Ein bemerkenswerter Sieg

Wenig ist im Medien-Mainstream zu lesen über den Erfolg von Gerhard Wisnewski bei der Abwehr einer Klage von Richard Gutjahr. Dabei hatte der BR-Journalist Richard Gutjahr noch Anfang des Jahres ein großes Medien-Echo ausgelöst mit der Ankündigung, sich Personen „weise“ auszusuchen und gegen sie vorzugehen, die ihm ein Vorwissen zu den Attentaten von 2016 in Nizza und München unterstellen. Dabei haben er und sein Anwalt sich offensichtlich gewaltig verschätzt. Hier das  Thriumphgeheul der „Verschwörungstheoretiker“ und hier ein seriöser Jammertext zum überraschenden Prozessausgang.

In meinem Beitrag geht es wenig um den Fall Gutjahr und mehr um Gerhard Wisnewski, seine Stärken und Verdienste und die Schwächen und Grenzen seiner Arbeit. Und natürlich geht es auf dieser Grundlage auch um eine Einschätzung des Urteils:

Gut oder weniger gut für die Freiheit von Meinung und Berichterstattung?

Die Verdienste des Gerhard Wisnewski

Gerhard Wisnewski hat sich als WDR-Journalist mit Recherchen zuRAF-Phantomm Thema RAF-Terrorismus einen Namen gemacht. Er hat im Magazin ‚Monitor‘ nach Recherchen im Sommer 1992 zur bis heute nicht aufgeklärten Ermordung von Alfred Herrhausen Hinweise präsentiert, dass der Kronzeuge der Behörden für eine RAF-Täterschaft, der V-Mann Siegfried Nonne, zu dieser Aussage genötigt und gedrängt worden war. Der Untergang dieser Spur hat zu einem erheblichen Glaubwürdigkeitsverlust des bis dahin in Deutschland in der breiten Öffentlichkeit nie in Frage gestellten Narrativs vom gefährlichen Linksterrorismus geführt. Der Glaubwürdigkeitsverlust könnte so groß gewesen sein, dass er ein Jahr später zum Zwischenfall von Bad Kleinen geführt hat, bei dem mit dem toten Wolfgang Grams endlich ein Mitglied der 3. Generation der RAF auftauchte. Diese Geschichte hat Wisnewski mit 2 Mitautoren in diesem Buch dokumentiert, für Deutschland eine Pionierarbeit auf dem Feld des Terrorismus unter falscher Flagge. Wisnewskis früher Verdacht ist später in sehr akribischen Arbeiten sogar für die 2. Generation der RAF bestätigt worden: Der RAF-Terror muss von staatlichen Stellen mindestens gedeckt worden sein.

Im Jahr 2003 hat es Wisnewski wieder im WDR gewagt, Zweifel an der offiziellen Version zum 11. September zu äußern, namentlich an den Flugzeugabstürzen von Shanksville und ins Pentagon. Dieses Mal hat ihn diese Kühnheit nach sehr negativen Berichten im Spiegel und anderen Medien die Aufträge seines wichtigsten Brötchengebers, des WDR, gekostet.

9/11 – eines der stärksten Tabus unserer Zeit

Wisnewski war eines seiner ersten Opfer, aber das Tabu, den Ablauf des 11.9.2001 in Frage zu stellen, ist eines der stärksten der letzten Jahrzehnte. Kein Wunder, hat doch dieses Ereignis die Rechtfertigung für eine ganze Serie von Kriegen „gegen den Terror“ u.a. in Afghanistan und im Irak geliefert, die allesamt zu katastrophalen humanitären und auch strategischen Ergebnissen geführt haben, wie inzwischen allgemein anerkannt wird.
Wegen Verletzung dieser Tabus sind nach Wisnewski noch weitere Medienschaffende ins Visier massiver Kampagnen geraten, u.a. Ken Jebsen und Daniele Ganser.

Eine der größten medialen Niederlagen für die Staatsversion der Attentate vom 11. September war aber die Veröffentlichung einer rein technischen Arbeit von Vertretern der amerikanischen Ingenieur-Organisation „Architects & Engineers for 9/11 Truth“ in „Europhysics News“, dem Mitteilungsblatt der Dachorganisation der Europäischen Physikalischen Gesellschaften. Dabei wurden solche verstörenden Detailfotos von offensichtlichen Explosionen aus dem Inneren der Gebäude weit unterhalb der aktuell einstürzenden Etagen gezeigt:

AE911ThruthSquibs

und Berechnungen auch zum weniger bekannten Einsturz des dritten, nicht von einem Flugzeug getroffenen Gebäudes  WTC-7 vorgestellt, das bereits im Mittelpunkt von Daniele Gansers Artikel im Schweizer Tagesspiegel im Jahr 2006 zu dem Thema gestanden hatte.
Tatsächlich sind also Zweifel am Ablauf des 11. Septembers in den Jahren seit 2003, dem Jahr des Rauswurfs von Gerhard Wisnewskis beim WDR, durch viele unabhängige Autoren und mit ganz anderen Ansätzen zu verschiedenen Aspekten immer weiter fundiert und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt worden. Die Aussagen des Bürgermeisters von Shanksville, der laut Wisnewski ursprünglich am angeblichen Einschlagsort des Flugs kein Flugzeug gesehen haben will („Da war nichts! … Nur dieses Loch.“) haben seither sehr stark an Bedeutung verloren, denn die inzwischen gesammelten physikalisch-technischen Einwände insbesondere zum Einsturz von WTC1, WTC2 und vor allem WTC7 sind durch korrigierte Zeugenaussagen[1] nicht mehr zu entkräften.
Trotzdem fühlt sich auch ein Medien-Watchdog wie Übermedien noch heute genötigt, diesen Beitrag von Wisnewski als Grund für seinen Rausschmiss beim WDR zu unterstützen:

ÜbermedienEmpört

Andere mutmaßliche journalistische Fehlleistungen oder Unsauberkeiten desselben Kalibers werden von Übermedien wohl gelegentlich kritisiert, aber praktisch nie mit der Forderung verknüpft, den Verantwortlichen auch zu entlassen. Woher die doppelten Standards? Woher der giftige Eifer im Fall Wisnewski? Und warum in einem Fall, wo Wisnewskis Verdacht inzwischen durch viele andere und schwer widerlegbare Arbeiten erhärtet worden ist?

[1] Bei der hohen Brisanz der Thematik für die Weltpolitik ist gleichzeitig auch klar, dass es einem Staat, der bei  einem anderslautenden Befund mit dem Rücken zur Wand stehen würde, nicht schwerfallen sollte, einen kleinen Bürgermeister im eigenen Land zu einer korrigierten Aussage zu drängen, zu nötigen oder auch zu erpressen. Eine Korrektur auch von gegenüber Wisnewski tatsächlich gemachten Aussagen wäre unter diesen  Bedingungen also wenig überraschend und wenig beweiskräftig.

Best of Wisnewski:
Der begründete Anfangsverdacht

Nach der Nachricht vom juristischen Sieg Gerhard Wisnewskis über Richard Gutjahr habe ich mir den betroffenen Jahrgang von „verheimlicht vertuscht vergessen“ bestellt. VVV2017Im Gegensatz zum „RAF-Phantom“ hatte ich bisher kein Buch Wisnewskis aus dieser Reihe gelesen. Das Buch ist seit dem Prozesserfolg und damit dem Ablauf  einer einstweiligen Verfügung beim Autor wieder verfügbar, so dass sich jeder ein eigenes Bild von dem machen kann, was Wisnewski über Gutjahrs mögliche Rolle beim Terror von Nizza und München geschrieben hatte.
Man kann das durchaus als „Raunen“ bezeichnen: Außer bekannten Tatsachen und Spekulationen und Fragen, die Richard Gutjahr nicht beantwortet hat, stehen da keine weiteren Details.

Auch bei anderen Themen findet man viel Gegen-Meinung zu dem, was der Mainstream als Tatsache berichtet oder bewirbt. Die Bandbreite reicht von Flüchtlingen über die Gesundheitsschädlichkeit des Frauen-Karriere-Ideals bis zur Mondlandung. Viele Quellen sind im Mainstream nicht gerade besonders wohlgelitten.

Aber einen Fall, der an die Pionierleistungen des Gerhard Wisnewski anknüpft, habe ich in dem Buch doch gefunden:

Das Eisenbahnunglück von Bad Aibling

Die offizielle Version des Geschehens findet man hier. Dagegen lässt sich der Verdacht Wisnewskis mit wenigen Quellen skizzieren:
Mir war anhand dieses Berichts auch schon damals aufgefallen, dass sich der behauptete Ablauf mit dieser komplexen Fehlerkette mit Fahrlässigkeit durch Ablenkung kaum vereinbaren lässt. Die von Wisnewski zitierte Behauptung der Staatsministerin Haderthauer, dass das Unglück vorsätzlich  entstanden sein müsse, weil die Möglichkeit, dass Fahrlässigkeit so die technischen Sicherungen außer Kraft setzen könne, absolut schockierend sei. Diese Aussage habe ich so im Netz nicht mehr gefunden, stattdessen nur eine stark entschärfte Version davon. Nehmen wir zugunsten von Wisnewski (ähnlich wie beim Bürgermeister von Shanksville) einmal an, dass diese Aussage von interessierter Seite medial nachjustiert worden ist. Die sehr spät angeordnete Untersuchungshaft für den Beschuldigten fand wie von Wisnewski berichtet tatsächlich auch das Lawblog sehr ungewöhnlich. Wisnewski vermutet, dass er damit unter Druck gesetzt wurde, um ein passendes Geständnis zu erreichen. Im Lawblog-Beitrag wird übrigens auch Wisnewskis Hinweis bestätigt, dass der Fahrdienstleiter sein Online-Spiel einige Minuten vor dem Unglück beendet hatte, die Ablenkung so groß also nicht gewesen sein kann. Wisnewski weist auch korrekt auf die Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hin, die bestätigt, dass just am Tag vor dem Unglück eine Inspektion des Stellwerks stattgefunden hat, bei der nach seiner Ansicht eine Manipulation der Anlage vorgenommen worden sein könnte:
„Die in der Antwort zu Frage 3 angesprochene Inspektion am Stelltisch und der Innenanlage fand am 8. Februar 2016 in der Zeit von 9:10 Uhr bis 15:36 Uhr statt. Da anschließend wieder ein regulärer Zugbetrieb erfolgte, kann hieraus kein Zusammenhang mit der Notwendigkeit von Ersatzhandlungen am Folgetag hergestellt werden“
Die alte Spürnase Wisnewski hat damit nach meiner Meinung tatsächlich einen begründeten Anfangsverdacht, dass bei dem Unglück von Bad Aibling nicht alles so gelaufen ist, wie die Medien und die Politik behaupten, dass da durchaus auch ein Sabotage- oder Terrorakt vertuscht worden sein könnte. Wisnewski selbst spekuliert, dass über die Bundesbehörde Bahn die Bayerische Staatsregierung unter Seehofer eingeschüchtert wurde, ihre damals harte Opposition gegen Merkels Politik einzustellen. Das ist aber wirklich Spekulation, denn Hintergründe lassen sich aus den von Wisnewski aufgeführten validen Argumenten nicht ableiten. Inzwischen ist der Fahrdienstleiter übrigens wieder aus der Haft entlassen worden.

Wisnewski hat in diesen Fall offensichtlich wesentlich mehr Mühe investiert als in andere Behauptungen aus dem Buch. Was hätte er noch tun können und müssen, um seinen (ungeheuerlichen) Anfangsverdacht weiter zu bestätigen? Er hätte damals den Prozess beobachten oder beobachten lassen können, um zum Beispiel die Aussagen des Fahrdienstleiters wörtlich festzuhalten. Die Frage ist, ob er dafür als freischaffender Journalist, der vom Mainstream ausgestoßen und isoliert wurde, genug Zeit investieren und trotzdem wirtschaftlich überleben kann.

Fazit

Der Freispruch für Gerhard Wisnewski ist im Sinne der Meinungsfreiheit zu begrüßen. Es muss möglich bleiben, medial favorisierte und staatlich erwünschte Narrative über Terror zu hinterfragen und insbesondere auf merkwürdige Zufälle und die Möglichkeit von Vorwissen bei wichtigen Akteuren hinzuweisen, ohne gerichtsfeste Beweise zu haben.
Gerhard Wisnewski bewegt sich inzwischen sicherlich manchmal am Rande des Seriösen und eines angemessenen Aufwands bei schwerwiegenden Überlegungen und Vorwürfen. Allerdings hielt sich der journalistische Aufwand des Medien-Mainstreams von SPIEGEL bis taz, ihm Fehler und Falschmeldungen wirklich nachzuweisen, anstatt sie ihm mit Gegenbehauptungen einfach nur zu unterstellen, eher in noch engeren Grenzen. Das gilt sowohl für die Arbeiten zum RAF-Phantom als auch zu 9/11 und den Flugzeugabstürzen von Shanksville und ins Pentagon. Behördenbehauptungen waren dem vermeintlichen Qualitätsjournalismus immer schon ausreichend, um Behauptungen eines unbotmäßigen Kollegen in die Verschwörungsecke zu stellen. Deshalb freuen mich der Sieg von Wisnewski und die schlecht verborgenen langen Gesichter im sogenannten „Qualitätsjournalismus“.
Als Denkanregung und Kontrapunkt zu einem Journalismus, der überwiegend staatliche Erzählungen zu jeder Form von Terror geradezu grotesk stützt, finde ich jetzt sogar sein Buch „Verheimlicht vertuscht vergessen 2017“ gar nicht einmal so schlecht. Es lohnt sich durchaus, gelegentlich einmal eine Theorie Wisnewskis zu lesen und darüber nachzudenken, ob sie stimmen könnte und wo seine Argumente gut sind und wo nicht.

Der Leser sollte aber wissen, dass die meisten der vielen Theorien Wisnewskis keine Volltreffer sein dürften. Bei ihrer großen Zahl ist das noch unwahrscheinlicher als die Möglichkeit, dass Richard Gutjahr an 2 Terror-Tatorten innerhalb einer Woche aufgetaucht ist, ohne dass irgendjemand Vorwissen über die Taten hatte. Wer auf dieser vergleichsweise dünnen Grundlage Menschen wie Gutjahr mit Hassmails schmäht und verfolgt, ist tatsächlich nicht gut beraten. Das Gericht hat Wisnewski bestätigt, dass er es schlauer angestellt hat. Trotzdem ist die Gutjahr-Geschichte kein Glanzlicht für einen investigativen Journalisten, der Qualität liefern will. Wisnewski kann es besser, immer noch.

Randnotiz

Sehr interessant finde ich auch die Tatsache, dass Richard Gutjahrs Anwalt Markus Kompa nicht nur diesen Prozess gegen Gerhard Wisnewski, sondern auch einen anderen Prozess mit umgekehrten Vorzeichen verloren hat, bei dem er den Blogger ‚Blauer Bote‘ gegen die Klage des Stern und des Bertelsmann-Konzerns verteidigte. Der ‚Blaue Bote‘ hatte dem Stern nur vorgeworfen, mit der Geschichte von der syrischen Bloggerin Bana Alabed Fake News zu verbreiten. Diese These ist weniger kühn als die von Gerhard Wisnewski über Richard Gutjahr, die Niederlage des ‚Blauen Boten‘ mindestens so bemerkenswert wie der Sieg Gerhard Wisnewskis. Vielleicht hat ja das Hamburger OLG tatsächlich weniger für die Meinungsfreiheit übrig als das Kölner. Vielleicht.

Nachtrag 12.09.2018
Diesen Videokommentar zum Thema finde ich nicht schlecht, um den Rechtsstreit zwischen Richard Gutjahr und Gerhard Wisnewski einzuordnen
WikiWeltKommentarAber auch dieser Kommentar darunter bringt nochmals gute Aspekte ins Spiel:
„gutjahr war privat in nizza, und filmte als einziger exakt zur richtigen zeit am richtigen ort, in münchen war er ebenso zur richtigen zeit am richtigen ort, von der anderen seite filmte seine tochter, die normalerweise in usa studiert, und auch zur richtigen zeit am richtigen ort war um die berichterstattung für die usa zu übernehmen. seine frau war beim israelischen militärgeheimdienst…. ich empfehle etwas stochastik. du begehst in deiner analyse einen denkfehler: der vorwurf lautet ja nicht automatisch dass hinter den geschichten ein geheimdienst steckt, sondern nur dass geheimdienste ein vorwissen hatten, und das ist der punkt den es zu hinterfragen gilt: war es möglich ein vorwissen zu haben? die frage irgendeiner schuld kommt erst danach.“
Personen, die Gutjahr hemmungslos bepöbeln, scheinen aber genau diesen Punkt auch nicht zu verstehen!

Nachtrag 01.01.2020
Der ‚Blaue Bote‘ hat im Dezember 2019 Fotos von der 911-Absturzstelle in Shanksville veröffentlicht, die Gerhard Wisnewskis damaligen Bericht über die Ungläubigkeit des Bürgermeisters durchaus plausibel erscheinen lassen. Schwer vorstellbar, dass hier eine große Passagiermaschine einfach im Boden verschwunden ist:
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Dafür, dass er Zweifel an dieser Geschichte im WDR öffentlich gemacht und (angeblich) den Bürgermeister falsch zitiert hat, hat Gerhard Wisnewski seine Aufträge als freier Mitarbeiter des WDR verloren. Und heute beklagt sich Richard Gutjahr, dass ihm die BR nicht in den Prozessen u.a. gegen Wisnewski beigestanden hat 🤔
Hier der originale WDR-Beitrag, für den Gerhard Wisnewski vom WDR geschasst wurde:

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