via its solar winds, has a climate impact on the earth which adds to the direct impact of solar irradiation to the earth.

The importance of cloud creation as a cooling climate factor is thus undisputed, unlike Svensmark’s conclusion:

SvensmarkConclusion

As Shaviv has oulined in his talk, Svensmark’s research opens an indirect channel by which solar cycles could have more impact on the earth’s climate than the IPCC admits. Solar winds would modulate cloud creation with the typical periodicities of the sun’s  cycles. Cloud creation by cosmic rays could thus help to close the gap between climate models and real climate data which Scafetta demonstrated in his talk, e.g. the failure to reproduce the medieval warm period.

Scientific summary

As a physicist I found all 4 talks interesting. They demonstrate that real and sophisticated science on climate was presented at that conference. Nothing suggests that this is less serious or valid science than anything I experienced during my time as a master and Ph.D student in physics. The presented results make it seem rather improbable that the climate models of the IPCC are complete, beyond any doubt or worth a 97% consensus.

Intimidation, Relocation, Police protection

When this conference was scheduled in its usual location, a Munich hotel, a media campaign smeared it as anti-scientific, right-wing and even for ‚killing people‘ by denying climate change. The most prominent newspaper pushing that campaign was the Berlin based newspaper Tagesspiegel, which published several articles smearing the conference. Shortly before its start, the Munich based Umweltinstitut published an open letter calling the hotel to cancel the conference which it did after a group of activists entered its lobby and smeared the conference and upset guests. The hotel management declared that

„Denying climate change is not compatible with NH group values“

Find a rather lurid report of the events in English here. Unfortunately, there are no other reports in English language media which represent the events in a less martial way.

The conference, however, took place in a different location and under police protection, but in an orderly way and without any serious troubles.
Not only was a police car placed outside the entrance when I entered and left the places:

Polizeischutz

but also inside the building there were security people and police officers.
I find it rather bizarre that a conference discussing the contents I have heard (and presented in this report) should find it difficult to find a location and should even need police protection.
This is clearly an attack on freedom of science and speech by a very small number of activists and, in the first place, by publicly funded ‚green‘ institutions and national media. One of the frequent reprovals in national media was that the conference organized by EIKE was in connection with the Heartland Institute and its International Climate Conferences.
The spirit of smearing and outlawing that is going on in the climate ’scientific‘ debate as  around the Munich conference is best described in this conversation between ex-US-Senator Ron Paul and climate scientist Judith Curry:

„Curry:  I think that the solar influences are not given sufficient attention“

 

Update 23.12.2019
Comparisons of Scafetta’s with IPCC models can be found here.
There also seems to be a strongly decreasing trend in estimates of climate sensitiviy which is a crucial argument not only by Scafetta but also for Nir Shaviv’s reasoning:
ClimateSensitivity

Note that a

 

Klimakonferenz München 2019

(there is an English version of this report)
Am Wochenende hat die Klimakonferenz von EIKE in München stattgefunden. Ich habe mir die 4 Vorträge des Vormittagsprogramms am Samstag angehört:ProgrammSamstagVormittagIch fasse hier die Vorträge kurz zusammen und verlinke jeweils auf die Aufzeichnung, damit sich jeder Leser bei Interesse den Vortrag selbst ansehen kann.

Christian Schlüchter, Schweiz

Prof. em. Christian Schlüchter hat sich als Geologe intensiv mit den Gletschern der Alpen beschäftigt. Über seine Funde von sehr altem Holz in und unter Gletschern und was sie über die Vergletscherung der Alpen verraten, hat er in seinem Vortrag berichtet:
Schlüchter1
Das Video des 40-minütigen Vortrags findet sich hier.
Die wichtigste Folie seine Vortrags zeigt die letzten 12 Tausend Jahre: Skala unten von 10 Tausend vor bis 2000 nach Christi Geburt). Ganz oben ist die Temperaturdifferenz im Sommer im Vergleich zu 2005 eingetragen, im unteren Teil der Grad der Vergletscherung (‚Glacier extent‘):

SchlüchterÜberblick

Bunt eingetragen sind Funde von Bäumen, Pflanzen und Tieren, sowohl eigene als auch die anderer Forscher in der ganzen Welt (‚Iceman’= der ‚Ötzi‘). Die ‚Wespe‘ ist beispielsweise eine Schlupfwespe, die er in einem ‚Torfballen‘ unter dem Grimsel-Gletscher gefunden und dann datiert hat. Diese Funde und ihre 14C-Datierung wurden im ersten Teil des Vortrags vorgestellt. Das wesentliche Ergebnis ist, dass ALLE diese Funde aus der Zeit stammen, als die Alpen weniger vergletschert waren als 2005.

Warme Zeiten: mehr Leben

Die Baumgrenze lag mindestens 300m höher. Exemplarisch steht dafür Hannibal, der zur Römerzeit mit Elefanten die Alpen überqueren konnte, weil die Hochlagen sehr viel weniger vergletschert waren als in den letzten Jahrhunderten.

Warme Zeiten: mehr Zivilisation

Laut Schlüchter sind die Gletscher immer wieder rapide gekommen und rapide verschwunden, aber in mehr als der Hälfte der Zeit waren die Gletscher kleiner als 2005:

SchlüchterFazit

Am Ende seines Vortrags wurde Schlüchter gefragt, ob und bis wann der Himalaya gletscherfrei sein würde, wie manche behaupteten. Er antwortete, er sei „nicht Prognostiker“, offensichtlich daran interessiert, sich aus den ganz strittigen Klimastreitfragen herauszuhalten.
Über seine Forschungsergebnisse und wie sie ihn trotzdem mit der Klimaforschung in Konflikt gebracht haben, kann man sich auch in einem schon 5 Jahre alten Interview informieren.

Nicola Scafetta, Italien

Nicola Scafetta ist ein italienischer Physiker und Klimamodellierer, der an der Universität Neapel arbeitet (Der englische Wikipedia-Eintrag ist etwas ausführlicher und aktueller). Er ist als Kritiker der Klimamodelle seit langem bekannt und wird bekämpft, weil er eigene Klimamodelle rechnet und mit deren Ergebnisse die IPCC-Modelle kritisiert.
Sein Vortrag gestern beschäftigte sich auch wieder mit den Schwächen und Mängeln der IPCC-Klimamodelle:

Scafetta1
Der Vortrag dauerte etwa 52 Minuten und ist hier verfügbar.
Er diskutierte die Klimatreiber in den IPCC-Modellen und wies insbesondere darauf hin, dass die solare Komponente darin als verschwindend gering angesetzt wird (der blaue Kasten um die entsprechende Aussage ist von mir):
ScafettaIPCCModelle

Dann stellte er die Ergebnisse der IPCC-Modelle vor, die auf den ersten Blick für sie sprechen und vom IPCC auch herausgestrichen werden:

ScafettaIPCCArgument

Nach einem kurzen Diskurs, warum das Argument trotzdem nicht so gut sei, wie es scheine, diskutierte er ausführlich die Stellen, wo die Klimamodelle nach seiner Meinung versagen. Zentral dafür ist die Mittelalterliche Warmzeit, die er hier gemeinsam mit der Warmzeit der Römerzeit und der modernen Erwärmung zeigt (er leugnet also nicht einen Klimawandel!):

ScafettaMediavalWarmPeriod

Auf dieser Folie stellt er fest, dass die IPCC-Modelle daran scheitern, diese mittelalterliche Warmzeit zu reproduzieren:
ScafettaModelFailure
Er weist darauf hin, dass die Modelle den berühmt-berüchtigten ‚Hockeystick‚ reproduzieren und genau deshalb an der mittelalterlichen Warmzeit scheitern würden!
Dasselbe zeigt er dann auch noch für längere Zeiträume und macht an ausgewählten weiteren Beispielen deutlich, dass das letztlich daran liegt, dass die Modelle nicht in der Lage sind, die Zyklen der Sonnenaktivität zu reproduzieren, sobald sich diese in Klimadaten wiederfinden.
Deshalb setzte er, Höhepunkt des Vortrags, vor 10 Jahren seine eigenen Modellprognosen, die diese berücksichtigen (schwarze Linie) denen der IPCC-Modelle (blau gestrichelte Linie) entgegen:

ScafettaPrognosenVor10Jahren
Und 10 Jahre später überlässt er, nach dem Hinweis, dass die El Nino-Spitzen in den Echtdaten außen vor bleiben, dem Zuschauer die Entscheidung, welches Modell besser war: IPCC 2013 Modelle (grünes Band) oder Scafetta-2013-Modell (gelbes Band):ScafettaDatenheute

Wenig überraschend kommt er so zum Schluss:

ScafettaFazit

Nir Shaviv, Israel

Nir Shaviv hatte ich in einem ausführlichen früheren Blogbeitrag bereits als Klimaskeptiker vorgestellt. Er war (neben dem Interesse an einem Alpen- und Gletschervotrag) der wesentliche Grund, warum ich mir diesen halben Tag aus dem Konferenzprogramm ausgewählt hatte:
NirShaviv1

Shavivs Vortrag von 39 Minuten Länge ist hier komplett abrufbar.
Shaviv schloss mit seinem Vortrag nahtlos an den von Scafetta an, diskutierte die Validität der IPCC-Klimamodelle auf abstraktem Niveau.
Zunächst die Vorstellung des groben IPCC-Bildes:

ShavivIPCC

Dieses Bild klopfte er in seinem Vortrag nach und nach ab und zerlegte es in wichtigen Punkten. Besonders wichtig ist ihm, dass die CO2-Sensitivität der Temperatur vom IPCC sehr hoch angesetzt wird, tatsächlich aber unbekannt ist:
ShavivCo2Sensitivity

Fehler sieht er besonders darin, dass andere Treiber als CO2 vom IPCC ausgeschlossen werden: die Sonne!
ShavivSun

Und am Ende steht für ihn fest: dass die CO2-Sensitivität vom IPCC stark überschätzt wird zu Lasten solarer Einflüsse und dass deshalb die IPCC-Modelle den weiteren Temperaturanstieg im 21. Jahrhundert ebenfalls stark überschätzen:
ShavivNoCatastrophe

Er gab mehrere Argumente an, warum die CO2-Sensitivität des Klimas drastisch überschätzt wird. Die Klimawirksamkeit vergangener Vulkansausbrüche würde von den IPCC-Modellen stark überzeichnet werden gegenüber den bekannten realen Wirkungen:

ShavivSensitivityEvidence1

Weiterhin hätten hohe CO2-Konzentrationen in der Erdgeschichte nur wenig auf das Klima zurückgewirkt (das ist allerdings ein Standard-Argument für jeden Feld-Wald-Wiesen-Klimaskeptiker):

ShavivSensitivityEvidence2

Mit physikalischen Argumenten setzt Shaviv so nach und nach eine Obergrenze für die Klimawirksamkeit von CO2 und veranlasst den Zuhörer so, einen alternativen Treiber anzuerkennen. Wie bei Scafetta ist das ein Link von der Sonnenaktivität zum Klimageschehen.

So kommt der sehr selbstbewusste Shaviv zu einem eigentlich vernichtenden Fazit über die Klimawissenschaft (roter Rahmen von mir):

ShavivFazit

Er weist zum Schluß darauf hin, dass der Link von der Solaraktivität zur Temperatur auf der Erde nicht zwingend die direkte Strahlung unserer Sonne sein muss, dass auch andere Wechselwirkungen möglich sind. Anschließend überlässt er es Henrik Svensmark, mit dem er eng abgestimmt ist, eine mögliche alternative Wechselwirkung aus seinen Forschungsergebnissen vorzustellen.

Henrik Svensmark, Dänemark

Henrik Svensmark ist ein dänischer Physiker und Klimaforscher. Er (wie andere Redner) berichtete davon, dass er es zunehmend schwerer hat, Forschungsgelder für seine Arbeit zu erhalten, weil seine bisherigen Ergebnisse den IPCC-Modellen widersprechen.

Svensmark1
Der Vortrag von 32 Minuten Dauer kann hier angesehen werden.
Der Mechnismus, den Svensmark untersucht hat, ist der Einfluss kosmischer Strahlung auf die Wolkenbildung. Diese erfolgt über die Erzeugung von Ionen als Keime für die Wolkenbildung.

CosmicRayCloudLink

Svensmark hat experimentell und auch mit Korrelationsmessungen von Wolkenbildung und kosmischer Strahlung diesen Mechanismus untersucht. Das ist auch deshalb interessant, weil auch IPCC-konforme Forscher daran arbeiten, dass Änderungen an der Wolkenbildung (durch Erwärmung) den menschengemachten Klimawandel verstärken könnten. Die enorme Bedeutung der Wolkenbildung (als Kühlfaktor) für das Klima ist also nicht strittig. Strittig ist aber Svensmarks Fazit:

SvensmarkConclusion

Wie bereits Shaviv in seinem Vortrag ausgeführt hatte, öffnet Svensmarks Forschung einen indirekten Kanal, mit dem die Zyklen unserer Sonne (über die solaren Winde, die kosmische Strahlen mehr oder weniger stark von der Erde ablenken) über die eigene Strahlung zur Erde hinaus an das Klima auf der Erde ankoppeln können. Die Wolkenbildung durch kosmische Strahlen könnte also die von ihm festgestellte Lücke im IPCC-Modell schließen und erklären, warum seine Klimamodelle häufig Klimaschwankungen nicht reproduzieren können, die sonnentypische Periodizitäten (von u.a. 11, 22 und 60 Jahren) aufweisen.

Wissenschaftliches Fazit

Alle 4 Vorträge waren für mich als Physiker sehr interessant und zeigen, dass auf der Konferenz interessante und wissenschaftlich anspruchsvolle Klimaforschung auf hohem Niveau vorgestellt wurde. Nichts von dem Gehörten deutet daraufhin, dass hier schlechter oder über schlechtere Forschung vorgetragen wurde, als ich es in meiner Zeit als Doktorand der Physik erlebt habe. Die vorgestellten Ergebnisse lassen es eher unwahrscheinlich erscheinen, dass die Klimamodelle des IPCC vollständig, über jeden Zweifel erhaben oder einen  97%igen-Konsens wert sein können.

Einschüchterung, Verlegung, Polizeischutz

Im Vorfeld hat es Versuche gegeben, die Konferenz zu verhindern. Nach einem Offenen Brief des Umweltinstituts München und einer Demonstration von ca. 20 Personen in der Lobby des ursprünglichen Veranstaltungshotels, hat diese den Vertrag gekündigt und die Konferenz gezwungen, (erfolgreich) nach einem neuen Veranstaltungsort zu suchen. Hier die freundliche Sicht auf diese Einschüchterung im Vorfeld, hier die wenig freundliche.

Unter anderem rief die Linke Bayern dazu auf, auch am neuen Veranstaltungsort gegen die Konferenz zu demonstrieren:

LinkeStellungnahme
So habe ich also sowohl morgens kurz vor 9:00 Uhr beim Betreten des Tagungsorts als auch beim Verlassen um 14:00 Uhr diese Polizeistreife vor der Tür gesehen:Polizeischutz

Auch in den Tagungsräumen gab es nicht nur einen Sicherheitsdienst, sondern auch Polizisten.
Die Proteste und der Hass gegen die Konferenz ist angesichts der Inhalte, die ich gehört habe (und die sich jeder selbst anhören kann), völlig absurd. Wer solche Vorträge militant verhindert, bedroht die Demokratie und Freiheit definitiv mehr als jeder sogenannte ‚Klimaleugner‘. Keiner von ihnen versucht schließlich, mit Drohungen gegen Hotels Konferenzen zu verhindern, wo nur 100% IPCC-konforme Vorträge gehalten werden.
Tatsächlich habe ich vor und nach der Konferenz auch niemanden gesehen, der sich gestern vor Ort eingefunden hätte, um zu protestieren, und bis jetzt sind keine Berichte erschienen, die darauf hindeuten, dass es am Abend ernsthafte Proteste gegeben hätte. Die ganze Sache ist also allein durch einige Aktivisten getragen worden, die in den Medien Hetze verbreitet und im NH-Hotel demonstriert haben. Möglicherweise hat auch jemand noch im Hintergrund Druck auf die Hotelleitung ausgeübt.
Den schrillen Ton geben jedenfalls Organisationen wie der BUND und Axel Mayer vor:
BUNDMayer

Reaktionen

Die Süddeutsche Zeitung hat vor einigen Stunden einen Bericht über die Konferenz geschrieben, der praktisch keine Inhalte der Konferenz wiedergibt, außer solche, mit denen sie sich diffamieren lässt:
Man trifft Diplomingenieure, die schon immer in fossil gemacht haben und nun, im Alter, ihr Lebenswerk durch die Energiewende infrage gestellt sehen
Mit Herablassung von ‚Diplomingenieuren‘ zu sprechen und zu verschweigen, dass zumindest in den 4 Vorträgen, die ich gehört habe, international bekannte Wissenschaftler vorgetragen haben, ist dann doch ziemlich armselig.

Nachtrag 30.11.2019
Das von Nicola Scafetta behauptete Problem der Klimamodelle mit der mittelalterlichen Warmzeit und dem Hockeystick ist offensichtlich ein uraltbekanntes und wurde 2006 in einer Anhörung des US-Senats thematisiert, wie hier dokumentiert ist.

Nachtrag 23.12.2019
Vergleiche von Scafettas Modellen mit denen des IPCC gibt es hier.
Es gibt anscheinend in der Klimawissenschaft einen starken Trend zu sinkender Klimasensitivität von CO2. Das spielt nicht nur Scafettas, sondern auch Nir Shavivs Argumentation in die Hände:
ClimateSensitivity