Talkshow mit Eva Herman

Eva Hermans Beschreibung der Abläufe in Fernseh-Talkshows hat einen wahren Kern.
Gleichzeitig können diese Abläufe auch von den geplanten Opfern genutzt werden, um sich als Marke zu etablieren.
Nicht zuletzt Eva Herman selbst ist das auch gelungen.

Eva Herman vor fast 7 Jahren über Talkshows:

Sahra Wagenknecht vor 2 Wochen bei Maischberger:

Da passs schon einiges ganz gut zu dem, was Herman beschrieben hat, vor allem an der Art, wie Moderatorin und Stammgast Göring-E. gemeinsam den ungeliebten Gast Wagenknecht durch brutales Unterbrechen „fertigmachen“.

Allerdings sitzt Wagenknecht selbst nicht gerade wenig in Talkshows. Und ihre Rolle als dauerpräsente Buhfrau schadet ihr nicht, sondern stellt die Basis ihrer Bekanntheit und ihrer limitierten, aber stabilen Popularität dar.
So schreibt Frank Lübberding im Cicero:

„ihre Glaubwürdigkeit beruhte auf den Nimbus der Außenseiterin“.
Daran haben solche Auftritte in Talkshows ihren wesentlichen Anteil.
Mit der Positionierung des BSW als „Gemischtwarenladen“ und „Partei der sozialen Marktwirtschaft“, die insbesondere im Osten mutmaßlich schnell in die Position eines „Züngleins an der Waage“ und damit auch in Verantwortung kommen könnte, wäre aber das bisherige mediale Erfolgsmodell „Aufrechte Außenseiterin“ von Wagenknecht selbst mittelfristig in Gefahr, so Lübberding.

Hermans Emanzipation

Herman hat 2006 einen „Skandal“ verursacht mit diesem Buch:

Auf einigen Umwegen hat sie in der Folge ihre Präsenz im Fernsehen verloren. Der Höhepunkt der medialen Kampagne gegen sie war dieser Auftritt in der Talkshow von Johannes B. Kerner:

2007: Die „Hinrichtung“ von Eva Herman durch Johannes B. Kerner

Schon zuvor hatten Medien wie der Stern Herman zur Anti-Feministin aufgebaut:

Mehr Inhalte als Wertungen zu Hermans Buch gab es zum Beispiel in der Augsburger Allgemeinen:
„Auch der Mann braucht Freiheit, nicht nur die Frauen, die Emanzipation als nahezu grenzenlos persönliche Freiheit verstehen.“

Heute steht Eva Herman vor dem Paradox, dass sie sich, auch als Frau, persönlich durch ihren Ausbruch aus dem progressiven Konsens mehr emanzipiert hat als die meisten Progressiven, die weiter auf ausgetretenen Pfaden wandeln.
Sie war eine Vorreiterin und wurde ein Vorbild für diejenigen, die bezweifeln, dass „modern“ immer „besser“ bedeutet:

Der Beginn einer Welle

2007 konnte ich mit Hermans Thesen noch wenig anfangen.
7 Jahre später jedoch begegnete mir auf der Suche nach Urlaubslesestoff in dem einen Bücherständer des Dorfladens meines liebsten französischen Dörfchens ein Buch, von dem ich schon viel gehört hatte:

Ein Meisterwerk mit starker philosophischer Komponente!
Hier eine gute Inhaltsangabe.
(Wie so oft verfehlt die Verfilmung die tieferen Gedanken des Buches komplett)
Persönlich habe ich besonders die Abrechnung mit dem Rockstar-Idolismus tief bewegt genossen, als hätte ich seit mindestens 30 Jahren auf sie gewartet.
Seither lässt sich der Gedanke nicht mehr unterdrücken:
Nicht alles, was uns als Moderne, als Fortschritt verkauft wird, ist dem echten Leben förderlich und wird eine Zukunft haben. Die Zukunft ist offen. Es ist möglich, auch mal NEIN! zu sagen.

Nachtrag 2.5.2024

Hier der Link auf das Schuler-Interview

Eva Herman vom Kanzler bestätigt

Den Beitrag vom 13. März über Vorwissen und Vorahnungen hatte ich mit dem Podcast von Eva Herman vom 30. Dezember eingeleitet, in dem sie berichtet hatte:
Hohe Alarmstufe für Energieversorgung: Im ersten Quartal 2022 rechnet man mit einem exogenen Schock!

Podcast von Eva Herman und Andreas Popp vom 30.12.2021

Darin wurde angekündigt, dass Robert Habeck im 1. Quartal Einschränkungen in der Energieversorgung ankündigen würde, wahrscheinlich schon im Januar.
Diese Ankündigung hat es jetzt gegeben, allerdings erst kurz vor Ende des Quartals am 30. März

Person und zentrale Inhalte der Ankündigung haben Herman/Popp also drei Monate im Voraus richtig angekündigt. Das ist eine Information, die zu jenem Zeitpunkt in keinem großen und „seriösen“ Medium zu haben war. Neben diesem unbestreitbaren Erfolg verblasst, dass das Timing nur im Groben richtig war.

Für mich noch wichtiger ist ein anderer Aspekt ihres richtigen Vorwissens:
Meine Frage war, ob ihre Angabe richtig ist, dass sie ihr Vorwissen von Whistleblowern aus deutschen Ministerien erhalten haben (können).
Bundeskanzler Olaf Scholz höchstpersönlich hat diese Frage vor dem versammelten Bundestag am 23. März 2022 öffentlich beantwortet:

Olaf Scholz bestätigt Herman/Popp

Er sagte:
…Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir Sanktionen verhängt, die ihresgleichen suchen. Über Monate hinweg haben wir sie bis ins kleinste Detail vorbereitet, damit sie die Richtigen treffen, damit sie wirken…

Damit ist erwiesen, dass zum Jahresende das von Herman/Popp behauptete Wissen in dt. Ministerien vorhanden war. Und es ist auch erwiesen, dass diese Sanktionen schon vor dem Kriegsbeginn erarbeitet wurden.

Mehr Vorwissen

Am 11.10.2021 wurde im Münchner Merkur dieser Artikel veröffentlicht:

Der Artikel lohnt sich und enthält viele interessante Details:
– Die Welt befinde sich „am Rande des Abgrunds”, sagte Antonio Guterres
– Der Westen fürchtet einen Kalten Krieg mit China, Russland und Iran
– Der überstürzte Abzug der USA und ihrer Verbündeten aus Afghanistan schuf eine Lage, in der sich die Bildung ebenjener Allianz beschleunigen könnte

In genau diese internationale Lage hinein konstituierte sich die neue Ampel-Bundesregierung. Man kann davon ausgehen, dass die neue Bundesregierung praktisch von Anfang an mit dem künftigen Kalten Krieg (und den Sanktionen gegen Russland) befasst war. Aber es geht eben weiterhin um etwas viel Größeres als die Ukraine.

Neuer Kanzler, neuer …

Es sei in diesem Kontext daran erinnert, dass sich die letzte sozialdemokratisch geführte Regierung von Gerhard Schröder 1998 fast mit demselben Timing vor dem Kosovokrieg (ab 24. März 1999) konstituierte, der bei ihrem Amtsantritt schon beschlossen war:

Es gab immer Stimmen, die behaupteten, dass der Kosovokrieg mit dem alten Kanzler Helmut Kohl nicht möglich gewesen wäre. Wie das mit dem Ukraine-Konflikt und der alten Kanzlerin Angela Merkel war, werde ich in einem künftigen Blogbeitrag beleuchten.

Familientradition

In dem Merkur-Artikel ist auch der 2017 gestorbene amerikanische Geostratege Brzezinski erwähnt. Wie der Zufall so will, wurde sein Sohn Mark Brzezinski im Sommer 2021 von Joe Biden als Botschafter in Polen nominiert. Er trat sein Amt trotz anfänglicher Ablehnung durch die polnische Regierung zum Jahreswechsel 2021/2022 an, also genau zum richtigen Zeitpunkt, um wirklich in die Fußstapfen seines Vaters zu treten: